Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Neues Meereswindkraftzentrum

Schwedens Gigawatt-Offshore-Windparks ab 2030

Das schwedische Zephyr Vind, das dem norwegischen Windkraftunternehmen Zephyr gehört, hat Planungen für einen mehr als ein Gigawatt (GW) starken Offshore-Windpark 40 Kilometer vor der südschwedischen Küstenstadt Göteborg veröffentlicht, der schwimmende und auch auf in den Seeboden gerammten Fundamenten fest verankerte Windturbinen enthalten soll. Dabei plant das Unternehmen bereits mit zwei technologischen Entwicklungsperspektiven und rechnet sowohl mit 91 Turbinen der ab Mitte der 2020-er Jahre sich für die Offshore-Windenergieanlagen wohl durchsetzenden Offshore-Megawatt-Klasse 15+, als auch mit  61 Turbinen der MW-Anlagenklasse 20+. Der Windpark soll demnach in zwei Abschnitte geteilt als Poseidon Nord und Poseidon Süd in einem langgezogenen schmalen Meeresareal in internationalem Gewässer zwischen dänischem und schwedischem Meeresgebiet in der nordwestlichen Ostsee entstehen.

In einer öffentlichen Auslage des Projekts will der Projektierer bis 23 Juni nun die Stellungnahmen von Interessengruppen einholen – und danach bei entsprechender Einschätzung der Erfolgsaussichten die Projektgenehmigung vorbereiten und sie 2022 auch einreichen. 2031 soll der Windpark gemäß den Planungen in Betrieb gehen und 5,5 Terawattstunden (TWh) jährlich erzeugen. Während das südliche Entwicklungsfeld für klassische Offshore-Windturbinen-Fundamente geeignet ist, ist der Seegrund im nördlichen Entwicklungsfeld zu tief dafür und würde schwimmende Fundamente erfordern.

Ob Zufall oder nicht, fast zeitgleich gab nun auch der Schiffebetreiber Eneti bekannt, ein Errichterschiff für Offshore-Windturbinen bis 20 MW Nennleistung bei einer südkoreanischen Werft bestellt zu haben. Es soll bereits ab 2024 zur Verfügung stehen.

Das Gigawattprojekt vor Göteborg reiht sich ein in eine Anfragewelle nach Netzkapazitäten, die der schwedische Übertragungsnetzbetreiber Svenska Kraftnät registriert. Die an Projekten interessierten Unternehmen hatten für zusammengerechnet rund 50 GW Offshore-Windkraft angefragt, ließ der Netzbetreiber im März wissen. Das Gros der angefragten Kapazitäten beziehe sich mit 30 GW auf Gebiete vor Südschweden, wobei sich manche der angezeigten Plangebiete allerdings überschnitten und somit nur 25 GW davon in Betracht kämen.

Svenska Kraftnät zählt bereits Zusagen für Netzanschlüsse von 7 GW Offshore-Windkraft vor Schweden. Bis 2035 könnten gemäß Prognose des Unternehmens vier GW ans Netz angeschlossen sein, 2045 dann 10 bis 17 GW. Die bestehenden Leitungen reichten allerdings bislang nur für die Übertragung von 6 GW Offshore-Windstrom. Die bisherigen Netzausbauplanungen führten zu einer Übertragungskapazität für 16 GW Offshore-Windstrom ab 2035.

Noch beträgt die schwedische Windenergieerzeugungskapazität in der Ostsee nur etwa 200 Megawatt, die fünf teils sehr alte Windparks mit kleineren Turbinen bereitstellen. Bisher war Offshore-Windenergie für in Schweden aktive Investoren nicht interessant, da die schwedische Windenergievergütung nicht zwischen Windkraft an Land und auf See unterschieden hatte und daher die höheren Kosten der Offshore-Windenergie nicht berücksichtigt hatte. Doch der Bedarf des Landes an Offshore-Windkraft ab dem kommenden Jahrzehnt ist klar absehbar. Projektpläne für die klimaneutrale Erzeugung von Stahl im Norden Schwedens mit grünem Wasserstoff als Energieträger tragen dazu bei, weil Offshore-Windparks den Strom dazu liefern müssten. Zudem hat Schweden sich das Ziel der Klimaneutralität des Landes bereits für 2040 gesetzt. Um diese zu erreichen, so schätzt die Schwedische Energie-Agentur, müsse der jährliche Windstrombeitrag zur Stromversorgung auf 70 bis 90 TWh ansteigen. Davon müssten 10 bis 45 TWh aus Offshore-Projekten kommen.

Bisherige Zählungen gehen von rund 70 Projektierungen für künftige Offshore-Windparks vor Schweden aus. Davon haben allerdings bei nur zweien die Entwickler schon eine Genehmigung oder zumindest die Genehmigung beantragt.

Seit 2020 nehmen die Aktivitäten der Projektierer mit Interesse an schwedenischen Offshore-Windparks zu. So machte das Bremer Projektierungsunternehmen WPD Anfang 2020 klar, dass es bis nach 2030 die Projekte Baltic Sea Bank und Fyrskeppet mit vier und zwei GW vor Mittelschweden in Betrieb nehmen könnte. Im Sommer 2020 beantragte der schwedische Entwickler 0X2 für die Projekte Aurora, Triton und Galatea Galene vor Südschweden die Aufnahme seiner Planungen in den öffentlichen Beratungsprozess vor Beginn einer Projektprüfung oder die Zulassung einer Meeresbodenuntersuchung. Während OX2 für Aurora bereits 5,5 GW als mögliche Kapazität bekannt gegeben hat, hat es für Triton und das aus zwei Projektfeldern betehende Galatea Galene als Ziel der jährlichen Stromerzeugung 7 und 6 TWh genannt: Das ist noch knapp mehr, als Zephyr Vind für das gut 1,2 GW große Projekte Poseidon als Jahresertrag anstrebt.

Allerdings ist der Wettbewerb der Projektierer um Entwicklungsflächen groß. Für dasselbe Areal, das OX2 für das südliche Projektfeld Galatea beplant, hat ebenfalls 2020 auch Energiekonzern Vattenfall noch eine Erörterung beantragt, um es als Kattegat Syd beplanen zu können. Das Projektfeld schließt unmittelbar nördlich an das Windparkentwicklungsfeld Stora Middelgrund an, auf dem ein 864 MW starker Windpark entstehen soll und dessen Projektrechte Vattenfall schon 2019 eingekauft hatte. Stora Middelgrund besitzt seit 2009 eine Zulassung, doch Vattenfall will erst ab 2025 frühestens mit dem Bau beginnen. Beide Windfelder könnte der schwedische Energiekonzern nach eigenen Angaben bis Ende dieses Jahrzehnts schon ans Netz bringen, Stora Middelgrund sogar schon 2026.

Außerdem hat Vattenfall eine Verlängerung der Baugenehmigung für den schwedischen 640-MW-Windpark Kriegers Flak auf 2027 beantragt. Das Meereswindfeld ist Teil des Dreiländervorhabens, das in unmittelbarer Nachbarschaft in Deutschland bereits 2015 den EnBW-Windpark Baltic 2 mit 288 MW entstehen ließ. Das dänische 600-MW-Windfeld Kriegers Flak gehört ebenfalls Vattenfall  und soll noch bis Jahresende ans Netz. Im Dezember war bereits eine Stromtransportleitung zur Verbindung des deutschen und des dänischen Windfeldteiles miteinander als auch an Land sowohl in Dänemark als auch in Deutschland fertig geworden. Der Interconnector soll die Übertragung und Stromnutzung flexibler gestalten.

Auch der dänische Energiekonzern Ørsted hatte bis Februar zwei 1,5-GW-Projekte ins Spiel gebracht. Er prüft nun die Chancen der Windfelder Skåne Havsvindpark und Gotland Havsvindpark ebenfalls in Südschweden. Für Skåne Havsvindpark ist der Bau bis 2029 angepeilt.