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Hinterbänkler oder Vorreiter?

Gerade hat eine vom Ökostromanbieter Green Planet Energy beauftragte Studie gezeigt, dass die von der Bundesregierung geplante Förderung neuer Gaskraftwerke in der Bevölkerung auf deutliche Skepsis stößt. 46 Prozent der Befragten lehnen sie ab, nur 32 Prozent befürworten sie. Steigende Strompreise und ein Ausbremsen klimafreundlicher Technologien wie Speicher und Wasserstoff werden befürchtet. Hinzu kommt die Manifestierung einer Abhängigkeit von autokratischen Regimen wie Russland und Katar. Entsprechend irrational erscheint die Abkehr vom zügigen Ausbau der Erneuerbaren. Die Bashing-Kampagne gegen die Wärmepumpe und den sogenannten Heizhammer hat zu Ampelzeiten Wirkung erzielt. Doch inzwischen sind 54 Prozent der Befragten für eine staatliche Unterstützung klimafreundlicher Wärmetechnologie.

Großwärmepumpe fürs Quartier

Unser Redakteur Fabian Kauschke ist der Frage nachgegangen, welche Chancen die Großwärmepumpe für den kommunalen Bereich oder auch für Quartierslösungen bietet. | 46

Interessant ist auch die internationale Perspektive: Der Chef des Europäischen Wärmepumpenverbands Paul Kenny erklärt im Interview, wie das Thema bei unseren Nachbarn ankommt und wo beim Ausbau der europäischen Wärmepumpenlandschaft die Schwierigkeiten liegen. Eine zunehmend harmonisierte europäische Energieinfrastruktur ist in dem Zusammenhang wichtig. | 48

Gerade die kommunalen und regionalen Beispiele zeigen, wie Energiewende tatsächlich funktioniert, wenn man sie konsequent zu Ende denkt. In Gemeinden wie Bundorf hat man nicht auf politische Signale gewartet, sondern handelt: Ein riesiger Solarpark liefert sauberen Strom für Wärmepumpen, Nahwärmenetz und E-Ladesäulen – vollständig sektorenübergreifend gekoppelt. | 58

Gleichzeitig schreitet auch die Technologieentwicklung mit großen Schritten voran: Windturbinen werden leiser, effizienter und modular gefertigt, sie werden zudem immer leistungsfähiger. | 16

Selbst Denkmalpfleger erkennen inzwischen in den Pionieranlagen der Windkraft einen kulturellen und technologischen Wert. Ein starkes Symbol dafür, dass die Energiewende bereits Teil unserer Geschichte geworden ist. | 36

Europa steht auch in der Solarbranche an einer Zeitenwende. Eine neue Studie von Solar Power Europe und dem Fraunhofer ISE zeigt, dass die Kostendifferenz zwischen in Europa hergestellten Solarmodulen und Importware aus China kleiner ist als gedacht – und politisch überbrückbar. Nach Jahren der Abhängigkeit von Importen besteht jetzt die Chance auf ein „Solar-Revival made in Europe“ – wenn die politischen Weichen rechtzeitig gestellt werden. | 34

Solar-Revival in Europa

Parallel dazu rückt das Stromnetz selbst in den Mittelpunkt der Transformation. Mit wachsendem Anteil fluktuierender Erzeuger müssen neue Ansätze die Stabilität sichern – hier kommt die sogenannte Grid-Forming-Technologie ins Spiel. Sie ersetzt die träge Masse konventioneller Kraftwerke durch intelligente Leistungselektronik, die Spannung und Frequenz aktiv vorgibt. Grid-Forming wird damit zum Rückgrat eines dezentralen Energiesystems. | 54

Die entscheidende Frage lautet nun: Haben Politik und Wirtschaft den Mut, den Weg in Richtung 100 Prozent Erneuerbare konsequent weiterzugehen? Nur so kann Deutschland in Sachen Klimaneutralität vom Hinterbänkler wieder zum Vorreiter werden.

Noch ein Tipp: Lesen Sie auch unseren Spreewindspiegel, der dieser Ausgabe beiliegt. Vom 12. bis 14. November trifft sich die Branche zu den Wind­energietagen von Spreewind in Potsdam.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Nicole Weinhold,
Chefredakteurin Erneuerbare Energien