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Kommentar USA

Trump entdeckt Offshore-Wind als Jobmotor

Donald Trump hat Ende Oktober eine Vereinbarung mit der dänischen Regierung zur Zusammenarbeit auf dem Feld der Offshore-Windkraft getroffen. Worum geht es? Der dänische Minister für Energie- und Klimafragen, Lars Christian Lilleholt, konnte sich mit der Trump-Administration auf eine Zusammenarbeit beider Länder im Windsektor einigen. Während der dänische Turbinenhersteller Vestas schon an vier Standorten in den USA Onshore-Turbinen fertigt, hatte sich das Offshore-Jointventure der Dänen mit Mitsubishi Heavy Industries, MHI Vestas, wegen unsicherer Marktbedingungen noch nicht niedergelassen. Die USA haben bisher nur 30 Megawatt (MW) im Meer installiert, während in Europa schon 13 Gigawatt vor den Küsten Strom erzeugen. 1.000 Windkraftanlagen sind allein in der deutschen Nord- und Ostsee installiert.

In Deutschland arbeiten rund 20.000 Menschen direkte in der Offshore-Windenergie. Zahlreiche weitere Jobs entstehen indirekt über die Zulieferindustrie. Nach Einschätzung von Insidern will nun auch der US-Präsident die Chancen der Offshore-Windkraft nutzen, um Arbeitsplätze in den USA zu schaffen. Durch das Abkommen mit Dänemark ist er diesem Ziel nun näher gekommen. Die Skandinavier haben reichlich Erfahrung: 1991 haben sie den ersten Offshore-Windpark weltweit installiert. Vor allem ist der weltgrößte Turbinenhersteller Vestas dort beheimatet.

MHI Vestas hat derzeit mit seiner 9,5-MW-Anlage V-164 eine Maschine, die den Erwartungen des Marktes entspricht. Die Größe der Anlage und des geplanten Offshore-Windparks entscheidet über den Kilowattstunden-Preis, der am Ende möglich ist. Gerade hat Vestas MHI den Auftrag für den Bau eines Offshore-Parks vor der schottischen Küste mit 100 Turbinen und 950 MW von den Energieversorgern EDP Renovaveis und Engie erhalten. Der Windpark Moray East soll 22 Kilometer vor der östlichen Küste von Schottland in der Grafschaft Sutherland entstehen. Schottland will bis 2020 seinen kompletten Energiebedarf aus erneuerbaren Energien decken. Donald Trump hatte bis 2015 immer wieder gegen die Offshore-Windkraft vor der schottischen Küste gekämpft, weil sie nach seiner Meinung den Ausblick von seinen Golfplätzen aufs Meer beeinträchtigen. Ob der engagierten Ziele der Schotten musste Trump jedoch klein bei gegeben. Nun also die Kehrtwende: Statt Kampf gegen Windmühlen jetzt die Einladung an die Dänen, die Technologie in den USA zu etablieren - und damit die gewünschten Jobs zu schaffen.

Trump war mit dem Versprechen angetreten, binnen zehn Jahren 25 Millionen Jobs zu schaffen. Eine Erholung des US-Arbeitsmarkts hatte aber schon unter Vorgänger Barack Obama eingesetzt: die Arbeitslosenquote sank von zehn Prozent im Jahr 2010 auf unter fünf Prozent. Neue Statistiken besagen nun, dass im Mai in der US-Wirtschaft weniger neue Jobs entstanden, als erwartet. Die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft stieg um lediglich 138.000 Stellen, während mit einem Zuwachs von 182.000 Jobs gerechnet worden war. Zudem mussten die Zahlen für März und April um insgesamt 66.000 Stellen nach unten korrigiert werden. Fest steht, Trump steht unter Druck. Er muss Jobs schaffen - und das wird ihm nicht mit der Kohleindustrie gelingen.

Die Zahlen sprechen für sich: 2016 waren laut New York Times 160.000 Menschen in den USA in der Kohlebranche beschäftigt, aber 373.000 in der Solarbranche. Es ist nur wenige Wochen her, da prognostizierte das Amt für Statistik des US-amerikanischen Arbeitsministeriums, die Photovoltaikindustrie werde in den kommenden zehn Jahren zum stärksten Jobmotor in den USA. In der Windkraft sind es aktuell 101.000 Arbeitsplätze - vielleicht werden es demnächst mehr. Und ganz nebenbei käme das dem Klimaschutz zugute.

Kommentar Nicole Weinhold | Kommentar Nicole Weinhold - © Foto: Nicole Weinhold
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