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Europas Nullsummenspiel

Nur ein paar Megawatt (MW) machten das Mini-Plus des Windparkzubaus in der Europäischen Union (EU) im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr aus. 16,2 Gigawatt (GW) errichteten die Branchenfirmen in den 27 Mitgliedsstaaten 2023, wie Mitte Februar der Branchenverband Wind Europe bilanzierte. Das sind plus 52 MW nach den 16,148 GW von 2022. Im Januar hatte Wind Europe grob überschlagen, dass EU-weit 17 GW neu ans Netz gekommen sein könnten: 14 GW an Land und 3 GW im Meer. Mitte Februar liegen die Daten inzwischen länderscharf und genauer vor. So kam EU-Europa auf 13,3 GW on- und 2,9 GW offshore. Die endgültige Abrechnung erfolgte knapp nach unserem Redaktionsschluss.

Nicht Stagnation, sondern Rhythmusstörungen mit immer neu absackenden nationalen Märkten prägen Europas Windmarkt.

Weil es im übrigen Europa außerhalb der EU kaum noch Installationen gab – 1,3 GW an Land und 0,9 GW auf See, unterm Strich grob 2,1 GW – erlebte der windstromhungrige Kontinent mit zusammen 18,3 GW unterm Strich einen leichten Dämpfer. 2022 waren es 19,1 GW. Das Rotorsetzen findet europaweit somit weiterhin eher mäßig statt und stagniert auf dem 2022 erreichten Topniveau. Dabei sähen allein die EU-Ausbauziele schon jetzt jährlich 30 GW vor, wie Wind Europe selbstkritisch vermerkt.

Kaum irgendwo eine stete Entwicklung

Als Stagnation ist das Windparkbau-Geschehen auf dem Kontinent und in der klimapolitisch dominierenden EU allerdings nicht richtig charakterisiert. Es ist eher eine Rhythmusstörung, die den großflächigen Landkörper in wenige Zonen mit starker Aktivität und weit oder ganz abgekühlte Zonen ohne Beteiligung zerteilt. Und wo es Wachstum gibt, ist es nicht im Lot, immer wieder brechen Länder ihre Aufwärtstrends ab, andere zeigen kurzzeitig starke Impulse.

Das windkraftwirtschaftliche Kerngebiet formten 2023 sechs GW-Märkte mit Deutschland als geografischer Mitte und Windstrom-Führungsmacht, im Westen Niederlande und Frankreich, nördlich Schweden, Polen im Osten und nordöstlich Finnland. Die Top Sechs errichteten mehr als drei Viertel der vergangenes Jahr europaweit neu installierten Erzeugungskapazität. Alleine der deutsche Zubau – 3,567 GW an Land und 329 MW im Meer – bedeutete einen 3,9-GW-Schub für Europas Installationsmarkt. Bundesweit schaltete 1 GW mehr scharf als 2022.

Drittel der Länder installierten 88 Prozent

Wer auf das obere Drittel mit neun Ländern schaut, hat schon 88,43 Prozent des letztjährigen Zubaugeschehens im EU-Gebiet im Blick. Hier gehören die drei Südländer Italien, Griechenland und Spanien dazu, in denen 525, 543 und 764 MW neu den Betrieb aufnahmen. Soll die EU-Hälfte mit besserer Windkraftkonjunktur zählen, sind 96 Prozent des Zubaus abgedeckt. Hierzu trugen noch Dänemark, Litauen, Österreich und Irland 225 bis 400 MW bei. Der von der Windkraftkonjunktur abgehängte EU-Rest verbuchte hingegen bestenfalls zweistellig neue Megawatt. Sieben Länder zählten kein neues Windrad.

16,2 Gigawatt betrug der Zubau der Windkraftleistung in Europa 2023, wie die vorzeitige Bilanz der Windenergievereinigung Wind Europe ergibt – nach 16,15 Gigawatt 2022.

Maßgeblich bleibt die Dauerpause Osteuropas von der Energiewende. Jenseits des einstigen Eisernen Vorhangs zwischen Ost und West scheren nur Polen und ansatzweise Kroatien positiv aus. Polen bestätigte sich zum zweiten Mal in Folge als Top-Ausbauland trotz eines Minus zum Vorjahr von 360 MW – bei 1,157 GW. Kroatien meldete nach einem Nulljahr 156 MW.

Niederlande mit starkem Offshore-Plus

An der Spitze des Zubaus war nur in den Niederlanden das Plus so stark wie in Deutschland. Das Nordsee-Königreich zog bei Inbetriebnahmen um 1,1 auf 2,4 GW an. Es war der zweitgrößte Zubau eines EU-Mitglieds. Hier hantierten die Krane vorrangig in der Nordsee, um 1,9 Offshore-GW ans Netz zu bringen. Die anderen GW-Märkte reduzierten die Bautätigkeit. Das drittplatzierte Schweden verlor 470 MW, blieb aber mit 1.973 MW fast ein 2-GW-Markt. Das viertplatzierte Frankreich fiel – wie außerhalb der EU auch Großbritannien – um rund 300 MW auf 1,76 GW, während die Briten bei 1,39 GW landeten. Finnland verbuchte den stärksten Dämpfer um 1,15 GW und wechselte im EU-Ranking mit 1,278 GW von Platz drei auf fünf – vor dem Sechsten Polen.

Einzelne Länder bestätigten positive Trends der Vorjahre, ohne schon hervorzustechen. So gewannen Griechenland auf Rang 8, Dänemark auf 10 und Litauen auf 13 in ihrer Zubauaktivität im unteren dreistelligen MW-Bereich dazu. Als stabil erweist sich der positive Trend Italiens und Österreichs. Italien und Griechenland wiederum bestätigten mit 525 und 543 MW ihr jeweiliges Höchstniveau einer nun vier- bis fünfjährigen leichten Erholungsphase, nachdem sie Markteinbrüche erlebt hatten. Österreich erneuerte den 2022er-Bestwert von gut 300 MW.

Außerhalb der EU kehrten nach Null-Zubau die Ukraine und Serbien mit 146 und 114 MW ins Ranking zurück. Türkei und Norwegen installierten 0,47 und 0,38 GW weniger – die Türkei knapp 400 MW on- und Norwegen 35 MW offshore. (tw)

Windmarkt Europa

Zubau on-/offshore ab 100 Megawatt (MW) gemäß Wind Europe

Deutschland 3.896 MW

Niederlande 2.433 MW

Schweden 1.973 MW

Frankreich 1.760 MW

Großbritannien (Nicht-EU) 1.386 MW

Finnland 1.278 MW

Polen 1.157 MW

Spanien  764 MW

Griechenland  543 MW

Italien  525 MW

Dänemark  398 MW

Türkei (Nicht-EU)  397 MW

Österreich  331 MW

Irland  275 MW

Litauen  262 MW

Belgien  203 MW

Kroatien  156 MW

Ukraine (Nicht-EU)  146 MW

Serbien (Nicht-EU)  114 MW

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