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Elektroauto-Export verschlingt 380 Millionen Euro Steuergelder

Mehr als 16 Prozent der im Jahr 2022 in Deutschland neu zugelassenen Elektrofahrzeuge finden sich nicht im Fahrzeugbestand wieder. Damit hat der Schwund an E-Autos im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um weitere drei Prozent zugenommen. Das ergeben neue Zahlen des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Diese Entwicklung bekräftige den Verdacht, dass ein erheblicher Anteil der neu zugelassenen Elektro-Pkw direkt nach der vorgeschriebenen Mindesthaltedauer von sechs Monaten als junge Gebrauchte gewinnbringend ins Ausland exportiert wurden, schreibt der Verband in einer Presseinformation.

Kosten stiegen in einem Jahr um 150 Millionen Euro

Allein im Jahr 2022 könnte dieses lukrative Geschäft in etwa 380 Millionen Euro Steuergelder gekostet haben, so der CAM. 2021 könnte die Summe laut CAM circa 230 Millionen Euro betragen haben. Deutschland subventioniere damit den Markthochlauf der Elektromobilität im Ausland, kritisiert der Verband.

Fast 50.000 „junge Gebaurauchte“ teuer exporotiert?

Der CAM hat Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes ausgewertet. Demnach wurden zwischen Januar und Dezember 2022 in Deutschland etwas mehr als 470.000 vollelektrische Autos (BEV) neu zugelassen. Gleichzeitig stieg der Fahrzeugbestand nur um knapp 400.000 Einheiten auf 1.013.009 BEVs an. Damit ergibt sich eine Differenz von rund 76.000 E-Autos oder. 16,2Prozent  der Neuzulassungen, die nicht in den Fahrzeugbestand übergehen.

Zum Vergleich: Zwischen Januar und Dezember 2021 wurden rund 356.000 BEVs neu zugelassen, während der Bestand um etwa 309.000 Autos anstieg. Die Differenz betrug zum damaligen Zeitpunkt knapp 47.000 E-Autos oder 13,1 Prozent der Neuzulassungen. Es sei davon auszugehen, dass der Großteil dieser Fahrzeuge nach Einzug der Förderprämie von bis zu 9.000 Euro und einer Haltedauer von sechs Monaten ins Ausland weiterverkauft wurde, kritisiert der Verband.

Lücke zwischen Bestand und Neuzulassung bei Tesla besonders groß

Dabei sind offenbar nicht alle Hersteller gleich gefragt: Beim US-Hersteller Tesla fehlt nahezu jede dritte Neuzulassung in der Elektroflotte, stellte der CAD durch Stichproben fest. Wurden zwischen Oktober 2021 und September 2022 etwa 52.000 Tesla-Modelle beim KBA angemeldet, so erhöhte sich der Bestand im gleichen Zeitraum um lediglich rund 36.000 Fahrzeuge. In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 lag die Quote noch bei rund 18,5 Prozent. Aber auch deutsche Premiummarken weisen stark überdurchschnittliche Differenzen auf: Bei BMW (21,2 %), Audi (23,5 %) und Mercedes-Benz (19,4 %) fehlt rund jedes fünfte BEV im deutschen Fahrzeugbestand.

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Günstigere Elektrofahrzeuge sind weniger betroffen. Die Differenz von Neuzulassungen und Fahrzeugbestand liegt bei Renault (Zoe) nur bei 9,1 %. Auch die weiteren ausgewählten Volumenhersteller VW (13,9 %) und Hyundai (14,9 %) liegen unter dem Durchschnitt. Allerdings scheidet auch hier eine hohe Zahl von Elektrofahrzeugen im Jahr 2022 aus dem deutschen Fahrzeugbestand aus: Bei VW gehen etwa 7.000 E-Autos verloren, bei Hyundai sind es 4.300 und bei Renault 2.800.

Sinkende Förderprämie und längere Haltedauer sollen Exportprofite begrenzen

„Bei der Auslobung von Förderprämien und Steuervorteilen der Elektromobilität entstehen häufig unerwünschte Nebeneffekte und nicht unerhebliche Marktverzerrungen. Das ist nicht immer vollständig zu verhindern“, sagt Studienleiter Stefan Bratzel. „Aber wenn sich der legale Missbrauch jährlich auf höhere dreistellige Millionenbeträge summiert, muss der Gesetzgeber schnell nachjustieren. Die politische Reaktionsgeschwindigkeit war in diesem Falle recht langsam.“

Mittlerweile aber ist sie erfolgt: Die Förderprämie wurde von bis zu 9.000 Euro auf nunmehr maximal 6.750 Euro reduziert, die Mindesthaltedauer von sechs auf zwölf Monate verlängert. „Damit dürfte die Attraktivität des prämienbegünstigten Exports von batterieelektrischen Fahrzeugen jetzt jedoch deutlich sinken“, so Bratzel. (kw)