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„Wir schreiben den Fahrplan, wie die Kraftwerke umzurüsten sind“

TÜV SÜD bietet die Zertifizierung der H2-Readiness von Kraftwerken an, also inwiefern Kraftwerke sich für den Betrieb mit dem Energieträger Wasserstoff eignen. Was war der Anlass für die Entwicklung der Zertifizierung und des zugrundeliegenden Leitfadens?

Thomas Gallinger: In Zukunft sollen Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke teilweise oder vollständig mit Wasserstoff betrieben werden. Beim Kauf eines neuen Kraftwerks erwarten Energieversorger eine Zusage über die Möglichkeit, Wasserstoff als Brennstoff zu verwenden. Da es bisher keine klare Definition für die H2-Readiness gibt, haben wir mit der Entwicklung des weltweit ersten Leitfadens hierzu, zur „H2-Readiness of Combined Cycle Power Plants“, einen standardisierten Rahmen geschaffen, an dem sich OEMs, Anlagenbetreiber und Versicherer orientieren können. Auf dieser Basis bieten wir auch die Zertifizierung von Herstellerlösungen und Projekten an.

Sie sprechen von einem „standardisierten Rahmen“. Was meinen Sie damit?

Thomas Gallinger: Im Leitfaden beschreiben wir einen Fahrplan, wie ein Kraftwerk im Verlauf der Betriebsphase auf die Beimengung von Wasserstoff oder die Verbrennung von reinem Wasserstoff umgerüstet werden kann. Die H2-Ready-Zertifizierung erfolgt in drei Stufen mit drei Zertifikaten: Concept Certificate, Project Certificate und Transition Certificate. Für einen erfolgreichen Übergang müssen die künftigen Betreiber im Vorfeld ihre konkreten Anforderungen an das Kraftwerk definieren und ein konkretes Konzept für die Umstellung aller betroffenen Systeme und Komponenten von Erdgas auf Wasserstoff entwickeln.

Gilt der Leitfaden nur für Kraftwerke beziehungsweise nur für neue Kraftwerke?

Thomas Gallinger: Der Ansatz lässt sich auf nahezu alle Elemente der Wasserstoff-Infrastruktur übertragen – beispielsweise auf Pipelines oder Speichersysteme. Zudem arbeiten wir daran, die Zertifizierung auch für bestehende Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke und andere Infrastruktur-Elemente anzubieten. Die Anfragen von unterschiedlichsten Markteilnehmern haben gezeigt, dass es hier einen riesigen Bedarf gibt.

Thomas Gallinger, Leiter der Abteilung Wasserstoffprojekte, TÜV SÜD Industrie Service GmbH

Foto: TUV SUD

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