Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Photovoltaik in Afrika und im Nahen Osten

Die Weichen stehen auf Wachstum

Der Photovoltaikmarkt in Afrika und im Nahen Osten wird in den kommenden Jahren sehr stark wachsen. Das prognostizieren sie Analysten von NPD Solarbuzz in Santa Clara, Kalifornien. Viele Projekte mit mehreren Megawatt Leistung sind in der Planungs- oder Vorplanungsphase. Insgesamt stehen in Afrika 11 Gigawatt Solarstromleistung in der Pipeline. In den Ländern des Nahen Ostens sind mindestens 1,3 Gigawatt in Planung. „Bisher wurde der Markt in der MEA-Region hauptsächlich getrieben durch einige wirtschaftlich besser dastehende Länder, vor allem Südafrika und Israel“, erklärt Susanne von Aichberger, Analystin bei NPD Solarbuzz. „Für diese zwei Länder sowie Saudi Arabien erwarten wir in den kommenden Jahren eine stabile Nachfrage innerhalb der MEA-Region. Für die übrigen MEA-Länder prognostizieren wir ein erhebliches Wachstum. Allerdings wird dieses Wachstum an einigen wenigen aber dafür sehr großen Projekten.“

Große Kraftwerke sind Risikoprojekte

So erwarten die amerikanischen Analysten, dass mehr als 99 Prozent des Zubaus in Afrika mit der Errichtung großer Solarkraftwerke realisiert wird. Von Aichberger führt das auf die niedrigeren Preise für solche Anlagen zurück. Schließlich produzieren die großen Solarkraftwerke ihren Strom durchschnittlich für 72 Dollar pro Megawattstunde bei einer 20-jährigen Laufzeit der Anlage, wie die amerikanische Investmentbank Lazard berechnet hat. Bei den kleinen Aufdachanlagen liegen die Stromgestehungskosten mit 126 bis 265 Dollar pro Megawattstunde ungleich höher.

„Doch in der großen Anzahl an Photovoltaikfreiflächenanlagen steckt auch ein Risiko, vor allem in Ländern, in denen der Photovoltaikmarkt bisher wenig entwickelt ist“, warnt sie. Ein Beispiel für solche Großprojekte ist der Plan, in Burkina Faso ein Photovoltaikkraftwerk mit einer Leistung von 30 Megawatt zu errichten. Ähnlich große und größere Projekte mit Leistungen von 50 Megawatt und mehr sind auch in anderen Ländern geplant. Die meisten dieser Projekte stehen in Kenia und Simbabwe an. Bisher sind solche Großkraftwerke in Südafrika, Benin, Kap Verde, Mauretanien, Senegal und Uganda realisiert.

Großanlagen brauchen stabiles Stromnetz

Die Anlage in Burkina Faso wird 70,5 Millionen Dollar kosten. Zwar unterstützt die Europäische Investitionsbank das Vorhaben mit einem Darlehen in Höhe von 23 Millionen Dollar. Doch wenn etwas schief geht, bricht sofort der gesamte Photovoltaikmarkt in dem westafrikanischen Land zusammen. Außerdem brauchen solche großen Anlagen auch ein stabiles Stromnetz, in die sie ihren Solarstrom einspeisen können. Als weitere Risiken nennt von Aichberger die Korruption sowie die politische und soziale Instabilität in Afrika.

Diese Länder installieren aber nicht Photovoltaikanlagen, um Klimaziele zu erreichen. „Der fundamentaler Markttreiber in Afrika bleibt das Grundbedürfnis nach Energie, vor allem in den Ländern südlich der Sahara“, erklärt von Aichberger. „Allerdings ist die Nachfrage auch getrieben von Projektentwicklern, die sich nach Märkten in neuen Regionen umsehen, um den Rückgang der Nachfrage nach Photovoltaikanlagen in Europa auszugleichen.“

Bürokratie behindert den Markt

Auch im Nahen Osten wird der Markt vor allem durch den Bau von Solarkraftwerken mit einer Leistung von mehreren Megawatt getrieben. Auf dieses Segment entfallen immerhin 95 Prozent der Nachfrage. Die Ausnahme ist Israel. Dort besteht immer noch eine große Nachfrage nach kleineren Dachanlagen. Gleichzeitig ist das Land derzeit der größte Markt in der Region mit einer installierten Leistung von 260 Megawatt und einer Projektpipeline von mehr als 300 Megawatt. In den kommenden Jahren werden aber Saudi Arabien und Jordanien als große Märkte nachwachsen. Allein für Jordanien erwarten die Marktforscher in den kommenden Jahren einen Zubau von 600 Megawatt. In diesen Ländern wird der Zubau vor allem vom Plan getrieben, den Verbrauch fossiler Brennstoffe drastisch zu senken, erklärt von Aichberger. „Allerdings wird der Markt von einer immensen Bürokratie und der potenziellen politischen Instabilität behindert“, sagt sie. Im Vergleich zu den afrikanischen Märkten ist die Rate der realisierten Projekte allerdings höher. (Sven Ullrich)