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Guy Schaaf von Socomec: „Wir verkaufen kein Produkt, sondern Lösungen“

Socomec arbeitet mit CATL zusammen – einem chinesischen Hersteller von Batteriepacks. Warum haben Sie sich für diesen Anbieter entschieden?

Wir nutzen von CATL nur die Batterien. Wir haben uns entschieden, diese nicht selbst herzustellen, sondern uns auf unsere Stärken zu konzentrieren: Die Steuerung und das Energiemanagement sowie die Konstruktion des Speichers. Bei CATL sind wir Premiumpartner und sehr zufrieden. Wir haben schon mit unterschiedlichen Partnern zusammengearbeitet. Doch immer hat etwas nicht gestimmt – entweder die Qualität oder die stabile Lieferung. CATL hat Premiumqualität, eine stabile Lieferung und damit sind wir sehr zufrieden. Außerdem gibt es in Europa kaum Anbieter von Batterien. Diese fangen jetzt erst an, hier Produktionskapazitäten aufzubauen.

Es drängen inzwischen auch immer mehr Speicherhersteller aus Fernost auf den europäischen und deutschen Markt. Wie entwickelt sich die Wettbewerbssituation?

Tatsächlich gibt es Hersteller – meist aus China –, die in Europa komplette Speicher verkaufen. Doch der große Vorteil für uns ist, dass wir dem Kunden die komplette lokale Unterstützung bieten – auch mit eigenen Servicetechnikern. Viele asiatische Firmen arbeiten mit Partnern, wir haben unsere eigenen Serviceteams vor Ort. Wir haben außerdem eine Verfügbarkeitsgarantie für Ersatzteile über 20 Jahre. Das ist bei den asiatischen Herstellern selten. Wenn dies auch noch über einen Distributor läuft und der Hersteller nicht mehr da ist, gibt es keine Ersatzteile mehr. Außerdem sind wir näher am Kunden und bieten Service- und Wartungsverträge. Wir verkaufen kein Produkt, sondern Lösungen. Dazu gehört auch die Inbetriebnahme, die Garantie, ein Wartungsvertrag und eine Onlineüberwachung.

Warum ist diese Onlineüberwachung so wichtig?

Wenn zum Beispiel die Temperatur im Speicher steigt, können wir schnell, innerhalb von wenigen Minuten, reagieren und damit noch etwas retten. Wenn erst ein oder zwei Tage später jemand auf eine erhöhte Speichertemperatur reagiert, ist es oft zu spät. Daher ist eine Onlineüberwachung so wichtig.

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Wie schätzen Sie die Situation der Lieferkette ein – sind in Europa genügend Materialien für Stromspeicher zu bekommen, auch mit Blick auf europäische Fertigungskapazitäten?

Nach der Covid-Pandemie war die Lieferkette tatsächlich sehr instabil. Wir hatten aber viel Material und Komponenten auf Lager, so dass wir zwar gelitten haben, aber gut wieder herausgekommen sind. CATL war für uns in dieser Zeit ein guter Partner, denn danach hat sich die Lieferkette wieder stabilisiert. Wir liefern die Batterien aus unserem Lager in Frankerich. Wir bekommen aber auch Unterstützung von einem europäischen Zentrallager von CATL. Die Lieferkette ist aufgebaut und es ist viel Sicherheitspuffer drin. Sicherlich, Lagerung kostet Geld. Aber dafür haben wir eine stabile Lieferkette. Je nach Größe des Projekts sind wir – von Projektplanung bis Installation – innerhalb von zwei bis drei Monaten lieferfähig inklusive der vorherigen Zusammenstellung des Speichers. Bei größeren Projekten dauert es von der Idee bis zur finalen Umsetzung aber ohnehin länger.

Wie entwickeln sich die Speicherpreise?

Ein großer Teil des Speichers ist die Batterie. Deshalb hängen die Speicheranbieter natürlich sehr stark von den Batteriepreisen ab – bei größeren Speichern noch mehr als bei kleinen Heimspeichern. Denn im großen Speicher ist der Anteil der Batterie im Verhältnis zur Elektronik im Vergleich zu einem kleinen Speicher viel größer. Wir sehen aber, dass der Batteriepreis langsam nach unten geht. Das Volumen und der Markt sind da, der Wettbewerb funktioniert. Wie lange dieser Trend anhält, wissen wir noch nicht. Aber wir gehen davon aus, dass der Marktpreis weiter sinkt, wenn die Batterieproduktion in Europa aufgebaut wird. Bis zum kommenden Jahr sollen die ersten Werke laufen.

Welche technischen Weiterentwicklungen sind in der nächsten Zeit zu erwarten – auch mit Blick auf die Batterietechnologie?

Wir arbeiten derzeit mit Lithium-Phosphat-Batterien. Das ist momentan auch der beste Kompromiss zwischen Volumen, Preis und Qualität. Aber die Technologie entwickelt sich sehr schnell. In ein oder zwei Jahren werden wir wahrscheinlich auf andere Technologien umstellen. Dann wird auch verstärkt in Europa produziert. Es geht aber nicht nur um den Preis, sondern auch um die Verfügbarkeit und die Nachhaltigkeit der Materialien und ums Recycling. Letzteres ist bei der Lithium-Phosphat-Technologie noch kritisch.

Und welche Entwicklungen werden jenseits der Batterietechnologie wichtig – mehr Effizienz?

Bezüglich der Effizienz sind wir bei 96 bis 97 Prozent. Da sind die meisten Hersteller fast am Ende angekommen. Die größte Entwicklung ist, mehr Intelligenz und in die Steuerung der Speicher zu bringen. Da gibt es noch viel zu tun und da stehen wir noch am Anfang einer möglichen Entwicklung. In diesem Bereich wird auch das Thema künstliche Intelligenz wichtiger, um den Speicherbetrieb zu optimieren. Hier reden wir über detaillierte Wetterprognosen, die Optimierung des Stromeinkaufs, die Nutzung von Lastkurvenanalysen, um Lasten zukünftig zu prognostizieren. Ein weiterer Trend wird die Nutzung der Speicher in den Elektroautos sein. Dann haben wir tausende kleine Speicher. Diese zu steuern, wird eine riesige Herausforderung. Bisher geht es da um das Eigenheimsegment. Doch auch Netzbetreiber werden darauf zurückgreifen wollen, damit sie einen Teil steuern können, um das Netz zu unterstützen. Das muss gut gemacht werden, damit es funktioniert.

Das Interview führte Sven Ullrich.

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