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Energiewende-Schulung für die Menschen vor Ort

Im Auftrag der niedersächsischen Stadt Verden hat der QLab Think Tank sich damit beschäftigt, wie die Stadtwerke Verden künftig die klimaneutrale Energieversorgung der Bürger:innen sicherstellen können. Die Erkenntnisse der daraus hervorgegangenen Grundlagenermittlung sind auf andere Energieversorger übertragbar.

Hier geht es darum, zunächst den Kontext zu klären und dann Stadtwerke vorzustellen, die ihre Bürger:innen mit unterschiedlichen Arten erneuerbarer Energie versorgen. Dem Auftraggeber des QLab Think Tank, der Stadt Verden, ging es in erster Linie darum, im Rahmen der Grundlagenermittlung Informationen über Best Practice Beispiele - Technologien und Stadtwerke, die diese anwenden - zu erhalten, die gegebenenfalls auch für die Stadtwerke Verden anwendbar sind. Grundlagen für die folgende Fragestellung sollten ermittelt werden: Wie müssen die Stadtwerke Verden künftig aufgestellt werden, um im Sinne der Klimaziele nachhaltig erfolgreich zu sein und eine klimaneutrale Energieversorgung im Stadtgebiet Verden sicherzustellen?

Hier hat der QLab Think Tank ausgehend von Trends, Technologien und Marktanforderungen unterschiedliche Lösungen entwickelt. Ein Schwerpunkt in der Grundlagenermittlung war es, einen Überblick über neue klimaneutrale Energien zu schaffen (Projektergebnissen unter q-lab-thinking.com/de/resources/#project-results) Die Stadt Verden prüft nun diese Möglichkeiten.

Warum wir jetzt handeln müssen

Die Klimakrise und der Krieg in der Ukraine erfordern einen neuen und systematischen Ansatz, um die damit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen. Einer der Hauptstressfaktoren für die Umwelt sind die umfangreichen Emissionen von Treibhausgasen, die durch menschliche Aktivitäten verursacht werden.

Der Energiesektor ist mit circa 36 Prozent eine der Hauptquellen für Treibhausgasemissionen, weshalb es von entscheidender Bedeutung ist, die Energiewende voranzutreiben, um den CO2-Ausstoß zu senken. Globale und nationale Klimaziele müssen auf die lokale und kommunale Ebene transformiert werden. Globale Leitlinien und Vereinbarungen, wie die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung und das Pariser Klimaabkommen, definieren, wie wir Klimaziele erreichen sollen. Auf europäischer Ebene ist der Europäische Green Deal in Kraft getreten, um Klimaneutralität auf dem gesamten Kontinent zu erreichen. Auf nationaler Ebene hat das deutsche Klimaschutzprogramm 2030 ehrgeizige Ziele formuliert, um die Emissionen im Einklang mit den europäischen Vorstellungen zu reduzieren.

Damit diese Initiativen fruchten, sind Transformationen auf lokaler Ebene erforderlich. Dort kommen die Stadtwerke und die Gemeinden ins Spiel. Sie sind dafür verantwortlich, auf grüne Energie umzustellen. Bürger:innen müssen in die öffentliche Debatte über die Energiewende einbezogen werden. Solange die Bemühungen um Klimaneutralität nicht auf allen Ebenen, auch auf lokaler Ebene, stattfinden, ist es unmöglich, signifikante Ergebnisse zu erzielen und die Standards zu erfüllen.

Best Practices

Ebenso wie zahlreiche andere öffentliche Energieversorger haben die Stadtwerke Verden noch einige Potenziale auf dem Weg zur grünen Energieversorgung zu heben. In Kooperation mit Anbieter:innen erneuerbarer Energien und Technologien müssen Stadtwerke neues Wissen aufbauen, um eine grüne Versorgung von Industrie und Gesellschaft zu gewährleisten.

Im Rahmen unserer Grundlagenermittlung haben wir eine Übersicht über Stadtwerke zusammengestellt, die bereits grüne Energien liefern.

Oberflächennahe Geothermie

Die Stadtwerke Lemgo, die Stadtwerke Bamberg und die Stadtwerke München nutzen diese oberflächennahe Energie. Der Münchener Fernwärmebedarf soll bis 2040 vor allem mit Geothermie CO2-neutral gedeckt werden.

Geothermie ist eine unabhängige und erneuerbare Energiequelle, da im Erdinneren kontinuierlich Wärme erzeugt wird. Geothermische Anlagen können mit einer Wärmepumpe oder einem Gasheizkessel unter Gebäuden gekoppelt werden. Die Bohrungen für Tiefengeothermie sind derweil sehr aufwendig und kostenintensiv. Die nachhaltige Förderung muss gewährleistet sein.

Kläranlagen-Wärmepumpe

Die Stadtwerke Lemgo erzeugen mit Kläranlagen-Wärmepumpen Energie. Die Pumpe entzieht dem Abwasser die Abwärme, die die Zulaufflüssigkeit aufheizt, die dann widerum zum Heizen genutzt wird. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Wärmepumpe verbraucht eine Kläranlagen-Wärmepumpe weniger Energie. Die Technologie ist zwar eine gute langfristige Lösung, aber mit hohen Anschaffungs- und Wartungskosten verbunden.

Fast 40 Prozent der Befragten wussten nicht, ob sie klimafreundliche Energie beziehen.

Stadtwerke Lemgo: Flusswärmepumpe

Die Stadtwerke Lemgo sind auch hier Vorreiter. Eine Flußwärmepumpe entzieht dem Flusswasser die Abwärme und erwärmt die einströmende Flüssigkeit, die dann zur Raumheizung genutzt werden kann. Eine solche Pumpe verbraucht weniger Energie als eine herkömmliche Wärmepumpe. Das Flusswasser kann zurückgekühlt werden, wenn es zu warm wird.

Die Installation einer Flußwärme-Pumpe ist mit hohen Anschaffungskosten verbunden, ist aber eine langfristige Lösung. Die Pumpe kann mit Fußbodenheizungen gekoppelt werden.

Bürgersolarpark Bundorf

Die Stadtwerke München betreiben Solarparks nicht nur in München und umzu, sondern auch in Sachsen. Allein im Stadtgebiet München betreiben sie derzeit über 30 Photovoltaik-Anlagen. Die Gemeinde Bundorf im Landkreis Hassberge in Unterfranken will den mit 125 Megawatt bis dato größten Bürgersolarpark in Deutschland bauen. Sobald der Solarpark ans Netz angeschlossen ist, kann er rechnerisch Strom für mehr als 37.500 Haushalte produzieren.

Die Installation von PV-Anlagen auf Dächern kann ein erster Schritt sein, um aus Verbraucher:innen Prosumenten zu machen. Dieser Prozess kann durch die Bereitstellung von Subventionen und Solarkatastern für die Bürger:innen intensiviert werden. PV-Anlagen sind relativ leicht zu installieren und in der Tendenz wartungsarm. Die Energieerzeugung ist im Laufe des Tages und der Jahreszeiten unbeständig.

Agri-PV mit halbtransparenten Panels

Interessant vor allem für ländliche Kommunen sind Agri-PV-Anlagen. Es handelt sich hierbei um ein Verfahren zur landwirtschaftlichen Haupterzeugung und Solarstromproduktion auf ein und derselben Agrarfläche. Die Erzeugung von Nahrungsmitteln und Energie kann kombiniert werden. Anbieter dieser Technologie ist u.a. die Firma Baywa RE. Halbtransparente Panels werden als halboffenes Dach auf die Kulturen gesetzt und versorgen diese mit Nährstoffen, während sie gleichzeitig Strom erzeugen. Die Panels bieten Schutz vor Hagel oder Stürmen.

Es handelt sich um eine kostenintensive Technologie. Die Besteuerung ist bei doppelter Bodennutzung kompliziert.

Die Stadtwerke Verden treiben jetzt die kommunale Wärmeplanung voran.

Stadtwerke München setzen auf E-Autos

Die Stadtwerke München haben sich verpflichtet, bis 2030 75 Prozent der Fahrzeugflotte (Pkw und leichte Nutzfahrzeuge) auf Elektromobilität umzustellen. U-Bahnen und Straßenbahnen sind bereits zu 100 Prozent elektrisch. Bis 2030 werden auch die Busse zu 100 Prozent elektrisch angetrieben und emissionsfrei sein. Die Stadtwerke Kiel bieten Batteriespeicher und Ladestationen für Elektroautos an. Besitzer:innen von Elektroautos erhalten Informationen und Beratung und exklusive Tarife. Die Stadtwerke Lemgo bieten ihren Bürger:innen nicht nur Fördermöglichkeiten, sondern Ladelösungen sowie Ökostrom an öffentlichen Ladestationen. Die Teutoburger Energie bietet Ladestationen für zu Hause und bequemes Laden an öffentlichen Stationen an.

In städtischen Kontexten hat die Elektromobilität das Potenzial, die Luft- und Lärmbelastung zu verringern. Die laufenden Kosten sind niedrig.

Die Stadtwerke Lemgo erzeugen mit Kläranlagen-Wärmepumpen Energie.

Foto: Kletr - stock.adobe.com

Die Stadtwerke Lemgo erzeugen mit Kläranlagen-Wärmepumpen Energie.

Bürger:innen wollen von ihren Stadtwerken beraten werden

Unsere nicht-repräsentative Umfrage, die wir im Rahmen der Grundlagenermittlung für die Stadt Verden durchgeführt haben, zeigt, dass Bürger:innen in erster Linie an einer preisgünstigen und sicheren Energieversorgung interessiert sind.

Spannend: Fast 40 Prozent der befragten Personen wussten nicht, ob sie klimafreundliche Energie beziehen oder nicht. Die Befragten wünschten sich unter anderem Beratung zu Möglichkeiten, Energie zu sparen. Stadtwerke können in diesem Kontext Information über Produkte und Services auf einer digitalen Plattform zur Verfügung stellen. Bürger:innen haben dann die Möglichkeit, sich dort über die neuesten Technologien oder Finanzierungsmöglichkeiten für PV-Anlagen oder Wärmepumpen informieren. Sie könnten ihren C02-Fußabdruck messen und Tipps zum Energiesparen erhalten.

Neben der zuverlässigen Bereitstellung erneuerbarer Energien sind die Stadtwerke also künftig gefordert, Bürger:innen dabei zu unterstützen, zu mündigen Energieverbraucher:innen zu werden.

Die Stadt Verden ist jetzt dabei, die kommunale Wärmeplanung voranzutreiben. Unabhängig davon, bildet QLab Think Tank gerade ein Konsortium mit Wissenschaftsinstituten und anderen Energiewende-Spezialist:innen, um einen Förderantrag zu stellen, in dem es darum geht, Bürger:innen zu befähigen, aktiv an der kommunalen Energiewende mitzuwirken.

Andrea Kuhfuß,
 Geschäftsführerin, QLab Think Tank GmbH

QLab Think Tank

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