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Photovoltaikzubau in Deutschland

4 Gründe für einen wachsenden deutschen Solarmarkt

Fast drei Gigawatt neue Solarstromleistung wurden im vergangenen Jahr in Deutschland installiert. Ganz genau waren es 2.957,845 Megawatt. Das geht aus den Daten der Bundesnetzagentur vor, die jetzt endgültig vorliegen. Diese Zahl nennt auch der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar). Damit ist der Markt in Deutschland im Vergleich zum vergangenen Jahr um 68 Prozent gewachsen.

1. Gewerbe baut mehr Solaranlagen

Auf der Basis der Daten der Bundesnetzagentur wird ersichtlich, dass im vergangenen Jahr gut 76.000 Dachanlagen mit einer Gesamtleistung von fast 2,2 Gigawatt gebaut wurden. Das ergibt eine durchschnittliche Anlagegröße von fast 29 Kilowatt, was eine Steigerung um fast zehn Kilowatt im Vergleich zum Vorjahr ist. Das ist ein deutliches Zeichen, dass das Segment der großen gewerblichen Anlagen wieder angezogen hat – trotz weiter bestehender Sonnensteuer auf den Eigenverbrauch aus solchen Anlagen.

Dass dem so ist, wird auch an der Jahresendrallye deutlich. Denn nachdem die Bundesregierung angekündigt hat, die Einspeisevergütung zum Jahreswechsel für Anlagen mit einer Leistung von mehr als 40 Kilowatt drastisch zu kürzen, hat der Zubau noch einmal kräftig zugelegt. Allein in den letzten beiden Monaten des Jahres 2018 wurden mehr als 420 Megawatt Dachanlagenleistung installiert. Dass es sich dabei mehrheitlich um große Dachanlagen handelt, zeigt die Tatsache, dass im gleichen Zeitraum die Anzahl der installierten Anlagen im Vergleich zu den Vormonaten abgenommen hat.

So betrug die durchschnittliche Leistung der neu installierten Anlagen in den Monaten November und Dezember 2018 fast 36 Kilowatt. Einen Monat vorher bauten die Handwerker eine durchschnittliche Anlagenleistung von 24 Kilowatt auf die deutschen Dächer. Mit Ausnahme der letzten beiden Monate betrug der Durchschnitt der neu installierten Anlagen 27,6 Kilowatt.

Ob der gute Zubau von gewerblichen Dachanlagen auch in diesem Jahr so weitergeht, ist eher unwahrscheinlich, aufgrund der Absenkung der Einspeisevergütung. Aber auch der immer noch existierende 52-Gigawatt-Deckel wird in absehbarer Zeit hinderlich. Denn der Planungshorizont solcher gewerblichen Anlagen ist länger als der einer kleinen privaten Dachanlage. So wissen die Gewerbetreibenden nicht, ob sie noch eine Einspeisevergütung bekommen, wenn ihr Generator ans Netz geht.

2. Ausgeschriebene Anlagen müssen ans Netz

Zu den Dachanlagen kommen noch neue Solarparks mit einer Gesamtleistung von mehr als 760 Megawatt. Hier wird der Zubau vor allem durch die Fertigstellungsfrist für ausgeschriebene Anlagenleistung getrieben. Denn diese müssen innerhalb von zwei Jahren gebaut sein. Das wird deutlich an den Zubauspitzen, die ausgerechnet in den Monaten auftreten, in denen die Generatoren spätestens ans Netz gehen müssen.

3. 750-Kilowatt-Grenze wird gut genutzt

Aber auch der Zubau von Freiflächenanlagen außerhalb von Ausschreibungen geht munter weiter. Das geht natürlich nur, wenn die Anlagenleistung unter 750 Kilowatt bleibt. Mehr als 240 Mal nutzten die Projektierer diese Möglichkeit, die das EEG lässt, um Solarparks zu errichten, ohne den Umweg über eine Auktion gehen zu müssen.

Die guten Ergebnisse des vergangenen Jahres schlagen sich allerdings auf die Vergütungssätze für die kommenden Monate nieder. Diese sinken für neu installierte Anlagen mit einer Leistung von 40 Kilowatt monatlich bis April um jeweils ein Prozent. Die Degression für größere Anlagen ist durch das Energiesammelgesetz und die darin enthaltene Novelle des EEG vorgegeben, so dass es hier keine Überraschungen gibt.

4. Die Preise sinken

Der BSW Solar zeigt sich trotz sinkender Vergütung zuversichtlich, dass die Nachfrage auch künftig weiter anziehen wird. Die Branchenvertreter begründen ihren Optimismus neben den weiter gesunkenen Anlagenpreisen, die die Absenkung der Förderung abfangen, mit den kleinen Lichtzeichen aus der Politik. Schließlich steht im Koalitionsvertrag der Bundesregierung drin, dass der Ausbau erneuerbarer Energien im Stromsektor in den nächsten Jahren beschleunigen und bis zum Jahr 2030 auf einen Anteil von 65 Prozent ausgebaut werden soll. Auch die Kohlekommission habe dieses Ziel jüngst in ihrem Abschlussbericht unterstrichen. „Solarenergie und Speicher stehen bereit, deutlich größere Beiträge für eine klimafreundliche und bezahlbare Energieversorgung des Strom-, Wärme- und Mobilitätssektors zu leisten“, betont Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar. „Sie können maßgeblich dazu beitragen, die Lücken verlässlich und preiswert zu schließen, die durch den Atom- und Kohleausstieg entstehen.“

Allerdings müsse die Bundesregierung noch in diesem Jahr die energiepolitischen Weichen dafür stellen. „Die jährlichen Solarenergieausbauziele sind veraltet“, beschreibt Körnig den wunden Punkt. „Sie müssen kurzfristig mindestens verdreifacht, bestehende Marktbarrieren für die solare Direktversorgung zügig beseitigt werden.“ Doch zunächst geht es erst einmal im Rückwärtsgang. Denn mit der jüngsten EEG-Novelle hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier die Zubauziele erst einmal von 2,5 auf 1,9 Gigawatt pro Jahr herabgesetzt. Dadurch bleibt zu befürchten, dass die Förderung noch schneller sinkt als bisher.