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Leserstatement

"Täglich neue Hiobsbotschaften"

Ruhig bleiben in dieser Situation und mit der drohenden „Weltformel“ ist nicht mehr möglich? Täglich kommen neue Hiobsbotschaften und die Verunsicherung steigt. Manchmal denke ich, dass es besser ist, mit Protest und Pauken und Trompeten unterzugehen, als mit den Wölfen zu heulen. Das ist der Spagat des BWE - einerseits den Mitgliedern gerecht zu werden und zwar den Mitgliedern, die den Verband aufgebaut haben und nicht den neuen wie Eon oder Enel - andererseits von der Politik doch halbwegs ernst genommen zu werden und dann noch mögliche Fusionen mit dem BEE umzusetzen.

Es ist immer wieder wichtig, den eigenen Standort zu bestimmen - als Verband und auch persönlich. Dazu gehört auch die Frage zu stellen, ob ich mit den Großen mitspielen will, ob die mich lassen und ernst nehmen. Wenn man sich die heutige Politik anschaut, entsteht der Eindruck, dass man uns nicht wirklich Ernst nimmt. Oder warum geht man so haarscharf daran und scheinbar darüber hinaus, den kleinen Mittelstand und die Akteursvielfalt zu zerstören? Es ist immer wieder wichtig, zu fragen, wer ein Interesse an dem hat, was auf uns zukommt. Die großen Energieversorger haben den rechtzeitigen Einstieg in die Erneuerbaren verpasst. Jetzt schüttet RWE keine Dividende mehr aus.

Hätten die großen Versorger nur in Ansätzen geahnt, was für eine Erfolgsstory wir mit dem Stromeinspeisegesetz und dem späteren EEG erreicht haben, man hätte uns viel früher das Wasser abgegraben. Vielleicht war das unter Rot-Grün damals nicht so möglich, aber die Grünen haben kein Profil mehr und sind in der Opposition. Wir haben heute eine unheilige Allianz von CDU/Kapital mit SPD/Gewerkschaften.

Es geht nochmal ums Ganze und um die Verteilung. Der Kuchen Energie soll neu verteilt werden. Wir haben jetzt etwas über 1/4 davon und wollen mehr. Das will man mit Macht verhindern und dafür ist jedes Mittel recht! Möglicherweise ist es nicht das "Letzte Gefecht", aber es ist ein harter Kampf. Das sollte allen BWE-Mitgliedern bewußt sein. Da gibt es viele, die glauben, dass alles nicht so schlimm wird. Mag sein, ich glaub es zur Zeit nicht und es ist richtig ernst: EEG-Ausschreibung, Weltformel mit 500-MW-Zubau, Ausbaustopp-Moratorium, 10H-Regelung, keine neuen Leitungstrassen.

Glaubt jemand, dass wenn über Ausschreibungen die Gestehungskosten tatsächlich gesenkt werden könnten, davon etwas beim Endverbraucher ankommt? Ich glaube es nicht, nicht ein Cent. Die Energiewende wird nur gelingen, wenn wir die Bürger mitnehmen - in allen Spielarten und in aller Kreativität und dazu sind wir bereit. Und die Menschen sind ebenfalls bereit. Es braucht eine neue Revolution, eine Energierevolution, Netze und Produktion gehören in Bürgerhand - und wenn das in manchen Bereichen Planwirtschaft bedeutet, so what. Aber die heilige Kuh "Freie Marktwirtschaft" darf nicht angetastet werden.

Wir müssen enorm aufpassen, dass bei dem politischen Wirrwar, was zu Zeit herrscht (Flüchtlinge, AfD, Pegida), nicht mal so eben kurz vor Feierabend die Gesetzesänderungen zum EEG durchgewunken werden. Gut ist, dass zumindest die IG-Metall mit auf unserer Seite ist. Warum gehen wir nicht raus auf die Straße, machen Mahnwachen und Sitzstreiks vor dem BMWi, starten Petitionen und sind laut, werden sichtbar, sagen nein? Wir haben als Wirtschafts- und Industrienation die Pflicht und Schuldigkeit zu zeigen, dass die Energiewende gelingt und dass nicht die Lichter ausgehen und massenhaft Arbeitsplätze verloren gehen.

Autor: Jan Teut, Lindow