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Hohe Energiepreise und wenig Windstrom im November

In den meisten Energiesektoren sei es im November zu einem erneuten Anstieg der Börsenkurse gekommen, sagt Andy Sommer. Der Team Leader Fundamental Analysis & Modelling bei Axpo Solutions, erklärt, TTF-Gas (Title Transfer Facility, ein virtueller Handelspunkt im niederländischen Gasnetz, über den der Erdgas-Handel für die Niederlande abgewickelt wird) sei für Lieferungen im Dezember um fast 40 % gestiegen und zog damit die Kohlenstoffpreise (+28 %) und letztlich auch die Strompreise (deutsche Grundlast für Dezember +53 %) mit. Kohle verlor derweil (-18 % für API#2, Preisindex für Steinkohle), obwohl auch sie sehr volatil war.

Gas verteuerte sich, nachdem die Hoffnungen auf eine deutliche Zunahme der russischen Zuflüsse in die europäischen Lagerhäuser enttäuscht wurden. Die Lieferungen stiegen im letzten Monat leicht an, aber die Mengen blieben weit von dem entfernt, was nötig gewesen wäre, um einen weiteren Rückgang der Lagerbestände zu verhindern. „Der erste Kälteeinbruch der europäischen Wintersaison in Verbindung mit einer relativ geringen Stromerzeugung aus Wind- und Wasserkraft sowie der französischen Kernkraft sorgte für eine hohe Gasnachfrage und eine starke Entnahme aus den Speichern“, so Sommer. Die Energiepreise bleiben also vorerst hoch. Erneuerbare Energie werden die Lücke bei den fossilen Energie erst in den nächsten Dekaden schließen können und die Rohstoffabhängigkeit mildern. 

Die Hoffnungen auf eine bessere Gasversorgung in diesem Winter wurden auch dadurch zunichte gemacht, dass die deutsche Bundesnetzagentur (die Bundesregulierungsbehörde) das Genehmigungsverfahren für Nordstream 2 ausgesetzt hat, bis der Schweizer Eigentümer der Pipeline eine deutsche Tochtergesellschaft gegründet hat.

 All dies bedeutet laut Sommer, dass es wahrscheinlich länger dauern wird, bis die Gasspeicher nach dem Winter wieder aufgefüllt sind, was bei manchen die Erwartung weckt, dass die Kohleverstromung länger erforderlich sein wird: „Infolgedessen wird nun mit einer höheren Nachfrage nach Kohlenstoffemissionszertifikaten gerechnet, was einen Anstieg der Preise für Emissionszertifikate am EUA-Markt auf ein Rekordhoch von rund 80 EUR/t begünstigt“, so der Analyst. Hohe Emissionszertifikatspreis helfen den Erneuerbaren in die Spur, die in vielen Bereichen ohnehin kein Problem mehr mit Wettbewerbsfähigkeit haben. Deshalb erleben auch in Deutschland jetzt Regenerativparks ohne Förderung ein Hoch. PPAs, also langfristige Stromlieferverträge, sind das Erfolgsmodell für Solar- und Windparks. Andy Sommer gehört zu den Referenten eines kostenlosen Webinars am 8. Dezember. Dort wird er mehr zur Entwicklung der Börsenstrompreise sagen. Nehmen Sie gern teil.   

Sommer erwartet, dass die europäischen Strompreise im Dezember sehr hoch bleiben werden. Das Wetter in den kommenden Wochen, die Leistung der französischen Kernkraftwerke, die täglichen Gaslieferungen Russlands und die Kohlepolitik Chinas werden darüber entscheiden, ob die Preise noch weiter steigen. „Oder werden die COVID-bedingten wirtschaftlichen Restriktionen den Energieverbrauch noch einmal senken und die Party platzen lassen?“, fragt er.

Wie sah es im Oktober aus? 

Die Energiepreise erlebten laut Andy Sommer im Oktober eine wilde Achterbahnfahrt. Nach der anfänglichen Hausse in den Vormonaten begannen die Preise ab Mitte des Monats zu fallen. Ende Oktober lagen die Cal22-Preise für API#2-Kohle massiv 35 % unter dem Schlusskurs vom September, während TTF-Gas und die deutsche Strom-Benchmark jeweils rund 18 % verloren haben.

Der Auslöser für diese plötzliche Abwärtsbewegung war die Politik. Zum einen wies der russische Präsident Putin Gazprom an, mit der Befüllung seiner europäischen Speicher zu beginnen, sobald die heimischen Lagerbestände Anfang November wieder aufgefüllt sind. Obwohl dies darauf hindeutet, dass die Gasflüsse aus Russland im Laufe dieses Monats zunehmen und dazu beitragen könnten, die Risiken leerer Lager für den Winter zu verringern, fragen wir uns, wie viel zusätzliches russisches Gas tatsächlich fließen wird, da Nordstream 2 noch nicht genehmigt ist und Gazprom für November keine zusätzlichen monatlichen Kapazitäten auf den polnischen und ukrainischen Transitrouten gebucht hat. Der zweite Schlag kam aus China, das die Welt an seine überragende Bedeutung auf dem internationalen Kohlemarkt erinnerte. (nw)

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