Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Stromvermarktung

Stromabnahmeverträge gewinnen an Bedeutung – nur nicht in Deutschland

VSB und Mercedes-Benz haben einen langfristig angelegten Stromabnahmevertrag (Power Purchase Agreement/PPA) geschlossen. Für sein Motorenwerk im polnischen Jawor wird Mercedes-Benz Manufacturing Poland von VSB künftig den Strom des 10 km entfernten Windparks Taczalin beziehen. Laut VSB ist die Vereinbarung der erste Stromabnahmevertrag zwischen Industrie und Windbranche in Polen. „Es ist wegweisend, dass ein internationaler Automobilkonzern sich für die lokale Stromlieferung aus erneuerbaren Energien entschieden hat“, sagt deswegen Marko Lieske, Geschäftsführer der VSB Gruppe.

Mercedes-Benz will durch den Direktbezug des Grünstroms zum einen seine Produktion am Standort Jawor CO2-neutral gestalten. Zum anderen will sich das Unternehmen mit dem langfristigen Abnahmevertrag gegen steigend Strompreise absichern. VSB auf der anderen Seite garantiert der PPA langfristig gesicherte Erlöse.

Möglich wird solch ein PPA, weil Stromproduzenten in Polen wählen können, ob sie ihren Strom frei am Markt handeln oder über ein PPA verkaufen möchten. PPA-Strukturen setzen sich in Europa und international immer öfter als Vermarktungsinstrument für Windstrom durch. Sie werden mit einem großen Stromverbraucher geschlossen und sehen eine langfristige Stromabnahme zu einem vereinbarten Festpreis vor. Es handelt sich dabei nur um einen rechnerischen Direktbezug, da in der Regel sowohl der Windpark als auch der Verbraucher den Strom ins öffentliche Netz einspeisen beziehungsweise aus diesem beziehen – so auch im Fall von VSB und Mercedes-Benz.

Noch keine Option in Deutschland

„Als Projektentwickler leisten wir weit mehr, als ein Windrad auf die grüne Wiese zu setzen“, sagt Lieske. Gefragt seien Geschäftsmodelle, die regenerativen Strom attraktiv für Großabnehmer und Industriekunden machten. In diesem Zusammenhang seien PPAs grundsätzlich auch für den deutschen Markt eine Option, ergänzt sein Kollege Thomas Winkler, Leiter Corporate Transactions bei der VSB Holding GmbH. „Allerdings bewirken die derzeitige EEG-Vergütungen beziehungsweise die zuletzt erzielten Ausschreibungspreise, dass es noch nicht attraktiv ist, ein PPA abzuschließen“, so Winkler. Die Vergütung aus dem EEG liege fast doppelt so hoch wie der Marktpreis, verdeutlicht er.

PPAs würden sich deswegen in Deutschland erst dann lohnen, wenn der produzierte Strom über die Strombörse gehandelt werden muss, so Winkler. „Prinzipiell könnte man PPA’s durch die Befreiung von Durchleitungsgebühren oder die Reduzierung der Abgaben, die der Konsument zu zahlen hat, attraktiver machen“, sagt er.

(Katharina Garus)