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Fundierte Entscheidungen dank guter Datenbasis

Nicole Weinhold

Weidmüller ist Experte für die Zustandsüberwachung von Rotorblättern an Windenergieanlagen. Um die automatisierte Zustandsüberwachung der Anlagen weiter zu optimieren, kooperiert das Unternehmen mit drei namhaften Partnern in der Windenergiebranche: Turbit Systems GmbH, Unleash live und Thomas Wilmes Ingenieurbüro GmbH. Ein Interview mit Hans Schlingmann, Leiter Wind Solutions bei Weidmüller.

Herr Schlingmann, was hat es mit den neuen Partnerschaften auf sich, die Weidmüller initiiert hat?

Hans Schlingmann: Um uns auf dem Bereich der Datenverarbeitung noch breiter aufzustellen, haben wir drei neue Kooperationen gestartet. Zum einen mit der Firma Turbit Systems GmbH, Spezialist für die Anwendung von künstlicher Intelligenz in Windenergieanlagen: Wir können hier mit unserem Condition-Monitoring-System Bladecontrol weitere wichtige Daten bereitstellen, die direkt in den Rotorblättern erhoben werden. So liefert die KI deutlich präzisere und vollumfassende Daten.

Wir können mit unserem Condition-Monitoring-System Bladecontrol weitere wichtige Daten bereitstellen.

Hans Schlingmann, Leiter Wind Solutions, Weidmüller

Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Firma Unleash live aus?

Hans Schlingmann: Das Unternehmen aus Australien bietet Drohnen für Windenergieanlagen an. Dank hochauflösender Bilder der Anlagen können etwaige Beschädigungen an den Rotorblättern festgestellt werden. Wenn Bladecontrol oder ein anderes unserer integrierten Systeme einen Schaden erfasst, der auch von außerhalb der Anlage erkennbar ist, wird eine Drohneninspektion initiiert, bei der präzise und effektiv Bilder erstellt werden. Anhand dieser Bilder kann dann eine genauere Fehleranalyse erfolgen. Serviceeinsätze erfolgen so also stets nach Bedarf, sind planbar und damit kosten- und ressourcensparend.

Darüber hinaus arbeiten Sie mit der Thomas Wilmes Ingenieurbüro GmbH & Co. KG zusammen. Richtig?

Hans Schlingmann: Ja. Das Unternehmen stellt Live-Displays bereit, mit denen Betriebsdaten der Windenergieanlagen in vollem Umfang mitgelesen werden, um die Anlagen zu steuern. Als Cloudlösung bietet die Firma Wilmes gemeinsam mit der Hahn Projects GmbH, einem Partner aus dem Predictive Maintenance, die Hawic-Cloudlösung an. Die aus dem Live Display erhobenen Daten werden in der Hawic weiterverarbeitet, um für den Kunden und Anwender Handlungsempfehlungen abzuleiten und automatische Prozesse anzustoßen. Mit unserem offenen Betriebssystem u-OS bieten wir die Basis, um Daten zusammenzuführen und an die Hawic weiterzugeben.

Serviceeinsätze erfolgen so also stets nach Bedarf, sind planbar und damit kosten- und ressourcensparend.

Die Überwachungsfirmen werden immer besser, das Monitoring, die Sensoren werden immer besser. Wie wichtig ist es, dass man trotzdem von außen draufschaut?

Hans Schlingmann: Die Entwicklung, die der Bereich in Zukunft nehmen wird, ist eindeutig. Momentan ist der ‚Blick von außen‘ auf die Windenergieanlage allerdings noch zwingend notwendig. Die reine Datenerfassung und -auswertung funktioniert zwar schon recht gut, zu hundert Prozent zuverlässig ist dies aber noch nicht. Eine funktionale KI benötigt das präzise Feedback aus dem Feld, sodass Daten gelabelt und mit dem diagnostizierten Fehlerbild gematcht werden können. Bereits jetzt können wir beispielsweise anhand von Frequenzspektren des Rotorblattes auf Anomalien schließen, die erst in der Zukunft sichtbar werden.

Diese Vielzahl an Fehlerzuständen, die bei Ihnen registriert wird, auszuwerten, das ist auch entscheidend für das Lernen, oder?

Hans Schlingmann: Anzahl und Einsatzbereiche der Sensoren werden künftig weiter zunehmen. Dadurch wird auch die Datenmenge signifikant steigen. Bis ins kleinste Detail werden automatische Analysen vorgenommen werden, um auch schwer zugängliche Anlagen oder einzelne Anlagenbereiche effektiv zu überwachen. Hier ist es essenziell, dass künstliche Intelligenzen lernen, mit diesen immer umfangreicheren Datenmengen umzugehen. Anwender benötigen genaue Handlungsempfehlungen, anstatt erst große Datenkolonnen auswerten zu müssen. Diese Auswertung ist Aufgabe der KI-Technologien und Algorithmen.

Gibt es einen Punkt, wo man sagen würde, das wäre jetzt überfrachtet?

Hans Schlingmann: Das ist eine Frage der Perspektive. Für Betreiber ergibt sich hier eine große Flexibilität: Anhand der Datenbasis können beispielsweise fundierte wirtschaftliche Entscheidungen darüber getroffen werden, ob sich der Betrieb einer Anlage wirklich lohnt. Die Wertschöpfung aus Betriebsdaten ist generell ein sehr spannendes Thema, das – neben dem Aspekt der Ressourcenschonung – für die gesamte Industrie und alle Beteiligten immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Anwender benötigen genaue Handlungsempfehlungen, anstatt erst große Datenkolonnen auswerten zu müssen.

Gilt das auch für die Hersteller?

Hans Schlingmann: Wenn Datenerfassung und Fehleranalyse automatisiert und damit effizienter als bisher ablaufen, verringert das den Service- und Wartungsaufwand. Damit ändern sich für die Anlagenhersteller die bisherigen Wettbewerbsbedingungen sowie einer ihrer zentralen Geschäftsbereiche. Dies sollte allerdings nicht als Gefahr, sondern eher als Chance verstanden werden: Die Serviceeinsätze werden zwar weniger häufig vorgenommen, sie sind aber insgesamt deutlich effizienter. Hierzu bedarf es allerdings Vertrauen aller Beteiligten untereinander. Auch können Erfahrungen aus dem Feld dann wieder in die Produktentwicklung einfließen.

Kaufen eher Betreiber oder Hersteller Ihre Überwachungssysteme?

Hans Schlingmann: Sowohl Hersteller als auch Betreiber von Anlagen nutzen unsere Systeme. Die Interessen, Ziele und Intentionen sind hier je nach Anwender im Detail unterschiedlich. Die gemeinsame Schnittstelle liegt aber stets in der möglichst effizienten Datenerfassung, Analyse und Anomalie-Erkennung. W

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