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Photovoltaikmarkt

„Der Zubau gewerblicher Anlagen wird noch stärker zulegen”

SMA hat im vergangenen Jahr ein gutes Betriebsergebnis hingelegt. Worauf ist das zurückzuführen – ist das ein Zeichen eines wachsenden Weltmarktes?

Wir haben im Jahresverlauf 2019 einen sehr guten Auftragseingang verzeichnet und konnten unseren Umsatz von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zehn Prozent steigern, die verkaufte Wechselrichter-Leistung stieg sogar um 20 Prozent. Das dritte Quartal war in allen Segmenten besonders umsatzstark. Das ist sicherlich Ergebnis des Marktwachstums in allen Regionen außerhalb Chinas. Gleichzeitig haben sich aber auch unsere verstärkten Vertriebsaktivitäten sowie die Einführung neuer Produkte und Systempakete ausgezahlt. Zusätzlich haben wir damit begonnen, neue Geschäftsfelder wie Großspeicher und Repowering erfolgreich zu erschließen. Insbesondere im Großspeichergeschäft erleben wir in diesem Jahr einen enormen Zuwachs.

Welche Märkte laufen derzeit sehr gut und wo hapert es im Moment noch?

Wir sehen in diesem Jahr, und auch in den Folgejahren, in allen Regionen außerhalb Chinas Wachstum. In der Region Europa, Mittlerer Osten und Nordafrika (EMEA) sind Deutschland, Frankreich, Spanien und die Niederlande die stärksten Märkte. Sie machten 2019 rund zwei Drittel der europäischen Nachfrage aus. Auch osteuropäische Märkte wie Ungarn, Polen und die Ukraine haben gutes Potenzial. In der Region Asien-Pazifik (APAC) entwickelt sich Australien sehr gut. In Vietnam gab es in diesem Jahr ein Rekordwachstum auf über fünf Gigawatt. Für 2020 erwarten wir hier allerdings eine Halbierung des Markts. In Indien und Japan beobachten wir eine Seitwärtsbewegung. Die USA blieben 2019 mit einem Anteil von rund 60 Prozent der stärkste Markt in der Region Amerika. Hier sehen wir auch für das kommende Jahr ein Wachstum um zehn Prozent. Gleichzeitig wachsen lateinamerikanische Länder wie Brasilien, Chile, Mexiko und Kolumbien noch stärker als die USA. Auch in Afrika tut sich etwas, allerdings ist der afrikanische Markt aufgrund der hohen Anzahl an Ländern sehr fragmentiert. In China war bereits das erste Halbjahr schwach, für das Gesamtjahr erwarten wir hier einen Marktrückgang um 32 Prozent. Die weitere Entwicklung bleibt aufgrund der jüngsten politischen Entscheidungen unsicher.

Das klingt ja gut. Liegt das daran, dass sich die administrativer Rahmenbedingungen verbessert haben oder oder spielen da noch andere Faktoren eine entscheidende Rolle?

In vielen Ländern ist das Potenzial heute noch von Förderungen wie Einspeisevergütung, Ausschreibungen oder Steuervorteilen abhängig. Mit den weiter sinkenden Kosten der Photovoltaik wird Solarstrom jedoch in immer mehr Ländern wettbewerbsfähig mit konventionellen Energiequellen. Schon bald wird Photovoltaik weltweit zur günstigsten Stromquelle werden. Nun gilt es, die administrativen Rahmenbedingungen dahingehend anzupassen, dass die Kostenvorteile der Photovoltaik genutzt werden können. Das heißt, Subventionen für fossile Energieträger müssen abgebaut werden und es müssen in Bereichen wie der Netzintegration, der Finanzierung und der Schaffung internationaler Industriestandards Hindernisse für den weiteren Ausbau aus dem Weg geräumt werden.

In der letzten Ergebnismeldung von SMA steht, dass die Nachfrage in allen Segmenten wächst. Geht der weltweite Zubau von Solaranlagen gleichmäßig auf Dächern und Freiflächen vonstatten?

Wir haben unseren Umsatz im dritten Quartal in allen Segmenten deutlich gesteigert, bei den Photovoltaikgroßanlagen sogar verdoppelt. Auch bezogen auf den Gesamtmarkt ist das Segment der großen Freiflächenanlagen weiterhin das mit Abstand größte Marktsegment, das auch weiter wachsen wird. Aber auch bei den gewerblichen und privaten Photovoltaikanlagen sehen wir außerhalb Chinas ein erfreuliches Wachstum, in diesem und in den kommenden Jahren. Der Zubau gewerblicher Anlagen wird dabei noch stärker zulegen als bei Hausdachanlagen.

SMA setzt schon seit Jahren auf Systemlösungen. Welche Rolle spielen diese innerhalb des gesamten Absatzes und für die Energiewende?

SMA wird sich immer mehr zum System- und Lösungsanbieter weiterentwickeln. Dementsprechend wird der Anteil der flexiblen Systeme an unserem Umsatz kontinuierlich weiter steigen. Unsere Systemlösungen enthalten neben Photovoltaik- und Batteriewechselrichtern auch Batteriespeicher, Monitoring-, Energiemanagement-, Direktvermarktungs- und Designsoftware sowie maßgeschneiderte Servicekomponenten. Im Rahmen der Energiewende sorgen sie dafür, dass Privathaushalte und Unternehmen ihr selbst erzeugte kostengünstige Solarenergie optimal nutzen und vermarkten können. Im Zuge der rasant forstschreitenden Digitalisierung der Energieversorgung binden sie Endkunden nahtlos in die Energiemärkte ein und stellen sicher, dass diese neue Geschäftsmodelle nutzen können.

Sie haben auf der Intersolar den großen Zentralwechselrichter Sunny Central mit Batterieanschluss vorgestellt. Wie entwickelt sich da die Nachfrage und haben Sie damit schon Projekte realisiert?

Wir liefern den Sunny Central UP seit dem dritten Quartal aus. Ein Schwerpunkt sind dabei aktuell die USA. Die Nachfrage ist sehr gut, wir produzieren den Wechselrichter derzeit im Drei-Schicht-Betrieb, um ihr gerecht zu werden. Erste Projekte werden im ersten Halbjahr 2020 in Betrieb gehen.

Welche technischen Weiterentwicklungen sind in den kommenden Monaten zu erwarten?

Im ersten Quartal 2020 werden wir unsere SMA 360-Grad-App einführen. Damit bieten wir Installateuren einen Rundum-Support von der Unterstützung bei der Kundenakquise über die Anlagenplanung, Installation und Inbetriebnahme bis hin zu Serviceleistungen. Mit einer weiteren Consumer App werden wir Endkunden ebenfalls ab dem ersten Quartal 2020 ein vereinfachtes und punktgenaues Anlagenmonitoring ermöglichen.

Im Speicherbereich arbeiten wir daran, unsere Batterie-Wechselrichter mit weiteren Speichern zu qualifizieren, und im Bereich der Elektromobilität werden wir im zweiten Quartal 2020 den neuen SMA EV Charger auf den Markt bringen, eine einfache und kostengünstige Lösung zum Laden von Elektrofahrzeugen mit selbst erzeugtem Solarstrom.

Im Bereich der Photovoltaikkraftwerke konzentrieren wir uns insbesondere auf die weitere Integration der Steuerung von DC-gekoppelten Speichern. Damit werden wir unsere sehr starke Positionierung im Bereich der Großspeicher noch weiter ausbauen.

Die Fragen stellte Sven Ullrich