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Atomkraft und Erdgas wieder Schwerpunkt der Energiewirtschaft?

Der Erneuerbare-Energien-Dachverband BEE selbst hat die neuerliche Ankündigung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eines stark subventionierten Ausbaus von Gaskraftwerkskapazitäten und zudem eines staatlich mitfinanzierten Betriebs dieser Kraftwerke kritisiert. BEE-Präsidentin Simone Peter sagte am Mittwoch in Berlin, ein „Festhalten an der Systematik zentraler Kraftwerksstrukturen ist völlig kontraproduktiv“. Habeck hatte am Dienstag auf dem sogenannten Energiegipfel in Berlin der Wirtschaftszeitung Handelsblatt mit Blick auf die bevorstehende und verspätete Veröffentlichung einer Kraftwerksstrategie der Bundesregierung verteidigt, stillgelegte Kohlekraftwerke künftig durch neue Gaskraftwerke zu ersetzen. Er wolle neue Gaskraftwerke dabei „sowohl bei den Investitions- als auch bei den Betriebskosten der Anlagen unterstützen.“ Die Rede war zuletzt von einem Bedarf an staatlicher Förderung von bis zu 40 Milliarden Euro, vielleicht sogar bis zu 60 Milliarden. Die Kraftwerksstrategie könnte dabei auf Ausschreibungen für die Inbetriebnahme neuer Gaskraftwerke setzen, um die schwankend-wetterabhängige Einspeisung der Erneuerbaren flexibel auszugleichen.

Die Rede ist hierbei von wasserstofffähigen Erdgaskraftwerken, die sich auf eine Nutzung von Wasserstoff (H2) überwiegend aus mit Grünstrom betriebener Elektrolyse umstellen lassen. Die direkte H2-Nutzung verursacht außer Wassersdampf keine Emissionen, die zum Treibhauseffekt beitragen. Für eine klimaneutrale Nutzung muss allerdings auch die H2-Produktion rein mit Grünstrom erfolgen.

Peter betonte, der „Fokus auf fossile Großkraftwerke, die in nicht absehbarer Zeit auf grünen Wasserstoff umgestellt werden sollen“ passe „weder zu den Klimazielen noch zur Dezentralität von Sonne und Wind und erst recht nicht zum klammen Bundeshaushalt … Wir schaffen das Back-up für Sonne und Wind günstiger, schneller und sauberer als die konventionelle Kraftwerksbranche. Und resilienter ist ein heimisches Flexibilitätsportfolio ohnehin“, sagte Peter. 

Alleine die Flexibilisierung des Biogasanlagenbestands könne bis 2030 zu zwölf Gigawatt flexibler Leistung dem deutschen Stromversorgungssystem zur Verfügung stellen, bis 2050 sogar bis zu 27 Gigawatt. Wind- und Solarkraft bräuchten ein dezentrales Back-Up statt 50 Gaskraftwerke, warnte der BEE.

Derweil warnte das von der Umweltschutzorganisation Greenpeace gegründete Energieprojekteunternehmen Green Planet Energy vor der staatlichen Förderung der Atomkraft in Europa. Green Planet Energy reagierte damit auf eine kurz zuvor erfolgte Meldung des französischen Energiekonzerns EDF über die explodierenden Kosten beim Bau des britischen Atomkraftreaktors Hinkley Point C. Dessen Kosten hatten die Projektierer 2015 noch auf 18 Milliarden britische Pfund eingestuft. Der britische Staat versprach dem Investor eine gesicherte Vergütung oberhalb der Stromhandelspreise für die Einspeisung. Doch die Kosten waren immer wieder gestiegen, die Bauzeit verzögert sich immer mehr. Zuletzt war aufgrund er Kosten davon die Rede, dass die Vergütung umgerechnet 15 Eurocent betragen müsse, rund doppelt so viel, wie beispielsweise in Deuschland  staatlich garantierte Einspeisepreise für Windparks an Land maximal betragen dürfen. Doch nun schätzt EDF, dass die Kosten nicht wie zuletzt geschätzt bei 26 Milliarden Pfund stehen bleiben sondern auf bis zu 40 Milliarden Pfund ansteigen dürften. Manche Zeitungen berichten sogar von bis zu 46 Milliarden Pfund – umgerechnet bis zu 53 Milliarden Euro. Außerdem verzögere sich der Bautermin weiter. Nicht mehr 2028 sondern 2031 könne die Inbetriebnahme nun stattfinden.