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Bilanz Windstrom

Die fünf Rekorde der Windenergie 2014

Für zwei davon war der 12. Dezember und das in den Mittagsstunden dieses Tages über der Nord- und Ostsee wütende Sturmtief Billie verantwortlich: Nie drängten die Dreiflügler für einen Moment mit so viel Gigawatt Leistung ihre Erzeugung ins Netz wie um 13.30 Uhr und nie erarbeiteten sie so viele Gigawattstunden an einem Tag. Die Rekordstrommengen dieses Tages benötigen die deutschen Windstromunternehmen in ihren Erzeugungsbilanzen allerdings auch, um nicht trotz eines erwarteten Zubaus neuer Windturbinen in einem Volumen von mehr als drei Gigawatt an Land dennoch im Gesamtjahr mit leicht reduzierter Einspeisung abzuschließen. So lag die eingespeiste Menge Ende November noch um 0,2 Terawattstunden , also 200 Gigawattstunden, unterhalb der Stromproduktion desselben Zeitraumes im Vorjahr.

Die neuen Rekorde, bilanziert vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE freilich lesen sich dennoch beeindruckend:

  • Auf 29,7 Gigawatt (GW) rotierten die Windräder am 12. Dezember gegen halb zwei und übertrafen damit die bisher erreichte Höchstleistung von 26,3 GW, erzeugt am 5. Dezember 2013, um 13 Prozent. Zum Vergleich: Während Billie über Deutschland hinwegfegte dürfte die installierte Windkraft gemäß der ISE-Statistik knapp 36 GW betragen haben. Für die Zahl der installierten Leistung reichen die ISE-Daten nur bis Ende Oktober und weisen eine Leistung von bereits 35,678 GW aus.
  • Mit 562 Gigawattstunden (GWh) versorgten die an diesem Tag von Billie aktivierten Windturbinen Deutschland mit einem erklecklichen Anteil der benötigten Elektrizität. Bei einem durchschnittlichen Tagesstromverbrauch von gut 1,6 Terawattstunden (TWh) in Deutschland befriedigte die Windkraft an diesem Tag vielleicht schon ein Drittel des Bedarfs. Ihren bisherigen Tagesenergierekord vom 5. Dezember 2013, bei damals 485 GWh Stromproduktion, übertrafen Deutschlands Windparks unter Billies Puste um sogar 16 Prozent.
  • Die Wochen- und Monatshöchstwerte sowie die Gesamtsumme der Erzeugung konnte das Windjahr 2014 zwar bisher noch nicht in die Höhe treiben. Das liegt wohl nicht zuletzt auch daran, dass der Monat Dezember häufig die höchsten Werte aufweist – beispielsweise auch im vergangenen Jahr 2013. In der Bilanz für 2014 ist er dagegen noch gar nicht enthalten. Außerdem hatten die Turbinen zwar in sechs der ersten elf Monate sogar mehr erzeugt, als im Vorjahr. Aber im Juni sowie allen bisherigen Herbstmonaten von September bis November fiel die Stromproduktion deutlich sogar um bis zu 1,5 TWh zurück. Allerdings ist wohl der immer mehr auch in der breiten Fläche bis nach Süddeutschland und auf See verteilte Windturbinenbestand dafür verantwortlich, dass in Deutschland das Grundrauschen von Windstrom allmählich anschwillt. Konkret: der am wenigsten ertragreiche Tag des bisherigen Jahres 2014 erbrachte 11 GWh Windstrom. Dieser Flautetag am 16. Juli 2014 war immer noch besser als diejenigen mit den Tiefstwerten der bisherigen Bilanzjahre des Fraunhofer ISE 2011 bis 2013.
  • Auch die wöchentliche Mindest-Windstrommenge schwillt leicht an: Auf 320 GWh in Kalenderwoche 40, Ende September und Anfang Oktober.
  • Schließlich sorgen die Windleistungspitzen zusammen mit den Solarstromspitzen einerseits für ein zunehmendes vorübergehendes Abregeln von Kohle- und Gaskraftwerken, um dem Windstrom Platz zu machen. Aber weil die konventionellen Erzeuger nicht im gleichen Masse ihre Erzeugung drosseln vor allem für eine zunehmende Stromexportmenge in Deutschland. Das bisherige Rekordjahr 2013 lag mit 33,8 TWh schon um weit mehr als 40 über dem Vorjahreswert. Zum Jahresende dürfte das Stromexportsaldo sich erneut deutlich erhöht haben. Zwar liegt die Gesamtbilanz für 2014 noch nicht vor. Doch das ISE hat auch die täglichen Salden in Grafiken übertragen. Wer die Tagessalden beim Stromexport von 2014 neben diejenigen von 2013 legt und sie vergleicht, sieht einen deutlichen Trend: Mehrere kurze Netto-Stromimportphasen im Januar und auch im Februar sind 2014 ganz ausgefallen. Und während das Hoch der Stromimporte 2013 noch von Mitte April bis Ende August dauerte, erstreckte es sich 2014 nur von Mitte Mai bis Ende August. Zudem gab es anders als 2013 eine mehrtägige Phase im Juni in der ohne Unterbrechung ein Exportplus herrschte. Und im ganzen September und Oktober fielen die 2013 noch gelegentlichen Importtage sogar ganz aus.
  • Der Sturmtieftag, so bilanziert das ISE außerdem, hat immerhin für eine eine deutliche Not-Abregelung bei Atomkraft- und Kohlekraftwerken gesorgt: Kernkraftwerke mussten ihre Grundlasterzeugung um 10, Braunkohlekraftwerke um 30 Prozent reduzieren.

    (Tilman Weber)