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Bioenergie Biokraftstoffe

Möglicherweise zieht die Mineralölwirtschaft Autofahrer über die Einführung von E10 um bis zu 400 Prozent ab

Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) betitelte Anfang Februar eine Meldung mit: „Altes Super teurer als neues“. Autofahrer, die bereits an den ersten Tankstellen den neuen Ottokraftstoff E10 tanken können, sahen sich laut der Regionalzeitung mit verwirrenden Situationen konfrontiert. An Tankstellen von Aral beispielsweise kostete der neue Sprit soviel wie zuvor E5. E5-Benzin hingegen war um fünf Cent pro Liter teurer geworden. Laut Westfalen-Blatt fuhr Esso eine andere Preisgestaltung: Der Preis für E5 wurde beibehalten und der neue Sprit E10 im Vergleich dazu um fünf Cent günstiger angeboten. Nicht auszuschließen ist, dass Esso bald dem Beispiel von Aral folgen und zugleich die Fünf-Cent-Spanne zwischen E10 und E5 beibehalten wird, da die Mineralölgesellschaften sich erfahrungsgemäß recht konformistisch in ihrer Preisgestaltung verhalten.

Seit 1. Januar gibt's neuen Sprit
Seit 1. Januar wird in Deutschland der neue Kraftstoff E10 eingeführt. Das Bundeskabinett hatte im November 2010 die Einführung von Benzin mit zehnprozentigem Ethanolanteil (E10) beschlossen. Hintergrund der Verbreitung von E10 ist das Biokraftstoffquotengesetz, das die Mineralölgesellschaften zu einem rechnerischen Bioanteil von 6,25 Prozent im fossilen Sprit verpflichtet. Sie können diesen Wert entweder über Beimischung oder beispielsweise über den Vertrieb von Bio-Reinkraftstoffen wie Biodiesel B100 erreichen (ERNEUERBARE ENERGIEN 2/2011). Sukzessive wird E10 nun neben dem bereits vorhandenen E5 im deutschen Tankstellennetz eingeführt. Laut Bundesumweltministerium (BMU) und ADAC können rund 90 Prozent aller Pkw den E10 tanken, zehn Prozent nicht. BMU und ADAC raten, vor dem Griff zur E10-Zapfpistole sich beim Hersteller zu erkundigen, ob der Motor des eigenen Pkw den Sprit verträgt.

Kraftfahrer sind verunsichert
Da viele Autofahrer im Februar und März noch unsicher sind, ob dies auf ihr Fahrzeug zutrifft oder nicht, tanken sie, wo sie bereits die Wahl haben, vorsichtshalber den „alten“ Sprit E5, um sicher zu gehen. Und sie werden laut des Zeitungsberichts mit höheren Spritpreisen konfrontiert. Laut Westfalen-Blatt begründete ein Aral-Sprecher den höheren Preis für E5 mit gestiegenen Logistikkosten. Denn der Konzern müsse weiter auch E5 an den Tankstellen anbieten. Doch drängt sich der Verdacht auf, dass sich für die Mineralölwirtschaft über die E10-Einführung offenbar die Möglichkeit bietet, die Spritpreise zu erhöhen mit Hinweis auf den neuen Öko-Sprit. Selbst wenn die E10-Einführung zu höheren Spritpreisen führte, dann dürften die laut Carmen e.V. aus Straubing nur sehr mäßig ausfallen.

Carmen sagt: ein Cent und nicht fünf Cent
Denn die Straubinger führen aus: „Im Oktober 2010 lagen die Großhandelspreise für Benzin bei etwa 40 Cent pro Liter, für Ethanol annähernd bei 60 Cent.“ Wenn dem Benzin zehn Prozent Ethanol beigemischt würden, so die Straubinger, dann könnte dies den Literpreis rein rechnerisch tatsächlich um zwei Cent anheben. Doch da E5 bereits angeboten wird, wäre die Steigerung der Beimischung für E10 ja weitere fünf Prozent, also die Hälfte von zehn. „Durch eine zusätzliche Beimischung von fünf Prozent Ethanol kann nur eine Preissteigerung um einen Cent begründet werden“, sagt das Bioenergie-Netzwerk. (Dittmar Koop)