Bundeswirtschaftsministerium und die Windenergie-Wirtschaft in Deutschland und Europa haben einen gemeinsamen Fahrplan zur krisensicheren Versorgung mit Permanentmagneten und Seltenen Erden vorgelegt. Der achtseitige „Resilienz-Fahrplan für Permanentmagnete“ vom 5. August 2025 sieht vor, dass die Windkraftbranche in Europa von 2029 an bis 2035 den Anteil der ohne einseitige Abhängigkeiten von außereuropäischen Zulieferländern gefertigten Permanentmagneten für die Windturbinengeneratoren zügig erhöht. 2029 sollen demnach 15 Prozent der in Windturbinengeneratoren eingesetzten Permanentmagneten aus nicht für internationale Krisen anfälligen Quellen stammen sollen. 2030 sollen schon 30 Prozent aus diesen „resilienten Quellen“ kommen, mit dem Ziel Europas Windkraftwirtschaft widerstandsfähiger zu machen. 2035 soll der resiliente Zulieferanteil schon 50 Prozent ausmachen. Und speziell bei seltenen Erden, dem in Permanentmagneten enthaltenen entscheidenden Rohmaterial soll der sogenannte Resilienzanteil noch 5 Prozent betragen dürfen, um 2030 aber bereits 35 Prozent zu erreichen.
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Die Initiative für den jetzt erstellten Fahrplan stammt aus einem runden Tisch beim Bundeswirtschaftsministerium, wie sich das Gesprächsformat der Windkraftbranche für einen Austausch über ihre Zukunft nannte. Dieser runde Tisch war erstmals im Oktober 2024 zusammengekommen. Zu dem dort vereinbarten Maßnahmenpaket zählte auch der Fahrplan für die „Resilienz“ einer Versorgung mit Permanentmagneten und seltenen Erden. Die Resilienz-Strategie zielt ganz überwiegend auf eine Loslösung der Lieferketten bei diesem kritischen Rohmaterial und Zulieferprodukt vom heutigen Hauptlieferland China. Von dort kommen aktuell noch mehr als 90 Prozent aller Permanentmagneten, wobei China insbesondere mit der Versorgung mit seltenen Erden auch die gesamte Zulieferkette mit abdeckt.
Woher künftig stattdessen die Permanentmagneten herkommen sollen und woher lieber nicht, definiert die neue Resilienz-Roadmap allerdings nicht. Seltene Erden sind keine seltenen Stoffe, allerdings bislang nur unter großem Landschaftsverschleiß zu gewinnen und auch mit für die Arbeitenden ungesunden Fördermethoden verbunden. Andere Herkunftsquellen als die in China könnten Förderstätten in den USA oder Australien sein, aber auch skandinavische Vorkommen sind in den Wirtschaftskreisen im Gespräch.
Verfasst haben den Resilienzfahrplan zusammen mit dem deutschen Wirtschaftsministerium nun deutsche Windenergieorganisationen wie der Bundesverband Windenergie oder die Windkraftsparte im Anlagenbauerverband VDMA , der Europäische Windenergieverband Wind Europe und europäische Hersteller von Windenergieanlagen und deren Zulieferer. Die Windkraftindustrie soll nun mit Absichtserklärungen gemeinsam mit möglichen China-unabhängigen Zulieferunternehmen noch 2025 neue Lieferbeziehungen einleiten. Bis Ende 2026 sollen daraus konkrete Abnahmeverträge entstehen und 2029 die Lieferung der „resilienten Permanentmagneten“ beginnen.
Dazu sollen Resilienzkriterien als politische Flankierung zur Geltung kommen. Diese sollen bei öffentlichen Aufträgen für die wichtigen Komponenten von Windenergieanlagen gelten. Sie sollen europäisch harmonisiert sein, messbar, auf Änderungen in der Wirtschaft flexibel reagieren lassen und technologieoffen unterschiedliche Generator- und Antriebskonzepte unterstützen. Außerdem sollen sie künftig in Ausschreibungen als Zuschlagskriterien gelten und ab 2030 auch bei der Auswahl möglicher Zulieferunternehmen deren Vorqualifizierung ermöglichen. Europaweit sollten zudem folgende Förderinstrumente zum Einsatz kommen: Das Gesetz zu kritischen Rohstoffen und der EU-Innovationsfonds der Europäischen Union (EU). National sollen ein Innovationsfonds unterstützen, ein nationaler Rohstofffonds, Kredit- und Investitionsgarantien sowie Investitionszuschüsse oder auch ein Energieforschungsprogramm.