Die Metapher der „Gasbrücke“ als Übergang in ein nachhaltiges Energiezeitalter erscheint heute fragwürdiger denn je. Was einst 2011 im Kontext des Atomausstiegs als wegweisende Strategie galt, wirkt mittlerweile überholt.
Wenn die neue Wirtschaftsministerin diese längst verworfene Idee wieder aufgreift, ignoriert sie dabei die Unvereinbarkeit von Gas mit unseren Klimazielen. In Zeiten, in denen uns der Klimawandel täglich seine Dringlichkeit vor Augen führt, mutet Katherina Reiches Postulat vom Vorrang der Wirtschaft vor dem Klimaschutz geradezu anachronistisch an.
Dieser falsche Gegensatz verkennt das große Potenzial einer symbiotischen Beziehung zwischen Wirtschaftswachstum und Klimaschutz – eine Lektion, die die Automobilindustrie durch ihr Zögern schmerzlich lernen musste. Bei der E-Mobilität hinken wir chinesischen Firmen wie BYD eklatant hinterher.
Zum Thema Gas muss klar gesagt werden: Selbst wasserstofffähige Kraftwerke werden künftig nur eine Nebenrolle spielen. Grüner Wasserstoff wird sich nicht in der häuslichen Wärmeversorgung durchsetzen, wo Wärmepumpen und Fernwärme deutlich effizientere Lösungen bieten.
Auch im Pkw-Bereich wird er kaum ins Gewicht fallen. Seine Bedeutung liegt vielmehr in der Industrie sowie im Schwerlast- und Schiffsverkehr, wo mittelfristig erhebliche Mengen benötigt werden.
Sonderthema Wasserstoff
Unser Special beleuchtet das Dienstleistungsspektrum rund um die Produktion und Infrastruktur von grünem Wasserstoff: von Gutachtenerstellung über Service und Wartung bis zur Effizienzoptimierung von Elektrolyseuren. Trotz aktuell mangelnder Regierungsunterstützung steht außer Frage, dass grüner Wasserstoff ein Schlüsselelement der Energiewende sein wird.
Baden-Württemberg geht derweil mit gutem Beispiel voran und fördert bereits aktiv den Wasserstoffeinsatz im Güterverkehr. Wie das aussieht und welche Impulse davon ausgehen, lesen Sie in dieser Ausgabe.
Die Zukunft der häuslichen Wärmeversorgung liegt dabei eindeutig nicht im Wasserstoff. Denn dafür ist das Edelgas viel zu wertvoll und schlicht zu teuer. Dies wirft allerdings die Frage nach der Nachnutzung bestehender Gasinfrastruktur auf, die durch den Umstieg auf Fernwärme und Wärmepumpen überflüssig wird.
Für neue Impulse zur Wärmewende lohnt immer ein Blick nach Dänemark. Beeindruckend sind dort weniger die Konzepte zur Abwärmenutzung aus Müllverbrennungsanlagen als vielmehr die innovative Wärmespeicherung in großvolumigen Wasserbecken. Auch für den Umgang mit überschüssigem Windstrom ist das eine Perspektive.
Offshore-Abschattung
Als Partnerland der Messe Husum Wind bringt Dänemark im September seine Expertise ein. Projektleiter Pascal Hofer erläutert die Bedeutung dieser Partnerschaft und gibt Einblicke in die Vorbereitungen der schleswig-holsteinischen Windenergiemesse.
Offshore-Windkraft spielt dabei neben Wind an Land eine zentrale Rolle. Unsere aktuelle Analyse zeigt neue Perspektiven beim Thema Abschattung von Windparks in der Nordsee auf. Eine kluge Raumplanung und neue Technologien verschaffen hier Erleichterung. Dennoch bleibt eine Überarbeitung und Anpassung der aktuellen Ausschreibungsverfahren unerlässlich.
Ähnliches gilt für die Solarenergie: Trotz der raschen Markterholung bei Freiflächenanlagen nach dem kurzen Einbruch während der Regierungsbildung hemmen regulatorische Hürden weiterhin die Entwicklung.