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Vielen Ökostromtarifen fehlt die Unterstützung des Ausbaus von Erzeugungsanlagen

Durch den Bezug von Ökostrom unterstützten die Verbraucher die Energiewende. Denn damit haben die Betreiber von Photovoltaik-, Windkraft- und Bioenergieanlagen ihre Finanzierung für den produzierten Strom. Doch so einfach ist es nicht. Denn: „Wer nach Ökostrom sucht, findet zwar eine Vielzahl an Angeboten, doch nur wenige unterstützen den zusätzlichen Ausbau der erneuerbaren Energien”, bringen die Experten des Münchner Energieversorgers Polarstern die Ergebnisse ihres aktuellen Ökostrombarometers. „Haushalte glauben, mit dem Wechsel zu Ökostrom einen wirkungsvollen Beitrag für mehr Energiewende und mehr Klimaschutz zu leisten, tun es aber nicht”, betont Florian Henle, Geschäftsführer von Polarstern. „Das grenzt schon fast an Greenwashing.”

Qualitätsunterschied ist wichtig

Zur Erstellung des Ökostrombarometers wertete Polarstern die angebotenen Ökostromtarife in den 15 größten deutschen Städten aus. Das Ergebnis ist verheerend. Denn über 55 Prozent dieser Ökostromtarif hat keinerlei Gütesiegel, mit dem nachgewiesen wird, dass über den Tarif auch der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützt wird. Der kleinste gemeinsame Nenner sei nur, dass es sich um 100 Prozent erneuerbare Energien handeln muss. Der große Qualitätsunterschied liegt aber in der Förderung der Energiewende. „Selbst unter den Ökoenergieversorgern ist es inzwischen verbreitet, Tarife anzubieten, die keinen zusätzlichen Beitrag zur Energiewende leisten”, weiß Florian Henle, Geschäftsführer von Polarstern.

Tarife ohne Förderung

So unterstützen einige der untersuchten Tarife nur noch den Ausbau über die EEG-Vergütung. „Wird die EEG-Umlage abgeschafft, fördert so ein Ökostromtarif überhaupt nicht mehr direkt den Ausbau”, warnt Henle mit Blick auf die Vorhaben, wie sie im Koalitionsvertrag der neuen Ampel in Berlin vereinbart sind. Andere Anbieter haben zwar noch Tarife im Portfolio, die den Ausbau von Erzeugungsanlagen direkt unterstützen, bieten aber auch Ökostromtarife an, über die gar keine Anlagen mehr unterstützt werden. Das schwäche den Ökostromausbau, prognostiziert Polarstern.

Qualität kaum nachvollziehbar

Für den typischen Haushalt sei es schwer nachvollziehbar, welche Ökostromtarife die Energiewende stärkten. Denn eine feste Definition von Ökostrom gibt es nicht. Auch die Vergleichsportale helfen da wenig weiter. Denn auch hier unterscheiden sich die Kriterien und die Einbeziehung von konkreten Gütesiegeln teilweise deutlich. „Zusammen mit der steigenden Zahl an Vergleichsportalen und Siegeln macht das den Ökostrommarkt intransparenter und schwächer”, warnt Henle.

Preiskampf setzt Anbieter unter Druck

Diese Situation am Ökostrommarkt werden durch die aktuellen Energiepreissteigerungen noch verschärft. „Denn einmal verstärkt sie den Preiskampf auf Kosten der Ökostromqualität”, erklärt Henle. „Um das zu verhindern, ist es wichtig, dass Haushalte und Unternehmen leichter erkennen können, welcher Ökostrom die Energiewende fördert. So würden am Ende nicht Äpfel mit Birnen verglichen.”

Alternative Portale nutzen

Zum anderen zeigen Studien über das Wechselverhalten der deutschen Haushalte, dass Ökostrom gefragt ist. Deshalb bieten immer mehr Anbieter am Markt regenerativen Strom an. Darunter seien auch komplett marktfremde Unternehmen, die ihr Produktportfolio erweitern oder Softwareunternehmen, die sich auf spezielle Zielgruppen fokussieren. „Wie ernst es ihnen mit dem Beitrag zur Energiewende ist, bleibt beim Blick auf die Ökostromqualität und die Zubauwirkung oft fraglich”, betonen die Experten von Polarstern und schlagen die Nutzung von alternativen Portalen vor. „Ökostromvergleiche wie der Ökostromreport der Umweltschutzorganisation Robin Wood, haben bewusst Kriterien seitens der Anbieter ergänzt, um den Beitrag des Ökostromtarifs für die Energiewende und den Klimaschutz zu stärken”, erklären sie.

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