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Alter Plattenbau ist auf dem Weg zum energieautarken Mehrfamilienhaus

Um die Energiekosten für die Mieter zu senken, geht die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft (AGW) einen ganz eigenen Weg. Wie dieser aussieht, zeigt das Wohnungsunternehmen in der Kleinstadt in Sachsen-Anhalt mit dem jetzt geplanten Projekt. Denn die AGW hat gerade damit begonnen, drei alte Plattenbauten aus DDR-Zeiten in ein energieautarkes Mehrfamilienhaus umzuwandeln. Der Clou: Die Mieter zahlen dann keine separate Rechnung mehr für die Energieversorgung. Denn diese ist als Flatrate in der Miete schon enthalten.

Gebäudehülle solar aktivieren

Um die Energieautarkie zu erreichen, werden die drei alten Plattenbauten zunächst energetische komplett saniert. Außerdem wurden schon die obersten beiden Etagen der ursprünglich fünfstöckigen Gebäude abgetragen, um dem Bevölkerungsschwund in Aschersleben Rechnung zu tragen. Im nächsten Schritt werden an den Fassaden Solarmodule installiert. Auch das Dach wird für die Produktion von Sonnenstrom aktiviert. Dazu setzen die Handwerker auf das dritte Stockwerk noch ein Dachgeschoss mit einem Pultdach, das nach Südwesten ausgerichtet ist. In die komplette Dachfläche integrieren sie Solarmodule.

Noch ist es ein hässliches Entlein. Doch schon bald sind diese drei Gebäude ein Vorzeigeprojekt moderner Solararchitektur.

Timo Leukefeld

Noch ist es ein hässliches Entlein. Doch schon bald sind diese drei Gebäude ein Vorzeigeprojekt moderner Solararchitektur.

Wärmeversorgung ohne lange Rohre

Zusätzlich werden die drei Gebäude mit einem modernen Energiekonzept ausgestattet. Denn die Solaranlagen liefern nicht nur Strom für die elektrischen Verbraucher in den 22 Wohnungen. Sie versorgen auch die Wohneinheiten auch mit Wärme. Dabei setzen die Planer auf eine vollelektrische Wärmeversorgung. Die Gebäude bekommen keine Zentralheizung mit Wärmepumpen, sondern in jeder Wohnung wird ein Warmwasserboiler mit einem Fassungsvermögen von 200 Litern installiert. Diese werden mit überschüssigem Solarstrom betrieben und speichern diesen auch über einen längeren Zeitraum. „So können etwa 80 Prozent des Warmwasserbedarfs solar gedeckt werden“, erklärt Timo Leukefeld. Der Freiberger Solarexperte hat das Konzept der energieautarken Mehrfamilienhäuser mit Energieflatrate entwickelt. Der Restbedarf wird mit Ökostrom aus dem Netz abgedeckt.

Heizungsmarkt im Wandel

Die Raumwärme liefern Infrarotpaneele. „Der Heizungsmarkt befindet sich in einem gravierenden Wandel, da künftig in erster Linie strombetriebene Heizungen eingebaut werden sollen. Aktuell sind das noch vor allem Wärmepumpen, aber wir sind überzeugt davon, dass auch hocheffiziente Infrarotheizungen immer stärker zum Einsatz kommen werden“, begründet Leukefeld diese Entscheidung.

Geringer Wartungsaufwand

Schließlich hat ein solches Wärmekonzept riesige Vorteile. Den es sind keine Rohrleitungen wie bei herkömmlichen wassergeführten Heizungssystemen nötig. Dadurch sinken der Zeitaufwand und die Materialkosten für die Montage. Zudem sind Infrarotheizungen über Jahrzehnte wartungsfrei, was bei dem Handwerkermangel und steigenden Stundensätzen langfristig ein enormer Vorteil sein wird. „Das ist ein großer Wert mit Blick auf die Rendite“, betont Leukefeld.

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Hoher Autarkiegrad angestrebt

Doch um eine möglichst hohe Autarkie zu erreichen, ist ein weiteres Speicherkonzept notwendig. Denn der Solarstrom fließt nur von Dach, wenn die Sonne auch scheint. Deshalb werden die Handwerker Solarbatterien in die Gebäude installieren. Zudem wird auch die Speichermasse des Gebäudes selbst genutzt. Das sind die dicken Betonwände und neues Mauerwerk, das von den Infrarotpaneelen aufgeheizt wird. „Diese drei Säulen – Sonnenakku, Warmwasserboiler und aktivierte Gebäudehülle – sorgen für eine hohe Energieautarkie“, fasst Leukefeld das Konzept zusammen. „Von März bis Oktober werden die Bewohner in der Regel vollständig autark sein“, prognostiziert er auf Basis von Erfahrungswerten aus vorangegangenen Projekten.

32 Euro im Monat für Energie eingeplant

So plant Leukefeld einen Haushaltsstromverbrauch von 2.000 bis 2.500 Kilowattstunden pro Jahr ein. Nach der Abschaffung der EEG-Umlage auf den vor Ort verbrauchten Strom, wie es die Bundesregierung für Mitte 2022 plant, fallen Energiekosten für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom von etwa 381 Euro je Wohneinheit an. Das sind knapp 32 Euro im Monat, die in die Miete mit eingepreist werden. Eine solche Energieflatrate wird vor allem durch den hohen Anteil an Solarenergie möglich. Denn so können die Kosten sicher geplant werden und das Wohnungsunternehmen kann sie in Form einer Pauschalmiete mit umlegen.

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