Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Sektorkopplung

Biogasanlagen helfen bei der Integration Erneuerbarer

Uwe Welteke-Fabricius, der mit dem Netzwerk „Flexperten“ die Biogasbranche berät, erklärt, warum sich ein starker Zubau von BHKW-Leistung schon heute für viele Anlagen lohnen kann: Die Zahl der Biogasanlagen, die auf die wichtige Rolle der Spitzenlastversorgung in der künftigen Energiewende eingerichtet sind, wächst nach seiner Aussage stark. Forschungsinstitutionen und Praktiker melden Fortschritte dabei, auch die Biogaserzeugung zu flexibilisieren. Hersteller von BHKW, Gasspeichern, ORC-Anlagen und Substrataufbereitungen tragen interessante Innovationen bei. Die Nutzen einer Abkehr vom Grundlastbetrieb werden deutlicher, der Fahrplanbetrieb bewährt sich in der Praxis, Ertragspotenziale werden belegt. Inzwischen erhält die Flexibilsierung auch Unterstützung der Verteilnetzbetreiber, denn mit flexiblem Biogas könnten die Mittelspannungsnetze um bis zu drei Gigawatt entlastet werden – eine milliardenschwere Einsparung.

Allerdings ist laut Welteke-Fabricius dieser positive Trend bedroht. Zumal die Flexibilisierung ein enormer Kraftakt für die Betreiber ist. Hinzu kommen hohe Genehmigungshürden. Zudem erscheint die Flexibilisierung unattraktiv, weil noch Energie im Überfluss im Netz ist. Bei Investitionen kommt Verunsicherung auf, ob die Flexibilitätsprämie noch erreicht wird, also das Flex-BHKW am Netz ist, bevor der Deckel erreicht wurde, denn die Flexibilitätsprämie ist immer noch gedeckelt. "Der Deckel ist kontraproduktiv, er muss weg", so der Netzwerker. " Viele Betreiber würden inzwischen investieren, doch haben sie durch vorzeitige Anmeldung schon einen Teil ihrer Flexprämien-Zeit verbraucht. Sie brauchen eine zweite Chance."

Ein Beispiel für den flexiblen Einsatz von Biogas für die Sektorkopplung ist die Region Franken. Eine Erneuerbare-Energien-Genossenschaft baut mit einem kommunalen Energieversorger und dem Netzbetreiber neue Vermarktungsstrukturen auf, die einen regionalen Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch ermöglichen. Im Gegensatz zu Kohle, Erdgas und Erdöl stehen Erneuerbare Energien praktisch überall zur Verfügung. Werden regionale Potenziale klug kombiniert, ist eine Vollversorgung mit Erneuerbaren möglich. Damit entfallen lange Transportwege. Noch muss Franken häufig Strom aus großen Entfernungen importieren, während die Region zu anderen Zeiten Überschüsse exportiert. Dabei könnten bei einem besseren regionalen Ausgleich Sonne, Wind und Biogas die Netze stabilisieren. Die fränkische Regionalstrom-Genossenschaft hat sich einen zellularen Ansatz zum Ziel gemacht, bei dem sich Erzeugung und Verbrauch vor Ort bereits weitgehend ausbalancieren. Sie baut mit am regionalen Energiemarkt der Zukunft.

140 Anlagenbetreiber von Biogas-BHKW, Photovoltaik-Anlagen, Windenergieanlagen und Wasserkraft sind die Mitglieder der Regionalstrom Franken eG. Sie produzieren rund sieben Millionen Kilowattstunden jährlich nur im Tarif „Strom Regional“. Das deckt den durchschnittlichen Verbrauch von 2.000 Haushalten. Die Genossen setzen auf flexible Fahrpläne und auf die Kopplung von Strom und Wärme.

(Nicole Weinhold)