Paul Kenny, Generaldirektor der European Heat Pump Association (EHPA)
Paul Kenny, Generaldirektor der European Heat Pump Association, über die Rolle der Wärmepumpe in Europas Energie- und Klimapolitik.
Europas Energiewende steht an einem entscheidenden Punkt. Paul Kenny, Generaldirektor der European Heat Pump Association (EHPA), sagt, warum die Wärmepumpe dabei für alle EU-Staaten zum zentralen Instrument der Dekarbonisierung geworden ist.
Herr Kenny, welche Bedeutung hat die Wärmepumpe aktuell für Europa?
Paul Kenny: Die Wärmepumpe ist schon heute ein zentrales Instrument für die europäische Energiewende. In fast allen Ländern sehen wir seit einem Jahrzehnt beständiges Wachstum zwischen 10 und 20 Prozent jährlich. Kurzzeitig kam es – ausgelöst durch die Energiekrise nach der russischen Invasion – zu einem Nachfrageboom und Engpässen in den Lieferketten. Inzwischen pendelt sich der Markt wieder in den gewohnten Wachstumspfad ein. Klar ist: Der Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen bleibt für alle Regierungen ein zentrales energiepolitisches Ziel. Entscheidend ist ein nachhaltiger, planbarer Ausbau statt hektischer Ausschläge.
In Deutschland gab es besonders viel Widerstand gegen die Wärmepumpe. Worin unterscheiden sich die Märkte?
Paul Kenny: Das deutsche „Heizhammer“-Narrativ war ein politischer Konflikt, der medial stark befeuert wurde. Das hat die Debatte ungleich schwieriger gemacht als in anderen Ländern. Dennoch hat es einen Nebeneffekt: Das Bewusstsein wächst, dass ein Umbau unausweichlich ist. Inzwischen nehmen Fehlinformationen europaweit ab, und die Politik arbeitet an Weichenstellungen – etwa bei der Fachkräfteausbildung oder einer faireren Strompreisgestaltung.
Was braucht Europa nun für den Hochlauf der Technologie?
Paul Kenny: Wir brauchen vor allem einen echten europäischen Binnenmarkt. Hersteller müssen sicher sein, dass Wärmepumpen, die in einer Fabrik produziert werden, überall in der EU verkauft und installiert werden können – ohne Dutzende Sonderregeln auf Länderebene. Nur so lassen sich Fabriken auslasten, die Stückkosten senken und erschwingliche Preise erzielen. Zugleich müssen Ausbildungsprogramme, Zertifizierungen und Fördermechanismen harmonisiert werden.
Ein Rückgang des Strombedarfs ist nicht zu erwarten. Europa plant mit zusätzlichen Lasten durch Elektrifizierung bei Wärme und Mobilität.
Klingt ambitioniert. Ist das realistisch angesichts nationaler Sonderwege?
Paul Kenny: Ja, wenn die EU-Kommission Führung übernimmt. Einzelstaatliche Restriktionen dürfen den Markt nicht blockieren. Natürlich können Förderungen unterschiedlich ausfallen, aber das Produkt an sich muss einem einheitlichen europäischen Recht unterliegen. Deutschland etwa ist ein riesiger Markt, liegt beim Anteil installierter Wärmepumpen aber hinter kleineren Ländern wie Tschechien zurück. Das zeigt: Zersplitterte Standards sind ein Risiko, keine Hilfe.
Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Rolle der Wärmepumpe aus?
Paul Kenny: Er verstärkt die Notwendigkeit enorm. Neben effizientem Heizen brauchen wir zunehmend auch Kühlung. Wärmepumpen können beides – und das sehr effizient. In Südeuropa wird Kühlung längst lebenswichtig, in Nordeuropa steigt die Nachfrage ebenfalls. Damit sich daraus ein Klimavorteil ergibt, muss die Politik allerdings sicherstellen, dass mit dem Einbau von Kühlsystemen nicht parallel Gasheizungen weiterbetrieben werden. Subventionen sollten immer ermutigen, fossile Heizungen zu ersetzen.
Wird der Stromverbrauch dadurch nicht massiv steigen?
Paul Kenny: Ein Rückgang des Strombedarfs ist nicht zu erwarten. Europa plant langfristig mit zusätzlichen Lasten durch Elektrifizierung – sowohl bei Wärme als auch bei Mobilität. Entscheidend ist, dass wir diesen Mehrbedarf durch erneuerbare Energien decken. Mit Wärmepumpen erreichen wir die Umstellung auf Strom besonders effizient und schaffen gleichzeitig Versorgungssicherheit.
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