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Joachim Peinke

Auszeichnung für Oldenburger Turbulenzforscher

Der Oldenburger Professor für Physiker, Joachim Peinke, konnte jetzt den Scientific Award der European Academy of Wind Energy (EAWE) in Empfang nehmen. Der Turbulenzforscher erhielt die Auszeichnung für sein langjähriges Engagement für die kooperative internationale Windenergieforschung. Das Vorstandsmitglied des Zentrums für Windenergieforschung Forwind der Universitäten Oldenburg, Hannover und Bremen, wurde auf einer Konferenz in Mailand ausgezeichnet.

Die Jury begründete die Auszeichnung damit, dass Peinke dazu beigetragen habe, Windenergieforschung als eigenständiges Wissenschaftsfeld zu etablieren und gleichzeitig viele Forscherinnen und Forscher für das Fach begeistert habe. Peinke hat darüber hinaus gemeinsam mit EAWE-Ehrenmitglied Gijs van Kuik von der Technischen Universität Delft in den Niederlanden die Entwicklung der Forschungsagenda Long-term Research Challenges in Wind Energy initiiert hat. Diese diente bereits mehrfach als Grundlage für nationale und internationale Forschungsstrategien.

Was genau ist die EAWE? Als größte internationale Gruppierung der akademischen Windenergieforschung dient die EAWE inzwischen als Vorbild für Aktivitäten in den USA und Asien. Die Academy organisiert zwei internationale Flaggschiffkonferenzen ( https://eawe.eu/index.php/events ), mit dem PhD Seminars eine einzigartige Konferenzserie von PhD Studenten für PhD Studenten und ist seit vielen Jahren der wissenschaftliche Partner von Wind Europe bei der Programmgestaltung. Darüber hinaus hat sie mit https://www.wind-energy-science.net ein eigenes Open Access Journal ins Leben gerufen, um die wissenschaftliche Ergebnisse schneller und breiter zur Verfügung zu stellen.

Worum geht es in Peinkes Turbulenzforschung? Turbulenzen mathematisch zu beschreiben ist eines der großen ungelösten Probleme der Physik. Auch wie sie entstehen, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Einem Team von Wissenschaftlern um Peinke und den Osnabrücker Mathematiker Pedro G. Lind ist es in diesem Jahr gelungen, experimentell nachzuvollziehen, wie Turbulenz an einem Flügelprofil entsteht. Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, beispielsweise die Rotorflügel von Windkraftanlagen weiter zu optimieren. Die Ergebnisse haben die Wissenschaftler kürzlich im Fachjournal Physical Review X veröffentlicht. „Die Ergebnisse unserer Grundlagenforschung haben eine hohe Relevanz für die Entwicklung von Rotorflügel-Profilen“, sagt Peinke. Denn: Wird die Luftströmung am Flügel turbulent, entsteht eine sogenannte laminare Ablöseblase – und damit wirken Kräfte auf den Flügel ein, die mit der Zeit zur Ermüdung des Materials beitragen. „Auf Grundlage der neuen Erkenntnisse können beispielsweise bisherige ingenieurswissenschaftliche Modelle angepasst und Windkraftanlagen weiter optimiert werden“, fasst Lind die Anwendungsmöglichkeiten zusammen.

Ein anderes Thema ist für Peinke das Phänomen der Monsterwelle: Einem internationalen Forscherteam unter Oldenburger Leitung ist es gelungen, die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Monsterwelle – einem bis zu 30 Meter hohen Wasserberg – anhand der Wellen in der Umgebung einzuschätzen. Die Erkenntnisse stellen die bisher vorherrschende Auffassung in Frage, Monsterwellen seien nicht vorhersagbare Erscheinungen, die aus dem Nichts kommen und spurlos wieder verschwinden. Die neue Arbeit könnte helfen, diese Extremereignisse eines Tages besser vorhersagen zu können. Hauptautor der Publikation ist der Doktorand Ali Hadjihosseini aus der Arbeitsgruppe von Peinke.

Der Turbulenzexperte, der seit 1998 an der Universität Oldenburg forscht und lehrt, studierte Physik in Tübingen, wo er auch promovierte und sich habilitierte. Peinke war Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und forschte am CNRS in Grenoble, Frankreich, sowie am Physikalischen Institut der Universität Bayreuth. Am Institut für Physik der Universität Oldenburg leitet er die Arbeitsgruppe Turbulenz, Windenergie und Stochastik. Er ist Mitglied des Redaktions- und Programmbeirats für den Fachbereich Energie des Wissenschaftsverlags Springer sowie Mitglied des Lenkungsausschuss Ercoftac – einer Untergruppe der European Research Community on Flow, Turbulence and Combustion.

Die EAWE ist ein Verein, der von Forschungszentren und Universitäten getragen wird, die zum Thema Windenergie forschen. Ihm gehören mehr als 40 Einrichtungen aus 14 europäischen Ländern an. Die EAWE ist damit der größte akademische Verbund für die Windenergieforschung.

(Nicole Weinhold)