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Wirtschaftlichkeit von Ladesäulen auf halböffentlichen Plätzen bahnt sich an

Eine gemeinsame Studie von Argus Stadt und Verkehr aus Hamburg in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE aus Kassel zeigt, dass die Einrichtung und der Betrieb von E-Ladeinfrastruktur auf zahlreichen halböffentlichen Parkplätzen in absehbarer Zukunft wirtschaftlich sein könnte. Die Untersuchung wurde im Auftrag der Wiro Wohnen in Rostock Wohnungsgesellschaft mbH durchgeführt und erhielt Förderung vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI).

Über 300 kleine und große Parkplätze auf Flurstücken der Wiro wurden untersucht, um sowohl die Nachfrage nach Ladeinfrastruktur als auch das potenzielle Angebot für lokal erzeugten Solarstrom zu ermitteln. Die Standorte erstrecken sich über das gesamte Stadtgebiet Rostocks und liegen in verschiedenen Nachbarschaften. Dabei wurde analysiert, ob eine reibungslose Verbindung zu Solaranlagen auf umliegenden Dächern hergestellt werden könnte. Des Weiteren wurde untersucht, in welchem Umfang und für welche Nutzer ein wirtschaftlicher Betrieb der Ladeinfrastruktur realisierbar wäre – sei es durch privat feste Vermietung oder halböffentliche Nutzung, mit Zukauf von Netzstrom oder Zwischenspeicherung von Solarstrom bei Überschuss.

Eine zentrale Erkenntnis der Studie betrifft den Faktor Netzstrompreis. Die Berechnungen zeigten, dass die Kombination von E-Ladeinfrastruktur mit Solaranlagen besonders vorteilhaft ist bei niedrigen Ladeleistungen und/oder wenn eine erhöhte Nachfrage zur Mittagszeit durch halböffentliche Nutzung besteht. Besonders bei steigenden Strompreisen bieten Photovoltaikanlagen einen hohen ökonomischen Mehrwert. Sogar eine Reduktion der Marge um 5 Cent pro Kilowattstunde führte zu bis zu 100 Prozent höheren Gewinnen durch die PV-Integration an den betrachteten Standorten.

Die Studie basiert auf einer differenzierten Analyse des Nachfragepotenzials für E-Ladeinfrastruktur auf Ebene der einzelnen Gebäude und Adressen. Dazu wurden umfassende Geobasisdaten, die Mobilitätsbefragung „Verkehr in Städten“ im Auftrag der Stadt Rostock und weitere Datenquellen herangezogen. Dies ermöglichte nicht nur eine fundierte Einschätzung der Nachfrage nach motorisierter Mobilität für die gesamte Stadt Rostock, sondern auch eine detaillierte Darstellung der Verteilung der Nachfrage im Verlauf eines typischen Werktages in 1-Stunden-Intervallen.

Die Studie integrierte auch variable Eingangsparameter im Standort-Tool. Unter anderem flossen eine Trendfortschreibung der Daten des Kraftfahrtbundesamts ein, die eine Zunahme von E-Pkw auf 25 Prozent in der mittelfristigen Perspektive prognostizieren. Hybridfahrzeuge wurden dabei nicht berücksichtigt. Das Angebot an Strom aus Photovoltaik wurde anhand der bereits installierten Solaranlagen und der verfügbaren Dachflächen ermittelt.

Das Fraunhofer Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik führte vertiefende Simulationen für vier Standorte durch. Hierbei wurden zeitbasierte Simulationen erstellt, die den Stromertrag von Solaranlagen und die Ladevorgänge in 15-Minuten-Intervallen darstellten. Dies berücksichtigte den Einfluss von Wochentagen, Jahreszeiten, Feiertagen und Schulferien. Diese Analysen ermöglichen unter anderem eine Bestimmung des Einflusses von Ladeleistungen und Nutzungsmustern auf den PV-Eigenverbrauch und die Auslastung der Ladepunkte.

Die mikroskopische Simulation lieferte auch praxisnahe Handreichungen zur Preisfindung für die exklusive Vermietung von Wallboxen und Ladestrom an privaten und halböffentlichen Ladepunkten.

Die Studie bietet somit umfassende Erkenntnisse zur Wirtschaftlichkeit von E-Ladeinfrastruktur auf halböffentlichen Parkplätzen und legt damit einen wichtigen Grundstein für zukünftige Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität.

Beispiel Charge Construct und Norma: Sie schließen eine strategische Partnerschaft. Im ersten Schritt ist der bundesweite Ausbau an mehreren hundert Norma-Filialen geplant. Durch die Kooperation der beiden Unternehmen fügt sich der Ladevorgang nahtlos in den Alltag der Kund:innen ein.

Charge Construct beginnt im ersten Schritt noch in diesem Jahr mit der Planung und Projektierung der ersten rund 200 Schnellladestandorte an Norma-Filialen, die sich über ganz Deutschland verteilen. So können Kundinnen bereits 2024 zahlreiche Schnelllademöglichkeiten an Norma-Filialen nutzen. In den kommenden Jahren ist der weitere Ausbau an zusätzlich hunderten gemeinsamen Standorten geplant.
Die Standorte werden dabei mit Premium-Ladestationen der höchsten Leistungsklasse mit mindestens 150 kW je Ladepunkte ausgestattet – sogenannte High-Power-Charger (HPC). Je nach Ausstattung des Elektrofahrzeugs können Fahrerinnen so innerhalb von fünf Minuten Strom für 100 Kilometer laden – ganz einfach während des Einkaufs. Alle Ladepunkte werden dabei mit 100 Prozent Ökostrom versorgt. (nw)

Standort-Steckbriefe mit Lageplan (l.), Standort Datenblätter (r.); Hintergrundkarte: Openstreetmap-Mitwirkende 2023

Openstreetmap

Standort-Steckbriefe mit Lageplan (l.), Standort Datenblätter (r.); Hintergrundkarte: Openstreetmap-Mitwirkende 2023