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Kommentar zur Wärmewende

Deutsche wollen Erneuerbare im Heizungskeller

Die Mehrheit der Deutschen befürwortet den Einsatz von erneuerbaren Energien beim Heizungstausch. Immerhin zwei Drittel von über 2.000 befragten Deutschen sprechen sich dafür aus, dass die Heizung regenerativ betrieben wird, wenn sie sowieso getauscht wird. Nur 14 Prozent lehnen ein solches Ansinnen ab.

Wenn es um den Zwang geht, bestehende Heizsysteme durch erneuerbar betriebene Anlagen zu ersetzen, ist die Zustimmung schon etwas verhaltener. Aber mit 51 Prozent würde immer noch die Mehrheit Hauseigentümer gern dazu zwingen, besonders alte und schmutzige Öl- und Gaskessel aus dem Heizungskeller zu werfen und diese durch regenerative Heizsysteme zu ersetzen. Mit 27 Prozent haben aber immerhin ein Viertel der Befragten Gnade mit den Hauseigentümern. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW Solar).

Vorgaben verschärfen

Damit wäre eigentlich schon die Richtung für die Bundesregierung vorgegeben. Bei einer solchen durchaus klaren Haltung der Bundesbürger stellt sich die Frage: Warum dümpelt die Wärmewende immer noch vor sich hin? Denn sie ist schon lange – neben dem Verkehr – das Sorgenkind der Energiewende. Warum steigen so wenige Hauseigentümer auf die regenerative Wärme um? Die Antwort: Die Rahmenbedingungen stimmen nicht.

Die Ideen liegen seit Jahren in der Schublade. Sie reichen von der steuerlichen Absetzbarkeit der Heizungssanierung, die von der CSU schon vor Jahren blockiert wurde, bis hin zu schärferen Vorgaben der Energieeffizienz für Bestandsgebäude. Auch die Technologien sind längst vorhanden und erprobt. Neben der Solarthermie und Biomasseheizungen sind es vor allem die Wärmepumpen, die für die Energiewende im Wärmesektor sorgen. Dazu kommen noch Elektroheizstäbe und Blockheizkraftwerke, die mit Biogas betrieben werden.

Umweltbelastungen endlich privatisieren

Doch die Rahmenbedingungen benachteiligen vor allem die strombetriebenen Anlagen. Die schleppen einen riesigen Rucksack voller Abgaben- und Steuerbelastungen mit sich herum und müssen so beispielsweise gegen das derzeit billige Erdgas konkurrieren. Aus diesem Grund fordert der BSW Solar ordnungsrechtliche Vorgaben, so dass die Erneuerbaren zum Gebäudestandard werden. Die Regelungen müssen endlich so verändern, dass die Folgen der Verbrennung von Öl und Gas nicht mehr von der ganzen Gesellschaft getragen, sondern ausschließlich den Verursachern angelastet werden. Konkret heißt das, dass endlich eine CO2-Steuer auch auf Heizöl und Erdgas erhoben wird. Denn dann ist das Preisargument obsolet. Auch die steuerliche Absetzbarkeit ist dann nicht mehr so wichtig, doch um so besser, wenn er trotzdem kommt.

Dazu ist aber erst einmal der Wille in Berlin notwendig, verbindliche Klimaschutzziele festzulegen und diese dann auch einzuhalten. Der Aufschrei in der Regierungsbank, nachdem die Bundesumweltministerin ihren ersten Aufschlag für ein Klimaschutzgesetz vorgelegt hat, zeigt deutlich, dass dieser Wille gar nicht da ist. Abseits von schönen Worten will hier niemand Verantwortung übernehmen. Denn etwas anderes bedeutet es nicht, wenn die einzelnen verantwortlichen Ressorts die Strafzahlungen selbst übernehmen müssen, wenn sie die festgelegten Ziele verfehlen und Brüssel rügt.

Soziale Frage ist lösbar

Bliebt noch die soziale Frage, die der BSW Solar in diesem Zusammenhang auch anspricht. Abgesehen von der Frage, inwieweit Wohneigentum zur Vermietung legitim ist und ob wie man der Spekulation mit Wohnraum endlich einem Riegel vorschieben kann, wäre es hier angebracht, die Immobilieneigentümer zu ihrem Glück zu zwingen. Verbindliche und vor allem ambitionierte Vorgaben, wie viel CO2 ein Gebäude emittieren darf, in Verbindung mit empfindlichen Strafen, wenn diese Grenzen überschritten werden, können alle Hauseigentümer dazu bewegen, endlich in die erneuerbare Heizung zu investieren. Wenn gleichzeitig die Umlage von energetischen Maßnahmen auf Mieter auf die tatsächliche Amortisationszeit der Anlagen und nicht auf die angeblich eingesparten Heizkosten berechnet werden, sorgt das auch nicht für einen üppigen Anstieg der Mieten.