Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Offshore-Windkraft in Frankreich

Frankreich senkt Vergütung für ersten Meereswindstrom

Nach einem Treffen Macrons mit Vertretern der Projektgesellschaft des Offshore-Windparks St. Brieuc teilten die beiden Politiker der Öffentlichkeit das Ergebnis mit: Die Einspeisetarife reduzierten sich um bis zu 30 Prozent, erklärte der Staatschef laut französischen Medien, die beide Politiker während einer Bretagne-Tour begleiteten. Der Umweltminister twitterte am gestrigen Mittwoch, die „Neuverhandlung der Tarife“ habe zu einer Senkung des Tarifs von der Marke von 200 Euro pro Megawattstunde (MWh) auf ungefähr 150 Euro pro MWh geführt. Der französische Präsident ließ sich laut gestrigen Meldungen von offenbar bei der Bretagne-Visite anwesenden Medien zitieren, die Tarife seien dank des Verhandlungsergebnisses de facto um 30 Prozent gekürzt worden, die öffentlichen Zuschüsse sogar um 40 Prozent. Die französische Öffentlichkeit spare insgesamt 15 Milliarden Euro.

Die zwei bisher abgeschlossenen Ausschreibungen für französische Offshore-Windparks hatten 2012 und 2014 zu Zuschlägen geführt, die im europäischen Vergleich verhältnismäßig hohe Vergütungen garantierten. Insbesondere die Investoren oder Entwickler der vier Projekte der ersten Ausschreibungsrunde Saint Brieuc, Courseuilles-sur-Mer, Fécamp und Saint Nazaire sollen in den Auktionen hoch gepokert und gewonnen haben. Von Vergütungspreisen von mindestens 200 Euro pro MWh beziehungsweise 20 Cent pro Kilowattstunde (kWh) während einer 20-jährigen Laufzeit war seither in der Branche die Rede. Die Projekte von Runde 2, Yeu-Noirmoutier und Le Tréport sollen bei irgendwo zwischen 20 und rund 15 Cent pro kWh abgeschlossen haben. Eine offizielle Veröffentlichung der Ergebnisse gab es nicht. Zuletzt hatten französische Medien vor einem finanziellen Disaster gewarnt und sogar von Vergütungspreisen bis zu 22 Cent pro kWh berichtet.

Die Administration Macron sah sich auch deshalb beim Thema Offshore-Windenergie-Kosten zuletzt unter politisch zu hohen Druck gesetzt, weil jüngere Ausschreibungen in anderen europäischen Ländern zu einem starken Verfall der Vergütungspreise geführt haben. Sie sanken von rund 15 Cent zunächst noch garantierter Einspeisepreise auf meist weit unterhalb der Schwelle von 10 Cent pro kWh. Teilweise ergaben Ausschreibungen in den Niederlanden, aber auch in Deutschland Vergütungszuschläge bis hin zu vollständig subventionsfreien Einspeisepreisen, die einzig aus den Einnahmen im Stromhandel bestehen werden und gemäß heutigen Handelswerten selten mehr als vier Cent erreichen würden. Im März hatte die Regierung von Macron dann angekündigt, die Tarife aus den ersten beiden Ausschreibungsrunden nachverhandeln zu wollen – oder andernfalls sogar die abschließenden Genehmigungen der Projekte zu blockieren. Zwar hatte daraufhin der französische Senat den Vorstoß der Regierung abgelehnt. Die allerdings kündigte an, ihren Plan weiter zu verfolgen – und hat sich dabei nun offenbar durchgesetzt.

Dass die Branche nun einlenkt, könnte auch daran liegen, dass die Genehmigungsbehörden zuletzt die Umplanung auf größere Windturbinen in einigen Windfeldern durchgewunken hatten. Die hohen Vergütungen galten bislang als Ausgleich dafür, dass Bewerbungen in den Ausschreibungen nur dann erfolgreich sein konnten, wenn die Projekte mit einer Fertigung der Windenergieanlagen innerhalb Frankreichs verbunden waren. Demnach beinhalteten die Vergütungen Investitionszuschläge zum Bau neuer Fertigungsstätten wie bei den Windturbinenbauern GE und Siemens. Zusätzlich berechneten die Projektierer sich einen Ausgleich dafür, dass noch nicht eingespielte Genehmigungsprozesse für aufwendige und Zeit kostende Mehrarbeit sorgten. Die Umplanung der sich verschleppenden Projekte auf neueste und effizientere Turbinentechnik mit höherer Nennleistung spart den Projekten aber voraussichtlich auch einen großen Teil ihrer ursprünglich veranschlagten Kosten.

Ob die Einigung zu einer Beschleunigung der letzten noch ausstehenden Genehmigungen führt und damit zu tatsächlichen Netzanschlüssen wie zuletzt vorgesehen ab 2021, bleibt abzuwarten.

(Tilman Weber)