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Marktentwicklung

Neuer Höchststand der Pelletproduktion

Der Branchenverband Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) legte jetzt die Marktzahlen des vergangenen Jahres vor. Gegenüber 2010 wurde eine Produktionssteigerung um 6 Prozent oder absolut von rund 110.000 Tonnen erreicht. Die Gesamtproduktion 2011 zog an auf 1,86 Millionen Tonnen. Der Zuwachs verringerte sich etwas im Vergleich zum Zeitraum 2009/2010, wo die Produktion um 150.000 Tonnen oder 9 Prozent auf 1,75 Millionen Tonnen (2010) stieg.

Was eigentlich festzustellen ist, dass sich die Marktsituation der deutschen Pelletproduzenten – von denen es laut DEPV 60 an der Zahl gibt, die 70 Produktionsstätten betreiben, ein einmaliger Wert, der auf der Welt nur von den USA übertroffen wird – sich nicht geändert hat. Es gibt einen großen Kapazitätsüberhang der Produktion im Allgemeinen und einen noch deutlicheren im Spezifischen, wenn man die vorhandene Kapazität allein auf den Inlandsverbrauch bezieht. Wenn die angegebenen Produktionskapazitäten real tatsächlich ausgeschöpft werden können, dann könnten die deutschen Pelletproduzenten derzeit fast doppelt so viel Holzpellets produzieren als der Inlandsmarkt nachfragt.

Betrachtung im Detail

Den Inlandsverbrauch beziffert der DEPV mit rund 1,4 Millionen Tonnen, was zwar eine bemerkenswerte Steigerung um 17 Prozent oder 200.000 Tonnen bedeutet – aber rein rechnerisch doch um 33 Prozent unter der Gesamtproduktion bleibt. Zumal die Inlandsnachfrage nicht allein aus der Inlandsproduktion ihre Pellets bezieht. Beispielsweise liefert Österreich, Tschechien, Finnland, das Baltikum Deutschland Holzpellets und vermutlich auch bereits Russland, Kanada und die USA. Wie viel Importpellets auf dem deutschen Markt kursieren kann keiner genau beziffern.

Im Gegenzug muss auch gesehen werden, dass es deutsche Pelletproduktionen gibt, die ihre Produktion von vornherein auf den Export ausgerichtet haben. Das Pelletwerk der Holzkontor und Pelletierwerk Schwedt GmbH (HPS) ist ein Beispiel. Zwar sind die Mengen in Bezug auf die Gesamtproduktion der deutschen Pelletproduktion relativ klein – HPS hat eine Auslastung von rund 60 Prozent bei einer Produktionskapazität von 130.000 Tonnen. Aber auch Marktriese German Pellets GmbH aus Wismar exportiert Holzpellets aus seinen Werken zum Beispiel nach Skandinavien.

Folglich wäre eine Situationsbeschreibung der deutschen Pelletproduktion am besten beschrieben über Einzelfälle. Additionen und Subtraktionen von absoluten Gesamtzahlen jedenfalls bedürfen wie gerade ausgeführt einer genaueren Betrachtung. Pauschal aber muss dennoch gesehen werden, dass real eine Überproduktion von wie auch immer plusminus 30 Prozent bezogen auf die Inlandsnachfrage existiert und diese bereits bei einer durchschnittlichen Werksauslastung von 68 Prozent erreicht wird. Die Produktionskapazität aller Pelletwerke Deutschlands beziffert der DEPV auf 2,7 Millionen Tonnen Ende 2011. Gegenüber dem Vorjahr wurde die Kapazität um rund 100.000 Tonnen nochmals erweitert. Was die Frage aufwirft, wer im Augenblick noch investiert.

Dynamik schleppt

Die Pelletproduzenten könnten viel mehr Pellets pressen. Wie viel mehr ist davon abhängig, inwiefern die im einzelnen angegebenen Kapazitäten tatsächlich realisiert werden können. Der deutsche Wärmemarkt indes gibt seit drei Jahren nicht die erhoffte Dynamik her. Der Absatz an Pelletfeuerungen tritt auf der Stelle bei rund 15.000 bis 20.000 Feuerungen pro Jahr. Laut DEPV beträgt der Bestand installierter Pelletfeuerungen in Deutschland Ende 2011 155.000 Einheiten. Hier hat die Branche in den vergangenen Jahren fest an dynamischere Entwicklung geglaubt, was auch zum Aufbau der Pelletkapazitäten führte. Sicher trägt die Politik eine Mitschuld daran. Seit Jahren spricht sie vom 'Schlafenden Riesen', wenn sie vom Wärmemarkt spricht, den man wecken müsse, um sich seines enormen Klimaschutzpotenzials zu bedienen. Geschehen ist nicht viel.

Derweil verschärft sich real der Rohstoffpreis für Sägeresthölzer, aus denen Pellets fabriziert werden. Er ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Aufgrund der angespannten Marktsituation kann dieser aber allenfalls teilweise an den Konsumenten weitergeben werden.

Situation auf Sicht

Den Verbraucher, der sich für Pellets entschieden hat, freut’s. Laut DEPV lag der Pelletpreis im vergangenen Jahr pro Kilowattstunde Wärme durchschnittlich um bis zu 40 Prozent unter dem von Heizöl. Was das Ergebnis aus grundsätzlichem Preisvorteil und eben der beschriebenen Konkurrenzsituation ist. Die Versorgungssicherheit mit Pellets indes ist seit Jahren definitiv gegeben. Alles andere ist eine Mär. Insofern wirkt es fast komisch, dass Heizöllieferanten derzeit bei den kalten Temperaturen die Läger leer gekauft werden – und die Engpässe möglicherweise eher bei dem zu suchen sind, der genau das den Pellets unterschieben will. Zum Preis: Selbst wenn die gestiegenen Rohstoffkosten an den Verbraucher weiter gegeben werden könnten in Zukunft ist davon auszugehen, dass zwischen Pellet- und Heizölpreis und Erdgas, das wiederum an den Heizölpreis gekoppelt ist, eine Vorteilsspanne von 20 bis 40 Prozent bleibt. Denn der Heizölpreis steigt.

Dabei sollte außerdem nicht die andere Stellschraube vergessen werden, die bislang noch klemmt, aber doch gelöst werden könnte: Ein Anziehen der Absatzzahlen von Pelletfeuerungen. Über höhere Stückzahlen könnten und müssten die Kesselhersteller die Kosten für Pelletsysteme reduzieren können. Bislang lastet die Amortisation dieser Systeme im Vergleich zu Heizöl und Erdgas allein auf den Schultern der Brennstoffproduzenten in Form von geringeren Betriebskosten für den Heizungsbetreiber, da Pellets günstiger als Heizöl oder Erdgas sind. Entscheidend für die Kostengünstigkeit eines Heizsystems ist immer die Gesamtbetrachtung aus Anlagen- und Betriebskosten über die gesamte Laufzeit der Feuerung.

Für die Pelletproduktion ist für 2012 aber erst einmal eine Fortsetzung der beschriebenen Situation in Sicht. Der DEPV prognostiziert eine Zunahme der Produktionskapazität auf 2,9 Millionen Tonnen, eine Steigerung der Produktion auf 2 Millionen Tonnen und die des Absatzes auf 1,6 Millionen Tonnen. (Dittmar Koop)