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„Länderübergreifende Netze sind stabiler“

Karen Smith Stegen, Constructor University Bremen, erklärt ihre Meinung, warum der Übergang zu grüner Energie eine stärkere internationale Zusammenarbeit erfordert.

Können Staaten sich mithilfe von Erneuerbaren aus Importabhängigkeiten befreien?

Karen Smith Stegen: Politische Entscheidungsträger und Analysten sind häufig der Meinung, dass im Inland erzeugte erneuerbare Energien den Bedarf an Energieimporten senken und damit die Abhängigkeit von anderen Staaten verringern. Dabei wird nur die Energieerzeugung und nicht der Transport über die Übertragungsnetze zu den Verbrauchern bedacht. Zwar kann ein Land die Importabhängigkeit von Energieträgern verringern, wenn es erneuerbare Energien selbst produziert, doch ein zuverlässiges Übertragungsnetz schafft andere Arten von Abhängigkeiten. Einfach ausgedrückt: Abgeschottete Netze auf nationaler Ebene, die aus fluktuierenden erneuerbaren Energiequellen gespeist werden, sind teurer und weniger stabil als zusammengeschaltete, länderübergreifende Netze. Das bedeutet, dass erneuerbare Energien, insbesondere aus fluktuierenden Quellen wie Solar oder Wind, weiterhin eine Abhängigkeit von anderen Ländern erfordern.

Abgeschottete Netze auf nationaler Ebene sind teurer und weniger stabil.

Brauchen wir also einen weltweiten Austausch für die Energiewende?

Karen Smith Stegen: Nach meiner Einschätzung dürfen die Auswirkungen des Energietransports nicht vernachlässigt werden. Dabei sollte ein ganzheitliches Bild der nationalen Energiepolitik sowohl die Erzeugung als auch die Netzübertragung von Energie umfassen. Länderübergreifende Übertragungsnetze sind stabiler, kostengünstiger und weniger speicherintensiv als begrenzte nationale Netze. Sobald ein Land sich in einem derart dicht vernetzten länderübergreifendem Übertragungsnetz befindet, gestaltet es sich jedoch schwer, auf ein anderes Netz umzusteigen. Diese Änderungen erfordern jahrelange Koordination und den Aufbau erforderlicher Infrastruktur, weshalb es beispielsweise so lange dauerte, bis die Ukraine vom russischen zum europäischen Netz wechseln konnte. Aus diesem Grund sollten Länder ihre Partner in der Netzgemeinschaft überlegt wählen.

Welche Schlussfolgerungen erlauben Ihre Erkenntnisse für Energiesicherheit und die aktuelle geopolitische Lage?

Karen Smith Stegen: In den vergangenen Jahren hat sich das Verständnis von Energiesicherheit stark gewandelt. Die Definition als „zuverlässige Versorgung mit bezahlbarer Energie“ ist dabei aber stets gleich geblieben. Alleingänge und Unabhängigkeit sind dabei nicht immer die besten Wege im Sinne der Energiesicherheit. In einer grünen Welt, dominiert von erneuerbaren Energien, werden Zuverlässigkeit und Erschwinglichkeit durch die Verknüpfung der Übertragungsnetze erreicht. Geopolitische Macht wurde oft durch den Zugang zu Energie beeinflusst. Daher können Regionen mit stark verknüpften Stromnetzen von einer höheren Energiesicherheit profitieren.  Nicole Weinhold

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