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„Ein Repowering-Interessenausgleich ist unsere Königsdisziplin“

Sie bieten Altanlagenbetreibern einen Asset-Swap im Fall von Repowering an. Wie hilft hier solch ein Finanzmarktinstrument?

Jonas Klatt: Wir haben eine sehr diverse Struktur der Altwindparks betreibenden Unternehmen in Deutschland, die alle andere Bedarfe haben. Mit einem Swap erkennen wir an, dass ein Altanlagenbetreiber investiert hat, um eine gewisse Rendite zu erzielen und die auch künftig weiter zu bekommen. Wir sprechen dem Altanlagen-Betreiber daher garantierte Einnahmen zu, und wir können im Gegenzug mit dem überlassenen Asset das Repowering-Vorhaben vorantreiben. Die Einnahmen für unseren Partner können wir sehr verschieden gestalten – durch eine regelmäßige Rendite, durch eine fortlaufende Zahlung oder auch eine Einmalzahlung. Daneben gibt es sehr verschiedene Ausgestaltungsmöglichkeiten für die Zusammenarbeit mit dem Altanlagenbetreiber: Von Optionsverträgen, die unserem Partner eine Investition in den neuen Windpark ermöglichen über verschiedenste Kooperationsmodelle bis zu Joint-Venture-Modellen gibt es vielfältige Wege, um auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Altanlagenbetreibenden einzugehen.

Auch die Sicherung eines Standorts und das Micrositing übernehmen Sie, wo Partner als Betreiber mit im Boot bleiben wollen. Ist dies ein Win-Win-Geschäft oder eine von PNE erbrachte und von den Partnern zu bezahlende Dienstleistung?

Jonas Klatt: Unsere Partner können dabei allen voran einen erfahrenen Partner gewinnen, der seine ganze Kraft, Erfahrung, wirtschaftliche Stärke, sein Fachwissen und seine Vernetzung vor Ort in den Projekterfolg einbringt. Wir vereinbaren mit jedem Repowering-Partner ein individuelles Modell. Das reicht vom simplen Windparkverkauf bis zum Aufteilen der Anteile an einem neuen repowerten Windpark. Wir wollen dabei stets mit ins Risiko gehen und Verantwortung übernehmen, statt nur Dienstleister zu sein.

Was bringt eine von Ihnen ebenfalls angebotene Gebietsoptimierung?

Jonas Klatt: Gebietsoptimierungen nimmt man in jedem Repoweringprojekt vor. Ein Anlagenaustausch ist per se eine Gebietsoptimierung, schlicht, weil der Ertrag danach zehnfach höher als vorher sein kann. Aber auch durch das Aufräumen eines von unterschiedlichen Altwindturbinen belegten Windparkgebietes, wo es in vielen Jahren einen schrittweisen Zubau immer größer werdender Anlagen gegeben hat, verbessert die Ausbeute. Die Altanlagen nehmen dort häufig einander den Wind weg. Auch ist das Aufräumen der Anlagen deshalb eine Gebietsoptimierung, weil sich die Anlagen gemäß neuen Abstandsvorgaben weiter von den Ortsgrenzen wegstellen lassen. Das steigert dann Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern.

Wie und wie lange binden Sie übergangsweise einen Weiterbetrieb mit ein?

Jonas Klatt: Sofern die rechtliche und technische Möglichkeit dazu besteht und der Weiterbetrieb wirtschaftlich sinnvoll ist, lassen wir die Anlagen so lange weiterlaufen, bis die Stilllegung und der Rückbau für die Errichtung des neuen Projektes notwendig sind. Das gebietet die Nachhaltigkeit und bringt die Energiewende am besten voran.

Wo kommen Energy Supply Services hinzu?

Jonas Klatt: Zunächst einmal sind unsere Dienstleistungen im Bereich Weiterbetrieb, der Vermittlung von Power Purchase Agreements - also Stromlieferverträgen oder kurz: PPA, Micrositing und Betriebsführung ganz entscheidende Bausteine für die Strukturierung eines Repoweringprojektes. Da wir diese Fähigkeiten alle im eigenen Haus haben, können wir bei der Durchführung des Repowerings auf diese Expertise zurückgreifen, um neue Projekte in hoher Qualität aufzusetzen.

Wie bemessen Sie die entgangenen Einnahmen des Altwindparkbetreibers, aber auch das Ausfallrisiko der Altanlage? Wie lange dauert der Verhandlungsprozess, bis Sie Altanlagen übernehmen?

Jonas Klatt: Die prognostizierten Einnahmen und das technische Ausfallrisiko werden projektindividuell und auf der Grundlage umfangreicher Erfahrung bewertet. Diese umfangreichen technischen und wirtschaftlichen Bewertungen sind neben der Analyse des Potentials für ein Repowering die entscheidenden Größen bei der Einigung mit Anlagenbetreibern für ein Repowering. Diese Verhandlungen dauern unterschiedlich lange in Abhängigkeit von der Komplexität eines Projektes. Zwischen drei Monaten in einfachen Fällen und 1,5 Jahren in komplexen Fällen haben wir schon alles erlebt. Länger dauert es beispielsweise, bis sich auf einer großen Projektierungsfläche mit unterschiedlichsten Eigentümern von Altanlagen klar aushandeln lässt, welche verschiedenen Interessen wir wie berücksichtigen müssen und welches Potenzial entsteht. Ein derartiger Repowering-Interessenausgleich ist unsere Königsdisziplin. (tw)

Jonas Klatt,
Leiter Repowering, PNE

Foto: PNE