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Modulpreise erreichen neuen Höchststand

Die Preise von Solarmodulen sind derzeit extrem volatil. Das ist in der Photovoltaikbranche sehr verwirrend. Denn niemand kann mehr längerfristig planen, was bei größeren Projekten immer der Fall sein wird. Denn die Richtung der Modulpreise ändert sich inzwischen monatlich. Sorgte im vergangenen Monat ein Aussetzen gerade dieser großen Projekte aufgrund von Verzögerungen bei der Auslieferung der bestellten Waren für Entspannung, hat sich dies jetzt wieder komplett verändert. Das Ergebnis: „Die Preise ziehen wieder an“, beschreibt Martin Schachinger, Geschäftsführer des Onlinemarktplatzes für Photovoltaikkomponenten PV Xchange, die aktuelle Situation.

Preisanstieg um einen Cent pro Watt

So wurden in den vergangenen vier Wochen die Module für durchschnittlich einen Cent mehr gehandelt als noch im gleichen Vormonatszeitraum. Das bedeutet, dass die Durchschnittspreise für Standardmodule weiter klettern – sie steigen auch im Mai und Juni drastisch an. Diese Module kosten jetzt 34 Cent pro Watt Leistung. Das ist ein Anstieg um drei Prozent und um 17,2 Prozent über das gesamte bisherige Jahr hinweg gesehen. Doch auch die leistungsstarken Module, die im Vormonat preislich stabil geblieben sind, kosten jetzt 44 Cent pro Watt. Insgesamt sind die Preise für diese Module im Laufe dieses Jahres um zehn Prozent angestiegen. Damit sind sowohl die Standard- als auch die effizienten Module so teuer wie seit Januar 2020 nicht mehr, wobei dies nur bedingt vergleichbar ist, da die Kategorien im Laufe der Jahre immer mal wieder verändert wurden.

Schwacher Euro treibt die Preise

Doch es ist nicht nur die Weiterführung der liegen gebliebenen Großprojekte, die die Kosten weiter nach oben treiben. Schachinger führt dies auch auf die steigenden Siliziumpreise und vor allem auf den Umrechnungskurs zwischen Dollar und Euro zurück. Denn da die europäische und damit auch die deutsche Solarwirtschaft von den Lieferungen aus China abhängig ist, werde die importierten Module in Dollar gehandelt. Bei einem starken Dollar und einem schwächelnden Euro verteuern sich alle Importe, also auch die der Solarmodule. „Dies konnte in der Vergangenheit nicht immer auf die Käufer abgewälzt werden, was so manchem Hersteller Kopfzerbrechen bereitet. Für neue Lieferverträge werden mittlerweile ganz andere Maßstäbe angelegt“, weiß Schachinger.

Sicherheitsreserven einkalkulieren

So kalkulieren einige Modulhersteller ihre Angebote schon so, als sei der Dollar mehr wert als der Euro. „Niemand mag aktuell prognostizieren, ob sich der negative Wechselkurstrend umkehrt oder weiter verschärft“, sagt der PV-Xchange-Chef. „Andere wollen sich gar nicht festlegen und bauen allerlei Preisgleitklauseln in ihre Verträge ein, flexibilisieren demnach die Angebotspreise. Vertragsverhandlungen für großvolumigere Abnahmemengen sind auf dieser Basis jedoch denkbar schwer, kann man diese Flexibilisierung doch selten auf die geplanten Photovoltaikprojekte anwenden und mit ihnen in Finanzierungsgespräche gehen. So müssen große Sicherheitsreserven eingeplant werden, was die Vorhaben schnell unwirtschaftlich erscheinen lässt.“

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Kapital für Solarindustrie mobilisieren

Um diesem Dilemma zu entkommen, plädiert Schachinger deshalb dafür, die Ziele des Ausbaus der Photovoltaik, die sowohl die Bundesregierung als auch die Europäische Kommission drastisch nach oben korrigiert haben, mit einer Industrieinitiative zu verknüpfen. Das bedeutet, den Zugang von ausländischem Risikokapital zu den europäischen Märkten zu vereinfachen, um den Aufbau einer Photovoltaikindustrie zu beschleunigen. Hier haben einige Regierungen der Energiewende einen Bärendienst geleistet, indem sie das Greenwasching von Atomkraft und Gaswirtschaft durchgedrückt haben. „So fließen Gelder aus Rentenfonds und anderes Anlegerkapital weiter in die fossil-atomare Energieerzeugung und fehlen beim schnellen Aufbau einer von Russland und China unabhängigen Energiewirtschaft“, befürchtet Schachinger.

Produktionskapazitäten für Modulkomponenten notwendig

Vor allem für den Aufbau von Kapazitäten zur Herstellung von Silizium, Ingots, Wafern und Solarglas ist eine solche Unterstützung notwendig. Denn hier sei Europa komplett blank. Bis zu 95 Prozent dieser Komponenten für die Module kommen aus Asien. Dies sei vor allem gefährlich, wenn die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu China bröckeln.

Angebot und Montagekapazitäten in der Waage

Derzeit halten sich aber Angebot und Montagekapazitäten in etwa die Waage. Denn dies ist eine nächste Herausforderung. Deshalb muss der Aufbau einer Solarindustrie in Europa mit einem vereinfachten Zugang von ausländischen Fachkräften zu den europäischen Arbeitsmärkten und einer Aus- und Weiterbildungsoffensive flankiert werden. (su)

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