Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
3. Windbranchentag in Hannover

Bürgerbeteiligung als Mittel zur Akzeptanz

Der Windpark Kalkriese bringt seit der Fertigstellung im Sommer 2016 mit 12 Windenergieanlagen frischen Wind in die Umgebung des niedersächsischen Bramsche. Es handelt sich bei Kalkriese um einen Bürgerwindpark, entstanden aus der Idee der Landwirte im Jahr 2012, das Projekt in eigener Hand zu entwickeln. Die Beteiligung der Bürger mit Windparkanteilen sollte bei mindestens 25 Prozent liegen. Die Betreibergesellschaft Windpark 1 Kalkriese GmbH amp; Co. KG besteht aus 63 Grundeigentümern. Zusammengebracht hat diese das Ingenieurnetzwerk Energie eG (Ineg), ein 2007 von Genossenschaftsbanken und Energiegenossenschaften in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gegründetes Netzwerk. Ineg hatte auch die Windparkplanung und die Kommunikation mit den Bürgern übernommen. Bis kurz vor dem Bau des Windparks im Sommer hatten die Organisatoren einen sechsstelligen Betrag bei den Bürgern eingesammelt. Auch die örtliche Volksbank ist eingebunden.

Für Mathias Paretzke ist diese Windparkentwicklung ein Lehrstück für die Herstellung von Akzeptanz bei neuen Windprojekten. Der Ineg-Vorstandsvorsitzende sprach sich als Referent des Windbranchentages in Hannover für Transparenz als wichtigsten Faktor des Erfolgs von Projekten wie Kalkriese aus: „Wichtig ist es, die verschiedensten Akteure zusammenzubringen“, sagte er. „Dabei sollten den Bürgern die Inhalte klar und deutlich kommuniziert und auf Verbindlichkeit gesetzt werden.“ Bei dem Projekt Kalkriese wurde dies unter anderem erreicht durch einen regelmäßigen Projektbericht.

Gerade für die Akzeptanz der Windenergie sind Bürgerwindparks eine wichtige Stütze. Sie lassen Bürger mehr oder weniger gut an den Windparkeinnahmen mitverdienen. Sie erzeugen ein wachsendes Interesse für die regionale Stromerzeugung. Und im besten Fall binden sie die Anwohner frühzeitig in die Gestaltung des Windparks ein. Widerstand gegen Windenergieanlagen in der eigenen Umgebung ist längst kein Einzelphänomen mehr. Windkraftgegner bundesweit organisieren den Widerstand gegen diese Grünstromerzeugung zunehmend professionell. Wo aber die positiven Effekte der Windenergie und ihre Möglichkeiten durch direkte Beteiligung an einem Bürgerwindpark erfahrbar sind, lassen sich oft auch einstmalige Skeptiker überzeugen.

Die Baustelle als Schaustelle

Auch Michael Schulz, der zweite Vortragende zum Thema Akzeptanz, setzte auf mehr Einbezug insbesondere der regionalen Investoren. Der Kommunikationschef von Clean Energy Power Plants Invest, ein 2012 gegründetes Unternehmen zur Finanzierung von Windkraftprojekten, sagte auf dem Branchentag: „Aktivität statt Diskussion für Akzeptanz, das ist der Schlüssel.“ Dabei sieht er die von ihm vorgestellte Bürgerbeteiligung in Form von Crowdinvesting nicht allein als Finanzierungsinstrument, sondern vor allem als Mittel zur Kommunikation und Information. Bei dieser mit dem Crowdinvesting notwendigerweise einhergehenden Marketingstrategie kämen die richtigen Argumente schnell unter ein großes Publikum: angesichts von Beteiligungen schon ab 250 Euro, einer Reduzierung und Verteilung der Kosten sowie eines proaktiven Auftretens und einer Baustelle als Schaustelle“.

Insgesamt sahen somit beide Vortragenden die Vorteile der Bürgerbeteiligung und einer Mitbestimmung als Chance zur Akzeptanzsteigerung. Der Eigenstromverbrauch vor Ort würde als sehr positiv wahrgenommen werden. Hinzu käme dann die Energieautarkie als nächstes Ziel der Bürger.
(Hannah Keyser)