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N149

Prototypen der nächsten Binnenlandgeneration

Die zwei Turbinen werden mit mehr als 70 Meter langen Rotorblättern ausgestattet sein. Die Nabenhöhe wird 125 Meter betragen. Insgesamt werden die Anlagen eine Gesamthöhe von 200 Metern bis zur oberen Rotorblattspitze erreichen. Bei 6,5 Metern pro Sekunde mittlerer Windgeschwindigkeit auf Nabenhöhe an dem Standort soll die Anlage mit einer Nennleistung von 4,5 Megawatt (MW) in Betrieb gehen.

Damit bekommt der Projektierer des Windparks Wennerstorf II, das Wiesbadener Unternehmen Abo Wind, keine elf Monate nach der Vorstellung der Pläne für die Entwicklung der N149 die erste Genehmigung zu deren Errichtung. Nordex bietet den Windturbinentyp für einen variablen Nennleistungsbereich von 4,0 bis 4,5 MW an – und stellt ihn entsprechend dem Kundenbedarf und und den Möglichkeiten des Standorts auf die jeweils vielversprechendste Leistungskurve ein. Trotz der Einstellung auf den maximalen Nennleistungswert könnten die Anlagen zusammen im künftigen Windpark Wennerstorf II eine Jahreserzeugung von 30 Millionen Kilowattstunden (kWh) erreichen, kündigte Nordex an. Das entspricht einer jährlichen Auslastung von 38 Prozent oder umgerechnet 3.330 Volllaststunden.

Moderne Binnenlandwindenergieanlagen mit besonders langen Rotorblättern sollen die Windenernte verstetigen, indem ihre groß ausgreifenden Rotoren auch nur lokal im großen Rotorkreis auftretende ungleichmäßig auftretende Böen einfangen. Außerdem erhöhen die großen Rotoren das für die Nennleistung wichtige Drehmoment. Üblich sind bei modernen Binnenlandwindenergieanlagen der aktuellen 3,X-MW-Klasse an Standorten mit mittleren Windgeschwindigkeiten von deutlich unter 7 Meter pro Sekunde Auslastungswerte von bis zu 3.000 Volllaststunden oder auch – allerdings selten – etwas darüber. Die N149 könnte kurzzeitig zum Zeitpunkt ihrer Errichtung die dann größte errichtete Binnenland-Windturbine für Windparks an Land sein. Doch auch der angekündigte neue Entwicklungstyp von Wettbewerber Vestas, die V150 mit 150 Meter Rotordurchmesser und je 4,2 MW Leistung, soll nach Plänen des Projektentwicklungsunternehmens Notus Energy vor Ende 2018 mit zwei Prototypen ans Netz gehen.

Der Windpark mit den ersten beiden neuen Binnenlandriesen von Turbinenbauer Nordex ist ein Repoweringprojekt. Für die Errichtung der neuen Anlagen müssen die dort bisher platzierten vier 1,3-MW-Turbinen der Siemens-Marke AN Bonus weichen. Ursprünglich hatte Abo Wind dort die Errichtung von 3,6-MW-Anlagen vorgesehen – doch die rasante Entwicklung der Technologie mit wieder neuen Leistungs- und Rotorgrößen sowie eine längere Verzögerung des Repoweringprojektes durch Widerstände aus dem örtlichen Gemeindeparlament ließen Abo Wind umplanen. Geblieben ist allerdings eine Höhenbegrenzung auf 200 Meter, weshalb offenbar keine Nabenhöhen der inzwischen bei Binnenlandprojekten schon häufigen Niveaus von 140 bis 160 Meter in Frage kamen.

Der Windpark kann deshalb so schnell ans Netz, weil der Projektierer die beiden Anlagen als Prototypen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) planen kann. Das EEG sieht vor, die ersten beiden Prototypen einer neuen Anlagenserie ohne den Umweg von Ausschreibungen zu vergüten. Sie erhalten eine gesicherte EEG-Vergütung deutlich über dem Wert der kWh-Preise im Handel an der Strombörse. Umgekehrt muss Abo Wind das Wennerstoff-II-Projekt nicht in einer der seit 2017 stattfindenden Ausschreibungen durchsetzen, indem Abo Wind die spätere Einspeisung zu niedrigen kWh-Preisen anbietet.

(Tilman Weber)