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„Energiebereich erneuern“

Tilman Weber

Energiemanagementsysteme insbesondere im Smart-Home-Bereich und kompakte Module mit hohen Leistungen lassen das israelische Solaredge anhaltende Umsatzzuwächse und den besten Wertpapieranstieg vergleichbarer Wechselrichterhersteller einfahren. Ein Gespräch auf der Intersolar darüber, wo der attraktive Markt ganz neue Herausforderungen bringt.

Angesichts jüngster politischer Entwicklungen in Deutschland und des Regierungswechsels, bei dem die Grünen wohl eine große Rolle spielen: Wo erwarten Sie neue Herausforderungen für Ihre Technologie?

Yogev Barak: Ich bin kein Experte für deutsche Politik. Aber wir bitten unser deutsches Team oft, die Trends in Deutschland mit anderen Ländern zu teilen, denn einige Jahre später sehen wir dieselben Trends oft auch an anderen Orten der Welt. Ich sehe einen sehr starken Trend zu mehr Elektrifizierung in den Haushalten. Dies führt zu höheren Stromrechnungen, und die Menschen steigen um zu sparen auf PV um. Sie verlangen größere Systeme auf ihren Häusern mit leistungsstärkeren Modulen. Deutschland ist wahrscheinlich eines der führenden Länder in dieser Bewegung.

Wenn neue Regeln kommen – durch die künftige Regierung wohl ambitioniertere als vorher – regeln wir Deutschen gerne im Detail. Müssen Sie Ihre Produkte anpassen?

Yogev Barak: Das ist schwer vorherzusagen. Solar-
edge ist derzeit eher im Eigenheim- und Gewerbebereich tätig als im Versorgermarkt – und der Eigenheimmarkt ist recht offen und günstig. Die Leute sind begierig darauf, ihre Systeme mit Batterien auszustatten, und wenn wir zuerst nach Deutschland liefern, müssen wir natürlich die lokalen Vorschriften erfüllen und Produkte entwickeln, die den Marktanforderungen entsprechen.

Wettbewerbsunternehmen Ihrer Größe und Ihres Produktsegments gibt es nur wenige, vielleicht Tigo und Huawei. Ihr Umsatz wächst. Ist das eine angenehme Situation, oder wird der Markt enger?

Yogev Barak: Erstens: Normalerweise gibt es für Unternehmen wie uns mehr als einen Ort oder ein Segment, in dem es wachsen kann. Wir haben das Glück, in einem Marktsegment zu sein, das wächst. Es gibt genug Platz für mehr als einen Akteur. Wir sehen uns als Technologieunternehmen und versuchen ständig, den Markt mit Innovationen anzuführen. Wir werden nie der sein, der die billigste Lösung am Markt anbietet. Andere könnten diesen Platz einnehmen – und in einem großen Markt wie Deutschland suchen manche Leute nach der leistungsfähigeren und manche nach der billigsten Lösung. Bisher ist es uns recht gut gelungen, den Standard für die führende Systemeffizienz und ein führendes Produkt zu setzen – ein Produkt mit 25 Jahren Garantie. Das wird unsere Strategie bleiben. Aber ich bin sicher, weil der Markt jetzt so lukrativ ist, werden immer mehr Wettbewerber auftreten.

Sie punkten bei Gewicht und Modularität Ihrer Produkte. Andererseits sind Sie nicht führend, was die Kompatibilität des Systems mit anderen Wechselrichtern angeht. Welche Stellschrauben bleiben ihnen?

Yogev Barak: Ein Beispiel: PV-Systeme werden jetzt immer komplexer. Die Menschen wollen eine bessere Kontrolle über die Hausautomation. Eine der wichtigsten Schrauben ist die Systemintegration und die Fähigkeit, ein intelligentes Energiemanagement zu Hause anzubieten, das Speichersystem hinzuzufügen und alle Komponenten einfach miteinander zu verbinden. Wenn Sie also ein Element oder eine Lösung von Unternehmen A, eines von Unternehmen B und ein weiteres von Unternehmen C nehmen und alles miteinander verbinden und es dann nicht funktioniert: Ist es das Problem von Firma A, B oder C? Wenn Sie ein System von Solaredge kaufen, sind wir für die Integration verantwortlich, wir sorgen dafür, dass es funktioniert. Das System kann für einige Komponenten offen sein, aber nicht für alle. Unsere Strategie wird nicht sein, dass man alles miteinander kombinieren kann, denn wir glauben nicht, dass das den Kunden den größten Nutzen bringt. Wir bieten ein System, das einfach zu installieren und zu betreiben ist. Sie wollen nicht in zehn Jahren feststellen, dass eine Komponente defekt ist und Sie nicht wissen, von wem sie stammt. Das ist eine wichtige „Schraube“, die wir immer weiter verbessern wollen.

Bedeutsam ist der jüngste Anstieg von Rohstoff- und Warenpreisen. Und fürs Smart Home brauchen Sie auch derzeit rare Chips: Wie können Sie damit umgehen?

Yogev Barak: Wenn es regnet, werden alle nass – auch wir. In früheren Situationen wie dieser haben wir gelernt, sehr eng mit unseren Fremdherstellern zusammenzuarbeiten, um Schlüsselkomponenten unserer Systeme zu sichern. Und es gibt elektronische Komponenten in ihnen, ja. Manchmal beziehen wir Schlüsselkomponenten direkt vom Elektronikhersteller. Wir versuchen, für jede Komponente mehr als einen Lieferanten zu haben, was uns sehr hilft. Aber dennoch ist dies ein großes Thema für uns – nicht jeden Tag, sondern jede Stunde. Bislang hat uns das nicht davon abgehalten, unsere Kunden zu beliefern. Das hat für uns oberste Priorität, manchmal um den Preis, dass wir mehr für die Lieferung bezahlen, manchmal kaufen wir größere Mengen ein, um die Verfügbarkeit der Teile sicherzustellen – das kann ebenfalls die Kosten erhöhen. Aber die Nachfrage im Markt ist sehr hoch und wird es bleiben.

Was ist derzeit Ihre Vision?

Yogev Barak: Wir sind ein Unternehmen für intelligente Nutzung und Bereitstellung von Energie, ein Smart-Energy-Unternehmen. Was unsere Ingenieure am besten können, ist mit Energie umzugehen. Energie umzuwandeln, Energie zu transportieren und Energie zu verwalten. Wir sehen uns alle Möglichkeiten an, bei denen wir wissen, dass dort erneuerbare Energien verortet sind. Wir haben eine Abteilung, die sich mit der Elektrifizierung von Autos beschäftigt. Wir haben ein kleines Geschäft mit USV - ein Geschäft mit Batterien. Wir sehen also unsere Möglichkeiten, den Energiebereich zu erneuern. Ich glaube nicht, dass wir in nächster Zeit Windturbinen herstellen werden, aber vielleicht werden wir damit beginnen, unsere Systeme mit ihnen zu verbinden. Wir sehen uns an, wie sich grüne Energie durchsetzen kann. Es könnte ein Bereich für die Regulierung sein, aber einige Dinge hängen auch von technischen Beschränkungen innerhalb des Netzes ab. Wir müssen die Energie dorthin verlagern, wo sie gebraucht wird, und sie nicht nur dann nutzen, wenn sie produziert wird. Wir glauben, dass wir Lösungen finden können. Wind und Photovoltaik haben viel gemeinsam. Wasserstoff könnte eine Lösung sein, besseres Netzmanagement eine weitere.

Wie schnell sind Sie hier?

Yogev Barak: Für Technologien für diese neuen Bereiche braucht man nicht nur ein paar Monate. Aber wir entwickeln bereits bestimmte Lösungen, von denen wir einige im nächsten Jahr fertig haben werden, andere werden dann noch nicht fertig sein. Und einige Innovationen werden wir nicht durch eigene Entwicklung auf den Markt bringen, sondern durch Integration anderer Unternehmen und Technologien in unser Unternehmen. 

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