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Effizienz oder Erneuerbare?

Kommentar: Die sauberste Kilowattstunde wird nicht verbraucht

Der "schlafende Riese", das ist die Energieeffizienz, wie Brancheninsider seit mindestens 15 Jahren wissen. Das Thema ist schon so alt, dass wir gar nicht mehr hinhören, wenn jemand von Effizienz anfängt. Inzwischen haben wir beim regenerativen Strom die Atomkraft abgehängt, liegen bei 33 Prozent Erneuerbarenstrom und diskutieren die Energiewende 2.0 - das heißt, wie meistern wir die Systemintegration bei weiter steigendem Regenerativstromanteil? Wie wird die schwankende Leistung von Sonne und Wind ausgeglichen? Zu den absoluten Trend-Themen gehören Heimspeicher und Power-to-Gas.

Effizienz ist dagegen out. Gebäudeeffizienz, das heißt Dämmung ist total unattraktiv. Wer unterhält sich schon gern in seiner Stammtischrunde über Gebäudedämmung? Mit Solaranlage und Speicher dem Energieversorger zeigen, dass man ihn nicht braucht: Das ist viel spannender. Und so dümpeln die ungenutzten, dringend erforderlichen Chancen vor sind.

Nach Angaben von Danfoss lassen sich 60 Prozent CO2 im Supermarkt einsparen, wenn Kühlgeräte, die FKW einsetzen, durch solche ersetzt werden, die natürliche Kältemittel einsetzen. 50 Prozent Energie lassen sich nach Angaben den Energiespezialisten einsparen, wenn smarte Energieeffizienzmaßnahmen eingesetzt werden. Das Beispiel Supermärkte zeigt: Wir können es uns nicht leisten, dieses gewaltige Potenzial an Energieeffizienz zu verschenken. Ein Discounter in Frankreich hat nach Angaben von Danfoss durch smarte Energiesteuerung Einsparung von 20 Prozent tagsüber und 46 Prozent in der Nacht erzielt: Dafür war die Installation einer drehzahlvariablen Verbundregelung für Verdichter/Verflüssiger nötig, außerdem die Installation einer neuen Endanwendung für die integrierte Regelung von Kälteanlagen, Heizung, Lüftung, Klimatechnik und Beleuchtung, die Umsetzung von Beleuchtungszonen und Beleuchtungsaktivierung gemäß Tageslicht und Nutzungsmustern, sowie den Einsatz reversibler Wärmepumpen. Die Energie, die nicht verbraucht wird, ist grundsätzlich erst mal die allersauberste - und davon gibt es jede Menge.

Laut Dena ist für rund 90 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen mit hohem Energieverbrauch Effizienz ein wichtiges oder sehr wichtiges Thema. Aktiv geworden sind bislang aber nur 40 Prozent der von der befragten Firmen. Weitere 40 Prozent haben keine Initiative zur Reduzierung ihres Energieverbrauchs ergriffen, „möglicherweise“, so die Dena, „weil sie das Potenzial für Energie- und Kosteneinsparungen noch unterschätzen“. Mehr hier.

Fast die Hälfte der Befragten aus kleinen und mittleren Unternehmen geht davon aus, ihren Energiebedarf nur um bis zu vier Prozent senken zu können. Das zeigt, wo das Problem liegt: Das Thema wird nicht ausreichend kommuniziert. Es hat keine Lobby. Die CO2-Reduktion könnte einen Sprung machen - und dafür müssten nicht einmal zusätzliche Leitungen gebaut werden - wenn das Thema Energieeffizienz endlich zur Chefsache erklärt würde. Effizienz müsste zum neuen Trend erklärt werden. Der erste Schritt ist Aufklärung.(Nicole Weinhold)