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Vorschläge für den Strukturwandel in Kohleregionen veröffentlicht

Nachdem der Kohleausstieg beschlossene Sache ist, werden auch in der Lausitz und im mitteldeutschen Revier südlich von Leipzig bis spätestens 2038 – im besten Falle sogar bis 2030 – alle Kohleaktivitäten beendet sein. Um die Bevölkerung beim Ausstieg aus der Braunkohleverstromung nicht allein zu lassen und in der Region das bisherige Wirtschaftspotenzial mindestens zu erhalten, haben Bund und die Ländern Brandenburg und Sachsen einen Strukturwandelfonds aufgelegt.

40 Milliarden Euro eingeplant

Auf diese Weise sollen 40 Milliarden Euro in die dann ehemaligen Kohlereviere fließen, bis das letzte Kraftwerk vom Netz geht. Davon wird der Bund mit 26 Milliarden Euro den größten Anteil tragen. Die betroffenen Bundesländer steuern weitere 14 Milliarden Euro für die Investitionsvorhaben in den Regionen bei. Einen großen Anteil dieser Gelder wird in die Lausitz und in die Region zwischen Leipzig und Harz fließen.

Geld allein reicht nicht

Doch mit Geld allein ist es nicht getan. Denn es soll damit eine neue Wirtschaft jenseits der Kohleförderung und deren Verbrennung geschaffen werden, um vor allem in den ostdeutschen Kohlerevieren Strukturbrüche zu vermeiden. Allerdings existieren immer noch erhebliche Investitionshemmnisse, die verhindern, dass sich vor allem junge Unternehmen ansiedeln. Diese regionalspezifischen Innovationshemmnisse hat das Beratungsunternehmen DWR Eco zusammen mit EIT Innoenergy und dem EIT Climate KIC untersucht und zusammen mit Lösungen in einem Diskussionspapier zusammengefasst. Dabei haben die Autoren eng mit den lokal verankerten Akteuren aus Verwaltung, Wirtschaft und Forschung zusammengearbeitet.

Anwendungsforschung stärken

Eines der zentralen Probleme ist, dass die vielen öffentlich geförderten Forschungstätigkeiten nicht zu den konkreten Bedürfnissen der regionalen Unternehmenslandschaft passt. „Die in beiden Regionen vorhandenen, durchaus erheblichen Fördergelder fließen überwiegend in die Grundlagenforschung, während die Zuschussprogramme für den Wissenschaftstransfer zu knapp bemessen sind“, erklärt Ulrike Linnig von EIT Climate KIC. „Auch fehlt es an einem strukturellen Austausch mit den regionalen Industrieunternehmen zur Validierung der Forschungsergebnisse hinsichtlich ihrer praktischen Relevanz. Eine Folge dieser weitgehenden Entkoppelung von Forschung und Praxis ist, dass zukunftsweisende Erkenntnisse lokaler Wissenschaftler nicht zwangsläufig zu Optimierungen ortsansässiger Unternehmen führen, oder gar zu Neugründungen. Dies ist allerdings ein entscheidender Schritt, um Kohlereviere wirtschaftlich erfolgreich in eine klimaneutrale Zukunft zu steuern“, betont sie.

Referenzen schaffen

Außerdem fehle eine Förderung der Kundeakquise für junge Unternehmen, die sich auf Klimatechnologien spezialisiert haben. Denn diese konzentrieren sich vor allem auf die Anwendungsentwicklung. „Um diese Hardware zur Marktreife zu entwickeln, sind hohe Investitionen notwendig“, weiß Fabian Sacharowitz, Investmentdirektor bei EIT Innoenergy Deutschland. „Umso entscheidender ist es für solche Startups, so früh wie möglich Pilotkunden zu gewinnen. So können sie an ihren Lösungen im Echtbetrieb den letzten Feinschliff für den breiten Markteintritt vornehmen, es entstehen erste Umsatzströme und vor allem Referenzen.“ Häufig erzeuge der erste Kunde einen Dominoeffekt, erklärt Sacharowitz. „Doch leider gibt es bis dato weder im öffentlichen Beschaffungswesen noch bei regionalen Großunternehmen eine rechtlich verankerte Vorfahrt für innovative Produkte von Startups. Das muss umgehend geändert werden.“

Beschaffungsmanagement dekarbonisieren

Deshalb haben die Autoren des Diskussionspapiers zehn Vorschläge ausgearbeitet, um junge Unternehmen, die sich mit Klimatechnologien beschäftigen, in die Lausitz und ins mitteldeutsche Revier zu locken. So wäre ein Ansatz, dass die Kommunen ihr Beschaffungsmanagement ändern und komplett auf grüne Technologien umstellen. Dadurch entsteht eine Nachfrage nach Lösungen, die die jungen Unternehmen, die sich neu angesiedelt haben, entwickeln. Damit haben diese Pilotprojekte umgesetzt, mit denen sie in die weitere Kundenakquise gehen können.Dies könne gelingen, wenn die öffentlichen Ausschreibungen entsprechende Kriterien beinhalten, die diese Unternehmen erfüllen. Dazu gehört unter anderem, dass die bietenden Unternehmen regional verankert sein müssen. Auch der CO2-Fußabdruck und der Ressourcenverbrauch kann als Kriterien in die Ausschreibungen mit integriert werden.

Einstieg fördern

Außerdem schlagen die Autoren finanzielle Unterstützung für die jungen Startups vor. Denn diese sind in der Regel mit hohen Investitionen verbunden, um eine neu geschaffene Lösung bis zum Marktreife zu entwickeln.

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Schlankes Genehmigungsverfahren

Entscheidend ist aber der Abbau administrativer Hürden. Um Firmenansiedlungen zu unterstützen, muss der Genehmigungsverfahren verschlankt werden. Außerdem ist ein gebündeltes Informationsangebot über mögliche Förderungen gerade für junge Klimatechnologieunternehmen wichtig. Dazu könnte eine zentrale Anlaufstelle bei den jeweiligen Staatskanzleien der betroffenen Bundesländer geschaffen werden. Auch wäre eine Schaffung eines neuen Ministeriums für Innovationen möglich, wo alle Aufgabe rund um den Strukturwandel gebündelt werden.

Das gesamte Diskussionspapier finden Sie zum kostenlosen Download auf der Internetseite von DWR Eco.

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