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Jahresvorschau von ERNEUERBARE ENERGIEN

Kontrollierte Offensive: Das erwarten Windenergieunternehmen von 2022

Wir wird 2022, hatten wir vor dem Jahreswechsel viele in Deutschland tätige Unternehmen der Windkraft aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette gefragt. Nach unserem Bericht in unserer Januar/Februar-Ausgabe (Sie können diese hier nachbestellen) des gedruckten Magazins ERNEUERBARE ENERGIEN lesen Sie hier noch die Originalzitate der CEO, Führungskräfte oder Experten aller 26 antwortenden Unternehmen.   

ABO Wind

Alexander Koffka, Mitglied der Geschäftsleitung, Abo Wind: Das Repowering ist ein Lackmustest für die neue Bundesregierung. Es gilt, die Genehmigungsverfahren für die Erneuerung von Windparks deutlich zu beschleunigen. Bewährte Standorte müssen erhalten bleiben - selbst wenn sie jenseits ausgewiesener Vorrangflächen liegen. Wenn es nicht gelingt, das große Potenzial des Repowering zu nutzen, sind die hehren Windkraft-Ziele im Koalitionsvertrag Makulatur. Wir sind hoffnungsfroh, dass 2022 ein Jahr des Repowering wird. Und auch beim Aufbau einer Speicher-Infrastruktur wird es Fortschritte geben. ABO Wind wird 2022 die ersten Wasserstoffprojekte voran- und unseren ersten Hybridpark ans Netz bringen. Bei den bislang drei Innovationsausschreibungen haben wir Tarifzuschläge für sechs Hybridparks aus Photovoltaik und Batterie ersteigert. Damit zählen wir in diesem Segment zu den Marktführern. 2022 und 2023 wollen wir diese sechs Projekte schlüsselfertig errichten und weitere zur Baureife entwickeln.    

anemos

Lasse Blanke, Geschäftsführer, Anemos: Es gibt jetzt eine sehr starke Nachfrage nach schnellen, qualitativ guten Aussagen zu den Windbedingungen aus unseren Anemos-Windatlanten, zum Beispiel für Standsicherheitsgutachten: Wie sind die Extremwindwerte? Wie sieht das Weibull-Parameter aus – also die Darstellung der Kurven zur Annäherung an die Häufigkeiten verschiedener Windgeschwindigkeiten? Auch der Bedarf nach provisorischen Gutachten mittels des Windatlas oder WASP ist gestiegen – zum Beipiel benötigt für Repoweringprojekte oder Windpark-Layoutvergleiche für Turbinen von verschiedenen Herstellern. Hoch ist die Nachfrage nach kurzfristigen Windmessungen mit der laserbasierten Windmesstechnik Lidar. Wir können sie durch verstärkte Kooperation mit Messpartnern zeitnah umsetzen. Und stark bleibt der Bedarf nach kompletten Standortgutachten, die ja für die Finanzierung benötigt werden. Dank zahlreicher Automatisierungsprozesse können wir eine kurze Bearbeitungszeit auch bei hoher Qualität garantieren.

Herbert Schwartz, Geschäftsführer, Anemos-Jacob: Schon in 2021 nahm die Nachfrage nach Windgutachten gegenüber den Jahren davor deutlich zu. Viele davon zielten auf Aktualisierungen früherer Gutachten. Die entsprechenden Projekte kommen also offensichtlich einer Realisierung näher. Auffällig ist zum einen eine größere Zahl an Aufträgen für eine oder wenige neu geplante Anlagen in bestehenden Parks, also Verdichtung von Parks, und zum anderen eine wachsende Aktivität in Schleswig-Holstein. Hier besteht häufig das Problem, dass die Bestandsanlagen eine niedrige Nabenhöhe aufweisen und deshalb, trotz umfassender Datenmenge aus niedrigen Höhen über Grund, Windmessungen für die neuen Nabenhöhen nötig werden. Dies sind nicht selten kürzere Messungen zur Ermittlung des Höhenprofils. Allgemein ist aber eine Aktivität in allen Regionen Deutschlands festzustellen, auch in Süddeutschland. Weiterhin führen wir in Deutschland wegen der großen geplanten Nabenhöhen nur Windmessungen mit Sodargeräten durch, also schallbasierte Messungen. Wir mussten sogar 2021 unseren Bestand an Geräten vergrößern.

walser-image.com – Bachmann

Gabriel Schwanzer, Leiter Marketing und Verkauf: Die Leistungskurve von modernen Windenergieanlagen geht steil nach oben. Die Einsatzorte werden immer entlegener und die Einsatzbedingungen On- und Offshore immer komplexer. Anlagen und Parks müssen autonom und wirtschaftlich Strom produzieren, um im Energiesektor zu bestehen. Bachmann-Technologie macht Windenergieanlangen und Windparks fit für diese gesamtheitlichen und vernetzten Aufgaben und stellt so die Leistungsfähigkeit, wie auch die Leistungsverfügbarkeit in einer neuen Dimension sicher. Die eindimensionale Betrachtung oder einzelnes Segment-Know-how reichen hier längst nicht mehr aus. Wir beherrschen das gesamte komplexe Zusammenspiel in einer Anlage, im Park und beim Zusammenschluss von mehreren Parks kompetent. So bieten wir nun mit unserer ganzheitlichen Systemkompetenz, wir sprechen von Energy 5.0, die komplette Lösungskette von der Turbinenautomatisierung über Energieprotokolle, Netzreglung/-schutz bis zur Visualisierung und einer innovativen Zustandsüberwachung an – für OEMs, Betreiber und Serviceunternehmen.

Jan Roeder foto@janroeder.de - BayWa r.e.

Marie-Luise Pörtner, Geschäftsführerin, Baywa RE Wind GmbH: Grundsätzlich geht die Technologieentwicklung in die richtige Richtung, da wir mit großen Rotordurchmessern und hohen Türmen das beste Verhältnis von Flächenbedarf zu Energieoutput erzielen. Zugleich kommen wir aber mit den neuesten WEA-Typen und Gesamthöhen von 250 Metern sowohl logistisch als auch im Hinblick auf Akzeptanz an Grenzen. Im Hinblick auf den für die Erreichung der Klimaschutzziele erforderlichen Zubau wäre es aus unserer Sicht sinnvoll, auch kleinere WEA weiter zu nutzen, um Flächen, die aufgrund von nicht vermeidbaren Höhenbeschränkungen, Mindestabständen zur Wohnbebauung, logistischen Problemen o.a. eine Bebauung mit den neuesten und effizientesten WEA-Typen nicht zulassen, trotzdem sinnvoll für die Windenergie nutzen zu können. Da diese kleineren WEA gegenüber der neuesten Anlagenklasse wirtschaftlich jedoch nicht wettbewerbsfähig sind, wäre beispielsweise die Einführung eines separaten Ausschreibungssegments hilfreich. Auch bei den WEA-Herstellern könnte dadurch ein Anreiz geschaffen werden, diese „älteren“ WEA-Typen weiter vorzuhalten. 

BWE

Wolfram Axthelm, Geschäftsführer, BWE: Für 2022 erwarten wir, dass sich der Ausbau der Windenergie gleichzeitig beschleunigt und verstetigt. Konkret können wir davon ausgehen, dass aus bereits erfolgten Zuschlägen ein Zubau von rund 3.300 MW erfolgen kann – eine deutliche Steigerung gegenüber den rund 2.000 MW die wir für 2021 erwarten. Wenn die neue Bundesregierung bei Flächenausweisungen, Genehmigungsverfahren und Repowering schnell handelt, können diese zu Triebfedern eines verstärkten Zubaus werden. Dann ist wieder Dynamik für neue Projekte möglich, die ab 2023 den Zubau deutlich antreiben könnten. Um die Energiewende nachhaltig aufzustellen, muss Deutschland so schnell wie möglich auf ein jährliches Zubauvolumen von mehr als 5.500 MW kommen. Die durchschnittliche installierte Leistung im aktuellen Anlagenpark liegt bei 1,8 Megawatt. Moderne Anlagenmodelle erreichen eine Leistung von mehr als fünf Megawatt. Im konsequenten Repowering sehen wir einen entscheidenden Baustein damit die Koalition ihre Ziele erreicht.

deanGruppe

Alexander Jäger-Bloh, Geschäftsführer, Dean-Gruppe: Der jetzt erkennbare allgemeine Baufortschritt resultiert aus einem langen Stau. Dass es schon 2022 mit neu eingereichten Anträgen deutlich schneller geht, erwarten wir nicht. Hinzu kommt, dass das Lieferkettenproblem auch die Windbranche erreicht hat. So könnte es zwar bald mehr Genehmigungen geben, aber dafür danach keine Anlagen. Wir erleben gerade ein Déjà-vu – denn leider müssen wir feststellen, dass die ultra-modernen und ultra-großen Anlagen große Qualitätsprobleme haben. Eine ähnliche Situation hatten wir bereits Ende der 90-er Jahre, als es auch einen Skaleneffekt gab und immer größer immer mehr Qualitätsprobleme geschaffen hat. Grundsätzlich ist es phänomenal, was die neue Anlagenklasse leisten kann, das ist eindeutig der richtige Weg! Wir merken aber auch, dass wir nicht mehr jede große Anlage auf jeden Standort zu vertretbaren Kosten liefern können oder es technisch gar nicht geht. Für 2022 gilt auf jeden Fall: Wir beschränken aus auf die Märkte, in denen wir schon tätig sind und die wir kennen.

Deutsche Windtechnik

Matthias Brandt, Vorstand Deutsche Windtechnik: Das Jahr 2022 wird für uns viel Neues bieten. Wir sehen gerade 2022 als Meilenstein, um uns weiter zu professionalisieren und viele konkrete Implementierungen anzuschieben. Denn die gigantischen Wachstumsaussichten für Windenergie weltweit erfordern noch bessere Strukturen. Stichworte in Deutschland sind: Umsetzung und Installation von BNK, Re-Dispatch, weitere Kritis-Verbesserungen, Harmonisierung von Software, Optimierungen bei Einkauf und Materialwirtschaft und vieles mehr. Daneben erwarten wir starke Entwicklungen bei uns im Offshore-Bereich und in verschiedenen Technologien insbesondere in ausländischen Märkten. Bei allen Projekten stehen die Digitalisierung, entsprechende Systeme und Software im Fokus. Für Techniker im Feld und für das Backoffice. Essenziell sind zudem in allen Bereichen Mitarbeitende. Gerade in Deutschland wollen wir das Back-Office, das auch international stark unterstützt, mit weiteren Ressourcen aufbauen.

EnBW

Michael Soukup, Teamleiter Projektentwicklung Windenergie, EnBW: Je nach Planungsregion ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an die Anlagentechnik. Im Süden benötigen wir eine andere Anlagendimensionierung als im Norden. Die für den Süden notwendige Dimension zur maximalen Windertragsausbeute stößt dabei aber eher an praktische, umsetzungsrelevante Probleme. Transport und benötigte Infrastrukturflächen werden zum Engpass und zur planerischen Herausforderung. Die zunehmende Kurzfristigkeit und Schnelligkeit der Anlagenkonfigurationen steht schon in einem gewissen Widerspruch zu den langfristigen Planungsprozessen. Mehr Gutachten benötigen wir deshalb nicht. Bisher stellen wir noch keine Auswirkungen durch die Änderungen im EEG von 2021 fest. Die Entwicklung von Hybridparkkonzepten treiben wir aktiv voran und beplanen konkret einige Projekte. Das sind sowohl Wind / PV als auch Wind / Speicher und PV / Speicher- Projekte. Auch die Produktion von Wasserstoff in Verbindung mit Windenergie ist Teil unserer Projektentwicklung.

Felix Rehwald, Sprecher, Enercon: Wir passen unser Produktportfolio auch vor dem Hintergrund des erwarteten Repowering-Trends kontinuierlich so an, dass wir die Anforderungen unserer Kunden in unseren Kern- und Wachstumsmärkten erfüllen. Es ist unsere Zielsetzung, künftig in jeder Leistungsklasse ab EP2 (Anlagen größer zwei Megawatt) mindestens eine wettbewerbsfähige Anlage anbieten zu können. Ohne spürbare regulatorische Verbesserungen werden die Hoffnungen der Branche auf ein neues Geschäftsfeld jedoch nicht Realität. Wir haben daher hohe Erwartungen an die neue Bundesregierung. Sollte ein Repowering nicht genehmigungsfähig sein, können wir die Lebenszeit der Bestandsanlagen verlängern und mit maßgeschneiderten Service- und PPA-Verträgen hinterlegen. Als Ergänzung zum Vermarktungskonzept unseres Energievermarktungspartners Quadra Energy im Rahmen des „EEK20+“ erhalten Kunden ein abgestimmtes Servicekonzept, welches Wartung, Fernüberwachung und Fehleranalyse an den Windenergieanlagen gegen Pauschalentgelt sicherstellt.

Stefan Bockholt, Geschäftsführer, Eno Energy: Für die neuen Turbinen müssen Transport und Errichtungslogistik ganz neu gedacht werden. Hierfür gibt es natürlich Lösungen. Aber sie im Detail zu optimieren und zu standardisieren wird ein wesentlicher Aspekt unserer künftigen Entwicklungsarbeit sein. Mit unserem Produktspektrum, angefangen mit der Eno 114 bis hin zur neuen Turbinenplattform Enoventum mit der Eno 160 – 6.0 MW adressieren wir das Szenario „groß“ bis „noch größer“. Es ist bekannt, dass das Windangebot in großen Höhen deutlich besser ist, als man dies ursprünglich angenommen hat. Deswegen wird sich der Trend zu größeren Nabenhöhen sicher fortsetzen. Wir sind bei 165 Meter Nabenhöhe angelangt, um dem Rechnung zu tragen. Es ist nur folgerichtig, dass die Turbinengröße – Rotordurchmesser und Leistung – ebenfalls wächst, um das höhere Windpotenzial wirtschaftlich zu nutzen. Aber wir werden unsere etablierte Vier-MW-Plattform im Programm halten – für Standorte mit Höhen- oder räumlichen Beschränkungen, wie es häufig im Repowering der Fall ist.

GE Renewable Energy

Regionalleiter Zentraleuropa, GE Renewable Energy : Auf das Jahr 2022 blicken wir optimistisch. In Deutschland sehen wir, dass sich der Trend zu sehr großen Anlagen deutlich verstärkt hat, und wir sind daher mit unserer Cypress-Plattform im Markt gut positioniert. Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung macht zahlreiche wertvolle Ankündigungen für eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, zur Flächenbereitstellung und zum vereinfachten Repowering. Damit sollen die deutlich angehobenen Ausbauziele für die erneuerbaren Energien in Deutschland erreicht werden. Wichtig ist, dass es jetzt zur zeitnahen Umsetzung dieser energiepolitischen Beschlüsse kommt, um dadurch eine langfristige Planbarkeit für alle Marktbeteiligten zu schaffen. Wir als GE Renewable Energy freuen uns darauf, auch in 2022 einen Beitrag zu dieser Energiewende in Deutschland und natürlich auch global zu leisten.

Fraunhofer IWES

Andreas Reuter, Institutsleiter, Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme (Iwes): Mit den ambitionierten Ausbauzielen der Windenergie der neuen Bundesregierung, stehen am Iwes Forschungsthemen im Vordergrund, die substanzielle und schnelle Beiträge zur Umsetzung leisten können. Wichtig ist hier die weitere Optimierung der netzstützenden Eigenschaften von Windenergieanlagen. Mit den neuen Großprüfständen zur Validierung von Wind-Leistungselektronik und dem modularen Ausbau unseres virtuellen Netzes mit gesamt mehr als 100 Megavoltampere werden wir in den kommenden Jahren eine weltweit einmalige Infrastruktur zur Verfügung haben. Der beschleunigte Offshore-Ausbau erfordert auch kontinuierlich verbesserte Methoden zur Baugrunderkundung. Mit völlig neuen seismischen Verfahren geht das Iwes-Expertenteam in mehreren großen Messkampagnen 2022 an den Start und stellt hochaufgelöste Daten für die optimierte Auslegung der Gründungen oder zur Identifikation von Findlingen zur Verfügung. Und last-but-not least das Thema Wasserstoff: Mit den neuen Standorten in Leuna und Görlitz wird in großen Leitprojekten wie H2Mare an der Offshore-Wasserstoffwirtschaft gearbeitet.

juwi

Christian Arnold, Geschäftsführer, Juwi: Wir sehen dem Jahr 2022 erwartungsvoll entgegen. Auch, weil wir 2021 für einige Projekte endlich nach zum Teil zehnjähriger Planungszeit einen Genehmigungsbescheid erlangen konnten. 2022 werden wir mehrere Projekte mit Zuschlägen errichten und am Markt den Investoren anbieten. Zusammen mit unserem Mutterkonzern MVV Energie können wir auch attraktive Angebote jenseits der klassischen EEG-Förderung konzeptionell entwickeln und mit Power-Purchase-Agreements (PPA) ausstatten und anbieten – sowohl im Wind- als auch im Photovoltaik-Bereich. Ein schönes Beispiel ist unser Wind-Speicher-Projekt in Schmölln in der Uckermark, das wir derzeit errichten und bereits mit PPA an die Stadtwerke Tübingen veräußert haben. Erfolgsversprechend sind auch die aktuellen Repowering-Projekte, die wir derzeit umsetzen beziehungsweise planen. Allen voran das im rheinhessischen Spiesheim, wo wir fünf Altanlagen vom Typ Enercon E-40, Baujahr 1997, durch eine moderne Vestas V150 mit 5,6 Megawatt ersetzen.

KTW Umweltgruppe

Klaus Deininger, Geschäftsführer, KTW Umweltschutztechnik: Die Gesellschaft braucht mehr Strom; und nicht nur durch die Elektromobilisierung. Da ist Repowering angesagt. Dennoch wollen einige den Weiterbetrieb nach 20 Jahren. Neben technischer Funktionalität sind intakte Fundamente und Türme Bedingung dafür. Damit bleiben wir mit bedarfsgerechten und kostenoptimierten Sanierungskonzepten auch 2022 nicht ohne Arbeit. Aber auch Größenwachstum bringt neue Herausforderungen mit sich. Es gibt keinen rissfreien Beton – und Hybridtürme in 100 Metern Höhe sind auch instandzusetzen – kein Hexenwerk – aber technisch „hoher“ Anspruch. Seit mehreren Jahren beheben wir die Mängel durch Betoninstandsetzung und hochelastische, langlebige Abdichtungen zur Verbesserung der Dauerhaftigkeit. Werden Schäden mit Beeinträchtigung der Standsicherheit festgestellt, können wir auch sichtbare Tragwerksverstärkungen auf Carbonfaser-Basis an Windenergie-Türmen anbieten, die unser zertifiziertes Personal bisher an vergleichbaren runden Stahlbeton-Bauwerken eingesetzt hat.

Phoenix Contact

André Köhnke, Director Wind Power, Phoenix Contact Electronics: Der Einsatz von hochperformanten Multi-Core-Windturbinensteuerungen sorgt in Kombination mit neuen Übertragungsstandards wie Profinet-over-TSN dafür, dass immer mehr echtzeitkritische Anwendungen zentral in der Hauptsteuerung einer Windenergieanlage umgesetzt werden. Die zunehmende Flexibilisierung und Digitalisierung erfordern eine Verschmelzung von bisher getrennten Systemen. Außerdem erlaubt die performante Hardware die Nutzung von Deep Learning in Echtzeit, zum Beispiel Tensor Flow, zur effizienten Datenanalyse. Trotz allem muss das System noch Reserven für zukünftige Weiterentwicklungen bieten, damit die Energieerzeugungsanlage während der Energiewende flexibel an die sich ändernden Anforderungen angepasst werden kann. Eine in puncto Cyber Security gehärte Architektur stellt höchste Verfügbarkeit sicher, und wir ermöglichen damit ein zentrales Device- und Patchmanagement sämtlicher im Netzwerk verbundenen Module. Dies ist für uns eine der Botschaften für die Windkraft 2022.

RWE

Katja Wünschel, COO Wind Onshore und Photovoltaik Europa und asiatisch-pazifischer Raum, RWE Renewables: Deutschland ist nicht nur unser Heimatmarkt. Durch den Ausstieg aus Kernenergie und Kohle gibt es hierzulande besonders großes Wachstumspotenzial für erneuerbare Energien. Bis zu 15 Milliarden Euro brutto bis 2030 wollen wir in unser grünes Kerngeschäft in unserem Land investieren. Für das sehr regional geprägte Onshore-Wind- und Solargeschäft eröffnen wir sieben weitere Büros in unterschiedlichen Teilen Deutschlands. Kurzfristig werden hierfür etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Projektentwicklung vor Ort eingestellt. Denn im Erneuerbaren-Bereich wollen wir in Deutschland jedes Projekt realisieren, das möglich ist. Allein 2022 werden wir drei Windparks in Betrieb nehmen und mit dem Bau von drei weiteren Projekten in Deutschland beginnen. Zudem realisieren wir drei Photovoltaik-Speicher-Kraftwerke im Rheinischen Revier. Die Hybrid-Anlage in Inden wird die erste ihrer Art von RWE in Europa sein und ab Sommer erstmals Ökostrom erzeugen.

Marco Lange, Sprecher, Siemens Gamesa: Die erste Einspeisung des Offshore-Prototypen der SG 14-222 DD ist erfolgt. Für 2022 erwarten wir die Inbetriebnahme eines weiteren Prototypen unserer 14-Megawatt-Anlage mit vergrößertem Rotordurchmesser: der SG 14-236 DD. In Cuxhaven wurde der Wechsel von der Acht- auf die Elf-MW Anlage vollzogen. Wir haben 2021 zudem Weichenn für das globale Wachstum Offshore gestellt: Unsere neue Produktionsstätte in Taiwan hat den Betrieb aufgenommen, die Werkskapazität der Rotorblattfertigung in Hull (UK) wird für 186 Millionen Pfund nahezu verdoppelt. In Frankreich geht unsere Fertigungsstätte in Le Havre in Betrieb, die Blätter und Gondeln im Wesentlichen für den französischen Markt produziert. Zusätzlich werden wir in den USA 200 Millionen Dollar in eine Rotorblattfertigung in Virginia investieren, sobald wir für das Coastal Virginia Offshore Projekt die finale Auftragsbestätigung erhalten. In Deutschland beginnen für Kaskasi von RWE die Installationen. Hier kommt zum ersten Mal unser Recycable Blade zum Einsatz.

Trianel

Herbert Muders, Bereichsleiter Projektentwicklung Onshore, Trianel: 2022 werden wir rund 25 Millionen Euro in die Entwicklung von Wind- und PV-Projekte investieren, reife Wind- und PV-Projekte realisieren und gemeinsam mit Stadtwerken über die Trianel-Projektgesellschaften darin investieren. Wir rechnen damit, dass die guten Vorarbeiten bei unseren Windprojekten 2022 gut vorankommen – insbesondere mit Umsetzungen in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Bürgerbeteiligungen sind für uns wichtig für die Akzeptanz. Darum greifen wir 2022 dieses Thema stärker auf und planen den Aufbau professioneller Strukturen, um Bürgerbeteiligungen leichter umzusetzen. Wir setzen auch drei Speicherprojekte um. 2021 haben wir uns bei den Innovationsausschreibungen durchgesetzt. Schwerpunkt sind PV-Projekte mit intelligenter Speichertechnologie, die einen zur Sektorenkopplung beitragen, gemäß unserem Anspruch als Innovator für die Stadtwerke-Landschaft. Darüber hinaus arbeitet Trianel an regionalen Wasserstoff- und Sektorenkopplungs-Projekten.

Po Wen Cheng, Professor, Uni Stuttgart: 2022 wird das Jahr von Offshore-Windenergie. Die Nachfrage nach immer größeren Anlagen steigt unaufhaltsam. Dahinter verbergen sich auch Risiken. So wurde das Wachstum von großen Anlagen so schnell vorangetrieben, dass für eine gründliche und Langzeit-Erprobung und Validierung in harscher Offshore-Umgebung wenig Zeit blieb. Zum anderen sind sie so groß geworden, dass sie in der atmosphärischen Grenzschicht betrieben werden, wozu relativ wenige Erkenntnisse vorliegen. Da Messmasten selten über 150 Meter hoch sind, gibt es sehr wenige Messungen über die Änderung der mittleren Windgeschwindigkeit bis zur Höhe von 300 Meter. Und wie sieht die Kohärenz der Turbulenz bei der Höhe aus? Gemeinsam mit Universität Oldenburg und Fraunhofer Iwes simulieren wir im Projekt Emu Wind die Windfelder bei großer Höhe und deren Einfluss auf die sehr großen Rotoren. Schwimmende Windenergie wird ebenfalls einen technologischen Schub erhalten mit technologisch anspruchsvollen Konzepten, wo größeres Kostenreduktionspotenzial realisierbar wäre.

Maik Schulze - VDMA

Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer, VDMA: Die Zulieferer der Arbeitsgemeinschaft Windindustrie im VDMA blicken mit Optimismus auf die Entwicklung der Exportmärkte im Jahr 2022, da der Ausbau der erneuerbaren Energien in vielen Regionen der Welt stark vorangetrieben wird. Überschattet wird dieser Trend perspektivisch von stark gestiegenen Komponenten- und Logistikpreisen. Aufgrund von Lagerbeständen sehen die meisten Mitgliedsunternehmen keine unmittelbare Einschränkung ihrer Lieferfähigkeit. Eine Verbesserung der internationalen Handelsbeziehungen ist auf politischer Ebene allerdings dringend notwendig, damit insbesondere die Beschaffung von Rohstoffen und Komponenten nicht zu einem langfristigen Problem für den internationalen Handel wird.

Johannes Schiel, Director Public Affairs, Vestas Northern & Central Europe: Der Ausbau der Onshore-Windenergie in Deutschland hat sich mit den wachsenden Genehmigungen und Ausschreibungszuschlägen von Projekten mit Windenergieanlagen von Vestas auch für uns im zweiten Halbjahr 2021 beschleunigt. Allerdings werden das EEG 2021 und die Anpassungen aus dem Sommer 2021 aufgrund der immer noch viel zu langen Genehmigungsdauer erst in den Folgejahren Früchte tragen können. Das Geschäftsklima und auch die Umsetzungspraxis haben sich in vielen Bundesländern aber bereits jetzt verbessert. Im Bereich Offshore-Windenergie waren wir 2021 auf dem deutschen Markt erfolgreich und haben Aufträge für Baltic Eagle (476 MW) und Arcadis Ost 1 (257MW) gewonnen. Außerdem sind wir eine Vereinbarung als bevorzugter Lieferant für das 900-Megawatt-Projekt He Dreiht eingegangen. Wir erwarten, dass sich das Genehmigungstempo, die bezuschlagten Ausschreibungsvolumen, Aufträge und Errichtungen 2022 an Land noch deutlich erhöhen werden.

VSB Gruppe

Thomas Winkler, Geschäftsführer Deutschland, VSB: Repowering ist für die VSB Gruppe in Deutschland eindeutig das Schwerpunktthema. Mittlerweile haben wir eine Repowering-Quote von rund 60 Prozent in der Planung und Akquise. Mit dem neuen Koalitionsvertrag öffnen sich wieder Türen. Wir sind ganz klar optimistisch, dass jetzt ordentlich Bewegung in den Genehmigungsprozess und den Bürokratieabbau kommt. Repowering ist die zentrale Säule, um die Klimaziele von Bund und Ländern sowie die anvisierten Ausbaumengen bis 2030 erreichen zu können. Ganz zu schweigen von den Vorteilen vorhandener Infrastruktur und dem Gewöhnungseffekt bei den Anwohnern. Wir brauchen schnellstmöglich pragmatisch ausgestaltete Lösungen für Behörden und Planer. Wir stehen auf dem Gaspedal und können liefern. Ein Beispiel dafür ist unser Windpark Elster in Sachsen-Anhalt. Wir warten auf die Genehmigung, um 2022 in die Umsetzung zu gehen. Dabei werden wir 50 alte gegen 17 Turbinen der Sechs-MW-Klasse austauschen. So sollen aus 30 über 110 Megawatt werden.

WAB

Heike Winkler, Geschäftsführerin, WAB: Die Offshore Windbranche wird gemeinsam mit der neuen Bundesregierung Wege finden, um die Windkraft auf See schneller auszubauen. Zeitgleich muss die Bundesregierung einen regulatorischen Rahmen für eine ambitionierte Wasserstoffproduktion mit der Windenergie auf See und an Land schaffen, um den Aufbau eines starken Heimatmarktes zu ermöglichen und sollte sich bestenfalls erfolgreich für zielführende regulatorische Bedingungen in Europa einsetzen. Das Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotenzial, welches die Offshore-Windenergie auch kombiniert mit „grünem“ Wasserstoff bietet, kann effizient gehoben werden, wenn ausreichend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sind für die Ausbaupläne aus dem neuen Koalitionsvertrag von entscheidender Bedeutung. Die Offshore-Windbranche und die entstehende Wasserstoffwirtschaft können mehr und wollen mehr zum Klimaschutz beitragen als Stand heute gesetzlich verankert ist.  Wir segeln in Richtung 70 Gigawatt.

Winergy

Martin Sasse, Vice President für den Verkauf der Windenergiegetriebe, Winergy: Seit 2006 produzieren wir Komponenten für die Leistungsklasse fünf bis sechs Megawatt. An den Standorten verbinden wir Entwicklung, Supply Chain, Produktion, Validierung, Service für Getriebe und Generatoren. Wir haben einen globalen Fertigungsverbund und eine globale Supply Chain aufgebaut, auf die wir immer unter Berücksichtigung der optimalen „Landed Cost“ zurückgreifen können. Der Offshore-Windmarkt wächst jedes Jahr, auch im Jahr 2022. Das Hauptwachstum ist laut anerkannten Marktanalysen im Jahr 2024 und in den Folgejahren zu erwarten. Von daher beobachten wir die Entwicklung sehr genau und bereiten uns in der Entwicklung und in den Produktionsstandorten entsprechend vor. Der Hybriddrive mit dem Integrated Medium Speed Concept bietet ein Konzept für höchste Zuverlässigkeit im Offshore-Bereich ab sieben Megawatt. Als einziger Getriebehersteller verbinden wir die mechanische und elektrische Komponente im eigenen Haus.

wpd

Hartmut Brösamle, COO. Projektentwicklung Wind onshore, WPD: WPD hat in den vergangenen beiden Jahren den Projektentwicklungsbereich Windenergie onshore in Deutschland stark ausgebaut, diverse neue Büros eröffnet und so viele neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt wie nie zuvor. Diese Entwicklung wird sich auch im nächsten Jahr fortsetzen. Für 2022 planen wir den Baubeginn für mehr als 20 Projekte mit etwa 400 Megawatt. Trotz unseres starken internationalen Engagements in mehr als 30 Ländern ist der Heimatmarkt für uns zentral und von herausragender Bedeutung. Die Marktdelle der Jahre 2018 bis 2020 scheint überwunden. Das spüren auch wir sehr deutlich: In 2021 haben wir erheblich mehr Genehmigungen erhalten als in den Vorjahren. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen, wenn die neue Bundesregierung ihren Ankündigungen nun zügig und konsequent Taten folgen lässt. Nur so können die ambitionierten nationalen Ausbauziele erreicht und internationale Verpflichtungen eingehalten werden.