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Siegerehrung

Vorbilder für CO2-neutrale Firmen und ein grünes Hotel

Nicole Weinhold

Drei mit jeweils 15.000 Euro dotierte Förderpreise überreichte Unternehmensgrün jetzt den glücklichen Siegern. Ausgezeichnet wurden Unternehmen, die ihre Energieversorgung zum überwiegenden Teil oder komplett selbst und nachhaltig decken. Die Bundesstiftung Umwelt (DBU) hatte das Projekt „Unternehmensstrom – Praxisnetz und Etablierung von Demonstrationsbetrieben“ ausgelobt und mit Unternehmensgrün umgesetzt. Katharina Reuter, Geschäftsführerin des grünen Wirtschaftsverbands, überreichte in Berlin die Auszeichnungen an Vertreter der Firmen Solarcomplex, Haffhus und ESM. Wer sind die Unternehmen, warum haben sie sich gegen über 30 Konkurrenten durchsetzen können und die zehnköpfige Jury überzeugt, zu der auch die Autorin dieses Textes gehörte?

60er Jahre Bürogebäude auf Passivhausstandard getrimmt

Zunächst: Ein besonderes Augenmerk lag bei der Preisvergabe auf der Übertragbarkeit der Energiestrategie. Können andere ihren Firmensitz so oder ähnlich umgestalten? Bei der Gewinnerfirma Solarcomplex kann man sagen, dass sie besonders viele Unternehmen mit ihren Maßnahmen anspricht, denn sie hat sich ein typisches Bürogebäude aus den 60er Jahren vorgenommen und den Wärmebedarf von einem Jahresverbrauch von 30.000 Liter Heizöl um den Faktor 6 auf Passivhausstandard gesenkt. Gerade im Gebäudebestand tut sich in Deutschland immer noch fast gar nichts, um den CO2-Ausstoß zu senken. Daher hat Solarcomplex hier einen spannenden Weg eingeschlagen. Nachahmenswert auch die Art und Weise, wie die Solarfirma vorgegangen ist: Sie hat das komplette Gebäude ökologisch einwandfrei mit Zellulose aus Altpapier gedämmt und dann komplett die Ost-, Süd- und Westfassaden und ein Teil des Daches mit Solarmodulen verkleidet, während der Rest des Dachs für die Wärmegewinnung mit Solarthermie bedeckt wurde. Die 80 Kilowatt installierte Leistung und 65.000 Kilowattstunden (kWh) liefern übers Jahr bilanziell den Strombedarf des Gebäudes. 16.000 kWh Wärmeenergie liefern die Thermiekollektoren. Hinzu kommen BHKW und Pufferspeicher. Das Ergebnis: der gesamte bisherige Verbrauch von 150 Tonnen CO2 wird jährlich eingespart. Die Firma geht von einer finanziellen Amortisation innerhalb von 20 Jahren. Und das alte Vorurteil, eine Solarfassade sei häßlich, ist ebenfalls aus der Welt.

Energieautarkes Wellnesshotel

Ebenfalls 15.000 Euro erhielten die Betreiber des Hotels Haff Hus am Stettiner Haff umgeben vom gleichnamigen Naturpark. Unternehmensleiter Joergens hatte sich vor etwa vier Jahren darüber geärgert, dass man für seine eigene Solaranlage auf dem Dach Steuern zahlen soll. Darum hat das Hotel seit 2018 eine 120-kW-Photovoltaikanlage, einen Holzhackschnitzelvergaser mit 20 kW elektrischer Leistung, Batteriespeicher mit 500 kW/h Kapazität, Pufferspeicher 28.000 Liter, Wärmepumpen und Heizstäben, Elektrofahrzeuge und Ladestationen. Die Stromversorgung zum Netzbetreiber wurde sogar gekappt - und seit diesem Tag versorgt sich das Haff Hus 100 Prozent autark. Das geht so weit, dass auch eine eigene Wäscherei aufgebaut wurde. Dort wird dann gewaschen, wenn die App auf dem Handy der Mitarbeiter das Go gibt: Wenn zum Beispiel die Sonne scheint und viel PV-Strom produziert wird.

Energieverbrauch für Zulieferkomponenten gleich mit neutralisiert

Gewonnen hat auch die Maschinenbaufirma ESM Energie- und Schwingungstechnik Mitsch GmbH aus Heppenheim. Alle Gebäude wurden dort im Passivhausstandard realisiert. Besonders schlau: ESM nutzt die Abwärme der Produktionsmaschinen (Vulkanisationspressen) über einen Wärmetauscher zur Erwärmung der Frischluft. Damit kann die Hälfte der Hallenfläche (= 4.000 m²) im Winter vollständig beheizt werden. Auf dem Werksgelände gibt es außerdem insgesamt 60 Erdsonden mit einer Tiefe von ca. 45 Metern. Zur Stromerzeugung sind beiden Hallengebäude mit PV-Anlagen vollständig bedeckt. So stehen insgesamt 530 kW zur Verfügung. Über die Muttergesellschaft werden zusätzlich eine Zwei-MW-Windkraftanlage und zwei 2,5-MW-Windkraftanlagen in der näheren Umgebung betrieben. Zudem bestehen mehrere Beteiligungen an weiteren Windkraftanlagen bis zu einer Größe von vier MW. Damit kann der eigene Strombedarf und der Strombedarf zur Erzeugung aller Zukaufteile zu 100 Prozent selbst gedeckt werden.

Soweit die drei Siegerunternehmen. Intelligente, saubere Strategien zeigten alle zehn Unternehmen der Endausscheidungsrunde und die Auswahl der Sieger war schwierig.