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Kroatischer Erneuerbaren-Verband sieht großen Chancen für Agri-PV

Die Nutzung von Landwirtschaftsflächen und Seen für die Doppelnutzung mit Photovoltaik birgt in Kroatien ein riesiges Potenzial, um die Energiewende im Land voranzutreiben. Wenn nur 1.000 Hektar der Landwirtschaftsfläche in Kroatien zusätzlich mit Solaranlagen bebaut wird, könnte eine Sonnenstromproduktion von 1.000 Gigawattstunden erreicht werden. Diese 1.000 Hektar würde einem Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes entsprechen, erklärt Maja Pokrovac, Direktorin von Renewable Energy Sources (RES) Croatia, gegenüber Agrisolar Europe.

Agrisolar Europe ist die Plattform von Solarpower Europe (SPE), die sich speziell mit dem Thema der Doppelnutzung von Landwirtschaftsflächen für die Nahrungsmittel- und Stromproduktion beschäftigt. RES Croatia wiederum ist der Verband der Regenerativenergiewirtschaft in Kroatien. In einem Interview mit Agrisolar Europe hat dessen Direktorin Maja Pokrovac unter anderem erklärt, wie die Vorteile der Agri-PV in Kroatien genutzt werden können.

Chancen für kleinere Agarbetriebe

So seien immer längere Trockenperioden und steigende Temperaturen eine echte Herausforderung für die kroatischen Landwirte, wie Pokrovac erklärt. „Da Kroatien hauptsächlich aus ländliche Regionen besteht, ist das Interesse kleinerer Landwirte an Agrisolar groß. Sie könne so mit Landwirten konkurrieren, die über große Anbauflächen verfügen“, erklärt die RES-Croatia-Direktorin.

Studie veröffentlicht

Unter anderem deshalb sei Agri-PV in Kroatien in den vergangenen Jahren zu einem Thema von großem Interesse geworden. RES Croatia habe die Bedeutung der Agri-PV schon sieben Jahren betont. Vor zwei Jahren hat der Verband eine umfassende Studie über das Potenzial der Solarenergienutzung in der Landwirtschaft und in der Süßwasseraquakultur in Kroatien veröffentlicht. Er wollte damals mit Missverständnissen und falschen Informationen aufräumen. Diese Studie wurde im September 2023 veröffentlicht und zeigt die Möglichkeiten der Doppelnutzung in den verschiedenen Regionen des Landes. Sie steht auf der Internetseite des Verbandes zum Download zur Verfügung.

Für Wein- und Obstanbau geeignet

Auf 136 Seiten zeigen die Autor:innen alle Aspekte der Entwicklung der Agri-PV ab, inklusive einiger Beispiele von umgesetzten Projekten in anderen Ländern. „In der Studie werden der Weinbau, der Obstbau, der Anbau von Gewürz- und Heilkräutern, die Grünlandwirtschaft und die Fischzucht als die am besten geeigneten landwirtschaftlichen Sektoren für die Anwendung von Agrisolarsystemen in Kroatien genannt“, erklärt Maja Pokrovac. „Für den Gemüseanbau, den Getreideanbau, den Industrie- und den Futtermittelanbau wurde hingegen festgestellt, dass diese Kulturen noch nicht als geeignet für Agrarsolarprojekte angesehen werden.“

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Deshalb werde sich die Branche in Kroatien zunächst auf die Projekte im Obst- und Weinbau konzentrieren. Auch weil diese besonders stark unter den klimatischen Veränderungen leiden und an Rentabilität verlieren.

Kontrollen einführen

Allerdings ist das kein Selbstläufer. So müssen die administrativen Verfahren vereinfacht werden. „Wir brauchen Gesetze, die die operative Ebene definieren: Wie und wo kann die Synergie von Landwirtschaft und erneuerbaren Energien stattfinden und wie kann das kontrolliert werden“, beschreibt Pokrovac eine der Herausforderungen. Durch Kontrollen solle abgesichert werden, dass die Flächen tatsächlich weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden und die Lebensmittelproduktion auf einem bestimmten Niveau gehalten wird.

Erste Gesetzesregelung vom Jahr 2022

Dabei kann Kroatien eine durchaus Agri-PV-freundliche Gesetzgebung vorweisen. „Im Jahr 2022 initiierte das Landwirtschaftsministerium eine Änderung des Gesetzes über landwirtschaftliche Flächen, die die Installation von grüner Energieinfrastruktur zum Zweck der Steigerung der Rentabilität der landwirtschaftlichen Produktion erlaubt“, erklärt Pokrovac. „Diese Änderung erlaubte zwar die Anwendung von Agrisolar auf staatlichem Agrarland, hinderte jedoch private Landbesitzer daran, Agrisolarprojekte zu entwickeln.“

Neuregelung im vergangenen Jahr

Doch das änderte sich im vergangenen Jahr. „Im Juni 2023 verabschiedete Kroatien ein neues Raumplanungsgesetz, in dem der Begriff Agrisolar zum ersten Mal anerkannt wird und die Anwendungsbereiche definiert werden, hauptsächlich auf Dauerpflanzungen, die im Register für landwirtschaftliche Nutzflächen eingetragen sind“, sagt die RES-Croatia-Chefin. „Darüber hinaus ermöglicht das Gesetz die Nutzung von Binnengewässern für die Solarentwicklung.“

Raumplanungsgesetz angepasst

Nach der Verabschiedung des neuen Raumplanungsgesetzes habe das Wirtschaftsministerium Fortschritte bei der Schaffung eines rechtlichen Rahmens für Agrisolar in den energiebezogenen Gesetzen erzielt. Jetzt dürfen Agri-PV-Projekte auch auf privatem Land gebaut werden. Dadurch fallen auch die öffentlichen Ausschreibungen für eine Energiegenehmigung auf staatlichem Land weg, was die Entwicklung von Agrisolar wesentlich beschleunigt und das Verfahren auf sechs Monate verkürzt, wie Maja Pokrovac betont. Dadurch gehöre Kroatien zu den inzwischen zehn EU-Ländern, die den Wert und die Bedeutung dieser Technologie anerkannt haben. Das gesamte Interview lesen Sie auf der Webseite von Agrisolar Europe. (su)

Zum Weiterlesen:

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