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Baden-Württemberg gibt grünes Licht für Entwurf eines neuen Klimaschutzkonzepts

Umweltministerin Tanja Gönner BaWüBaden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner hat Ende Dezember 2010 gemeinsam mit Ministerpräsident Stefan Mappus das Klimaschutzkonzept 2020 plus vorgestellt.Foto: Landesregierung Baden-Württemberg

Die baden-württembergische Landesregierung hat ein von Umweltministerin Tanja Gönner vorgelegtes neues Klimaschutzkonzept beraten und grünes Licht zur Anhörung von Verbänden und Interessengruppen gegeben. Mit insgesamt 145 Einzelmaßnahmen soll demzufolge bis zum Jahr 2020 der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase gegenüber 1990 um 30 Prozent gesenkt werden.

Baden-Württemberg werde mit dem 2020 plus genannten Konzept seine bundesweite Vorreiterrolle beim Klimaschutz ausbauen, sagten Ministerpräsident Stefan Mappus und Umweltministerin Gönner bei dessen Vorstellung. Nach den ehrgeizigen Zielen solle der jährliche CO2-Ausstoß von derzeit rund sieben Tonnen pro Einwohner in den kommenden zehn Jahren auf unter sechs Tonnen sinken, sagte Gönner. Bundesweit liege der Pro-Kopf-Ausstoß aktuell bei über zehn Tonnen jährlich und soll nach den Plänen der Bundesregierung bis 2020 auf rund neun Tonnen vermindert werden.

2050 pro Person nur noch zwei Tonnen CO2-Ausstoß

Bis 2050 sollen nur noch zwei Tonnen klimaschädlicher Treibhausgase pro Kopf der baden-württembergischen Bevölkerung entstehen und damit 80 Prozent weniger als 1990. „Das Klimaschutzkonzept 2020 plus ebnet den Weg in eine klimaneutrale Zukunft“, sind sich Ministerpräsident Mappus und Umweltministerin Gönner sicher. Erstmals konkret einbezogen in die Klimaschutzpolitik werde die Zeit nach dem Abschied von der Kernenergie. Deren Nutzung endet nach der jüngsten Änderung des Atomgesetzes voraussichtlich erst 2035 mit dem Abschalten von Neckarwestheim II. Bis dahin brauche man Kernenergie noch als Brückentechnologie, u.a. um beim Klimaschutz nicht zurückzufallen, meint Gönner. „Da das Ende der Brücke jedoch sichtbar ist, müssen jetzt weitere Weichen für die Zeit danach gestellt werden.“

Ausbau erneuerbarer Energien bei 2020 plus im Mittelpunkt

Wie schon beim weitgehend abgearbeiteten Klimaschutzkonzept 2010 liege der besondere Fokus auf dem Ausbau der erneuerbaren Energien, die der Umweltministerin zufolge derzeit rund zehn Prozent zum gesamten Energieverbrauch beisteuerten. Ausgehend vom heutigen Niveau werde bis 2020 ein Zuwachs um etwa ein Drittel auf mindestens 13 Prozent angestrebt. Bei der Stromerzeugung soll der Anteil der erneuerbaren Energien von aktuell rund 15 auf mindestens 20 Prozent und bei der Wärmebereitstellung von circa zehn auf dann 16 Prozent steigen. Bis 2050 soll die Wende hin zu den erneuerbaren Energien weitgehend abgeschlossen sein. „Ab etwa 2018 werden die Kernkraftwerke im Land nach und nach vom Netz gehen. Die Lücken sollen über erneuerbare Energien und eine bis dahin deutlich gesteigerte Energieeffizienz geschlossen werden", sagte Ministerin Gönner. Für die Verlässlichkeit der Versorgung müsse die Energieinfrastruktur modernisiert, ausgebaut sowie neue Energiespeicher gebaut und neue Speichertechnologien entwickelt werden. Neben leistungsfähigen 380 Kilovolt-Hochspannungsleitungen, die den künftig zunehmend durch Offshore-Windkraft im Norden erzeugten Strom in den Südwesten der Republik zu den Verbraucher bringen, setzen Mappus und Gönner hohe Erwartungen in die „Smart Grids“ genannten intelligenten Stromnetze. Die Energiewende mache eine Neuausrichtung der Infrastruktur notwendig.

Insgesamt sieben Bereiche sind laut Umweltministerin Gönner bei der Ausarbeitung des neuen Konzepts näher untersucht worden, um Potenziale für den Klimaschutz zu erkennen, unter ihnen Industrie und Gewerbe, private Haushalte und Verkehr. „Ein besonderes Augenmerk liegt auf der immer noch weit verbreiteten Vergeudung von Energie, indem beispielsweise Abwärme durch den Kamin geblasen und damit ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben wird“, sagt Gönner. Insbesondere im produzierenden Gewerbe solle die sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung forciert werden, bei der die in industriellen Fertigungsprozessen entstehende Abwärme gezielt genutzt wird.

Kraft-Wärme-Kopplung forcieren, Energieverbrauch in allen Bereichen senken

Industrie und Gewerbe sind für über 40 Prozent des CO2-Ausstoßes in Baden-Württemberg verantwortlich. Durch konsequenten Einsatz dieser Technik könnten bis 2020 jährlich etwa vier Millionen Tonnen weniger ausgestoßen werden. Im privaten Sektor solle der mit dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das seit Jahresanfang auch in bestehenden Gebäuden beim Heizungsaustausch die anteilige Nutzung erneuerbarer Energien verpflichtend vorschreibt, eingeschlagene Weg konsequent weiter beschritten werden. Private Haushalte verursachten etwa ein Viertel der gesamten CO2-Emissionen, wovon mit 75 Prozent der Löwenanteil auf die Wärmeversorgung von Gebäuden entfällt. Nach dem Willen der Landesregierung sollte deshalb der Bund möglichst schon 2012 die Energiestandards für Gebäude (Energieeinsparverordnung EnEV) erneut anheben. Durch mehr Förderung und bessere steuerliche Abzugsmöglichkeiten von Kosten einer energetischen Modernisierung sollen außerdem vor allem ältere Häuser schneller energetisch saniert werden. Wenn letzteres nicht gelänge, seien die ambitionierten Klimaschutzziele nicht erreichbar, sagte die Umweltministerin.

Der Treibstoffverbrauch von Autos soll bis 2050 um 60 Prozent gemindert werden. Damit würde der durchschnittliche CO2-Ausstoß auf 74 Gramm pro Kilometer sinken – gegenüber aktuell im Schnitt 152 Gramm. Für alle Verkehrsmittel insgesamt soll der Energieverbrauch um 20 bis 35 Prozent verringert werden.

Monitoring soll feststellen, ob die angestrebten Ziele erreicht werden

Daneben sollen Staat und öffentliche Hand ihrer besonderen Vorbildwirkung künftig noch mehr gerecht werden, sagte Gönner: „Ziel der Landesregierung ist es, bis 2050 eine weitgehend CO2-neutrale Verwaltung aufzubauen.“ Die weitere Umsetzung des Klimaschutzkonzepts 2020 plus solle durch ein Monitoring begleitet werden, kündigte die Ministerin an. „Über eine kontinuierliche Überwachung soll festgestellt werden, ob die in einzelnen Bereichen angestrebten Ziele erreicht werden oder ob an der einen oder anderen Stelle nachjustiert werden muss."

Der komplette Entwurf des Klimaschutzkonzepts 2020 plus ist im Internet unter www.uvm.Baden-Wuerttemberg.de/servlet/is/76162/KSK2020PLUS_Entwurf_10122010.pdf?command=downloadContent amp;filename=KSK2020PLUS_Entwurf_10122010.pdf nachzulesen.

Autor: Andreas Haude