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„Wir vermitteln die übergeordnete Botschaft: Respect the Elements!“

Was ist das Lernziel Ihrer Simulation echter Gefahrensituationen gerade auch für die Offshore-Servicetechniker? Fitness, Geschicklichkeit und Härte?

Dirk Carstensen: Mit der Simulation des notgewasserten Hubschraubers bilden wir ja für einen Fall aus, der hoffentlich niemals vorkommt. Es ist gut, dass wir Extremsituationen simulieren können wie zwei Meter hohe Wellen, um in einer anderen Einheit eine Rettungsinsel erlebbar zu machen. Wir vermitteln damit unsere übergeordnete Botschaft: Respect the Elements! Gehe damit um, dass Wasser keine Balken hat und Du darin Dich immer bewegen musst!
Wichtig ist das Verhalten im Wasser: Wie lässt sich hier eine Rettungsweste anziehen? Wie kann eine Gruppe im Wasser den Helikopter auf sich aufmerksam machen? Normale GWO-Kurse hingegen, gemäß den Standards der Global Wind Organisation, lassen immens wichtige Standardabläufe üben. Ziel ist immer die Handlungssicherheit. Bitte stellen Sie sich Servicekräfte nicht als besonders harte und körperlich überbegabte Leute vor! Es sind normale Techniker an einem besonderen Arbeitsplatz. Es sind Leute, die eine Arbeit in den Elementen ausgesetzten Räumen lieben, in einem Job, der vielleicht nicht schlecht bezahlt wird und in dem sie sich vor der Familiengründung eine finanzielle Basis aufbauen. Fitness, Geschicklichkeit, Härte trainieren wir daher nicht.

Für Windparks an Land qualifizieren Sie Techniker in Enge-Sande auf sechs Siemens-Anlagen. In Trainingscentern und Laboren simulieren Sie Rettung aus engen Räumen und lehren elektrotechnische Grundlagen. Was ist besonders begehrt?

Dirk Carstensen: Um genau zu sein: Zwei der Anlagen in unserem Trainingswindpark sind Offshore-Maschinen, an denen wir Rettungsszenarien für Helikopterunternehmen anbieten. In den übrigen vier Anlagen trainieren wir unter anderem Elektrotechniker. Jeder Onshore-Turbinentyp ist im elektrischen Aufbau anders. Mit Partnerunternehmen bieten wir auch Trainings an Turbinen anderswo in Schleswig-Holstein an, damit die Kursteilnehmer mehr Anlagenvarianten kennenlernen. Elektrotechniker sind aktuell nicht auf dem Markt, sie sind ein starker Engpass. Unsere Fortbildung zur Fachkraft Elektrotechnik Windenergie mit 400 Unterrichtseinheiten in drei Monaten ist daher nun der Renner.

Nabenhöhen künftiger Anlagen erreichen 200 Meter – wie lässt sich das trainieren?

Dirk Carstensen: Was sich dadurch am meisten ändert, sind die Zeiten. Fährt ein Service-Duo zu einer Anlage, nimmt ein Kollege den Lift, um zu sehen, was zu tun ist. Dann lässt er den Kran ab, der andere hängt Werkzeug dran und lässt es nach oben hieven. Mit größeren Höhen werden all diese Zeiten länger. Hatte der am Bus gebliebene Kollege früher gerade Zeit fürs Zusammenpacken des Werkzeuges, entstehen jetzt Wartezeiten. Servicekräfte sind so länger allein auf den Anlagen. Die Rettungsseile werden schwerer, die Teams müssen es hochkranen. Bei allen getrennten Aktionen mit einem auf der Gondel und einem am Boden muss die Kommunikation immer gegeben sein. Es braucht eine wie selbstverständlich ablaufende ­Zusammenarbeit, die sehr gute Kommunikation voraussetzt.

Sie bieten Komplettlösungen für Arbeitssicherheit an. Was ist damit gemeint?

Dirk Carstensen: Wo Kunden ihre Mitarbeiter für unternehmenseigene Herausforderungen fit machen wollen, antworten wir mit einem Dreischritt: Zuerst beraten wir sie darin, was die Gesetzgebung vorgibt und analysieren ihre individuellen Bedarfe. Dann prüfen wir die Ausrüstung, ob diese in Ordnung ist, ausgetauscht gehört oder welche Ausrüstung die speziellen Teams wirklich benötigen. Am Ende bieten wir ein Training an. Es ist eine Komplettlösung für Qualitätskunden. Darüber hinaus beteiligt sich OffTEC an diversen Forschungsprojekten – um neue Qualifizierungsmodule zu entwickeln und auf zukünftige Bedarfe vorbereitet zu.

Stichwort künftige Bedarfe: Wie passen Sie Ihr Bildungsangebot an unstete Konjunkturzyklen der Branche an? Auch Sie haben nicht spontan Lehrkräfte zur Hand ...

Dirk Carstensen: Sollten die Ziele der Bundesregierung bis 2030 nur ansatzweise realisiert werden, entsteht enormer Bedarf an zusätzlichen sicherheitstechnischen Qualifizierungen. Aktuell baut sich eine Welle an Projekten auf. Entwickler beginnen immer neue Windparkentwicklungen, verkaufen sie … doch die Umsetzung ist dann langsamer. Erst wenn die Anlagenbauer konkrete Aufträge haben und auch der Anlagen-Service mehr Personal braucht, können wir Fortbilder personell nachlegen. Wir brauchen ausgebildete Menschen, die nicht frei auf dem Markt zu haben sind. Hier hilft uns bisher, dass wir im Markt etabliert sind und die Kunden uns einen guten Job attestieren. (tw)

Ziel ist immer die Handlungssicherheit

Dirk Carstensen, Head of Business Development, OffTEC Base GmbH & Co. KG

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