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Kommentar Energiewende

Tesla-Streit zeigt: Wir stehen uns selbst im Weg

Nicole Weinhold

Tesla zittert nicht vor deutscher E-Technologie, sondern vor hiesigen Naturschützern. Das zeigt sich jetzt in aller Deutlichkeit. Zunächst ist die deutsche Windenergie von vermeintlichen Vogelschützern zu Fall gebracht worden. Jetzt lernt Tesla-Chef Elon Musk das Fürchten vor der Grünen Liga, die ein vorläufiges Rodungsstopp auf dem Gelände von Tesla in Brandenburg erwirkt hat, wo der US-amerikanische Elektroflitzer-Hersteller seine Gigawatt-Batteriefabrik bauen will. Da nützt es ihm wenig, dass selbst Grünen-Politik wie Oliver Krischer und die Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop sich gegen die vermeintlichen Naturschützer stellen. Vermeintliche, ja, als solche muss man sie bezeichnen, verteidigen sie doch nur das Fällen einer Fichtenplantage, die ohnehin für die Abholzung vorgesehen war. Jetzt geht es erstmal nicht mehr weiter, denn die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam. Und wenn es für Musk ungünstig kommt, dann muss er bis zum Herbst warten, weil im Frühjahr tatsächlich keine Waldarbeiten stattfinden dürfen, wenn Vögel brüten.

12.000 Jobs?

Schön ist das Rodungsstopp weder für Musk noch für die Brandenburger Regierung, verspricht Tesla doch, bis zu 12.000 Arbeitsplätze schaffen zu wollen. Ab Mitte 2021 soll dort produziert werden. Wie viele Jobs es dann tatsächlich werden, steht zwar auf einem anderen Papier, aber für die Region wäre es eine Bereicherung, umso mehr, als dass die Fabrik ein Ausgleich für einen Teil der Jobs in der Lausitzer Braunkohle wäre.

VW sechs Jahre im Rückstand

Als Tesla seine Pläne bekannt machte, hatten die deutschen Autobauer sich einvernehmlich positiv geäußert. Vor Synergien war die Rede, von Effizienzen. Dass Tesla aber auch technologisch eine Bereicherung sein könnte, ist jetzt noch einmal deutlich geworden. Die japanische Zeitung Nikkei hatte das Tesla Model 3 auseinandergebaut, um es auf Herz und Nieren zu erforschen. Ergebnis: Die Kalifornier sind dem deutschen Autobauer VW und auch dem japanischen Toyota technologisch um sechs Jahre voraus in der Elektromobilität. So jemanden holt man sich doch eigentlich gern für die Zusammenarbeit oder zumindest als Batteriezulieferer ins Land. Dabei ist es weniger die Batterie, die in Brandenburg gebaut werden soll, als vielmehr der Bordcomputer, der die Zeitung Nikkei verblüffte. Das trifft es auch nicht ganz. Die Dimensionen haben sich hier scheinbar dahin gehend verschoben, dass man inzwischen wohl eher von einem Computer auf vier Rädern sprechen kann.

Plantage oder Gigawattfabrik?

Gleichwohl. Tesla darf auf dem Gelände der geplanten Gigafabrik vorerst keine Bäume mehr fällen. Das ist schon eine verrückte Welt, in der die Energiewende von so vielen Menschen mit Herz für die Natur torpediert wird. Die Mobilitätswende führte lange ein Schattendasein. Die Autobauer haben sich über Jahrzehnte gegenüber sauberen Technologien verschlossen. Darum liegen sie ja jetzt weit zurück. Fast erstaunlich, dass sie nicht noch weiter als sechs Jahre hinterherhinken. Aber Pustekuchen, die Grüne Liga hat einen Stein ins Rollen gebracht. Das muss jetzt durchgestanden werden. Und selbst jetzt, wo es immer mehr erfolgreiche Hightech-Firmen auf diesem Gebiet gibt, ist der Siegeszug der erneuerbaren Energien kein Selbstläufer. Solar ist billig wie nie – Kohle wird auf absehbare Zeit teuer wie nie. Und trotzdem, geschenkt wird den Erneuerbaren nichts.

Bundesnaturschutzgesetz überarbeiten

Manchmal ist man versucht, sich etwas weniger Demokratie zu wünschen. Davon können die Windturbinen-Planer in Deutschland ein Liedchen singen.Tatsächlich ist es aber gut, wenn geprüft wird, ob ein Bauprojekt zulasten von Flora und Fauna geht. Jedoch fehlen offensichtlich bei diesem Thema sowohl klarer Menschenverstand als auch vernünftige Gesetze – etwa eine längst überfällige Überarbeitung des Bundesnaturschutzgesetzes. Es kann nämlich nicht angehen, dass für den Klimaschutz wichtige Vorhaben für Fichtenplantagen und ähnlichen Unfug verhindert werden. Ganz nebenbei würde man so auch der Windkraft einen Gefallen tun. Ohne den Windstrom brauchen wir nämlich auch keine E-Mobilität, es sei denn, wir wollen Tesla mit Kohlestrom fahren.