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Q-Cells-Chef von Zitzewitz über geplante Eigenverbrauchsabgabe

Regierung verschreckt Industrieunternehmen

Wie hat Q-Cells-Vorstand Andreas von Zitzewitz in den vergangenen zwei Jahren das Interesse seiner Kunden an Eigenverbrauchssystemen erlebt? Netzparität sei in Deutschland bereits seit einiger Zeit erreicht, sagt von Zitzewitz. Das spüre Q-Cells am steigenden Interesse der Kunden, für die der Eigenverbrauch attraktiver ist, als Strom über das EEG einzuspeisen. „Mit selbst produziertem und verbrauchtem Strom lassen sich die Betriebskosten heute senken. Die aus dem Netz bezogene Kilowattstunde ihres Stromanbieters ist teurer als die selbst produzierte und verbrauchte. In Zeiten weiter sinkender Einspeisevergütungen in Deutschland – und darüber hinaus – ist der Eigenverbrauch die Zukunft der Solarenergie jenseits staatlicher Fördermechanismen.“

ERNEUERBARE ENERGIEN: Was würde eine EEG-Umlageabgabe auf den Eigenverbrauch bedeuten?

Von Zitzewitz: Schon zwischen 2012 und 2013 ist der Markt für gewerbliche und industrielle Photovoltaikanlagen zwischen 10 – 250 Kilowatt (kW) um bis zu 60 Prozent geschrumpft. Alle größeren Marktsegmente, zum Beispiel Freiflächen, sind bereits nahezu komplett verschwunden. Derzeit werden in Deutschland vor allem noch Dachanlagen gebaut. Denn bereits heute liegt die wirtschaftliche Attraktivität vieler Solaranlagen gerade im Eigenverbrauch. Eine Abgabe auf Eigenverbrauch von Solarstrom in der im Februar 2014 diskutierten Höhe würde den Eigenverbrauchsmarkt fast vollständig zum Erliegen bringen. Denn bei einer dann zu geringen Rendite würde kaum ein Industrieunternehmen investieren. Ohne den Eigenverbrauch von Solarstrom wird der Photovoltaik-Markt in Deutschland also weiter einbrechen. So gesehen würde die Umsetzung der derzeitigen Pläne das Zukunftsmodell der Solarenergie und damit die Energiewende insgesamt torpedieren.

Aber was entgegnen Sie denen, die sagen, dass die zusätzlichen Kosten der Energiewende auf möglichst vielen Schultern verteilt werden sollten?

Eine Umlage auf eigenverbrauchten Solarstrom bringt keine Entlastung der EEG-Umlage. Sie könnte sogar dazu führen, dass neu gebaute Solaranlagen wieder zu 100 Prozent einspeisen, was die EEG-Umlage erneut erhöhen würde. Gleichzeitig wären die Kosten für die Messung des Eigenverbrauchs bei Kleinanlagen überproportional hoch und würden zu einer zusätzlichen Verunsicherung bei Investoren führen. Das alles steht in keinem Verhältnis.

Deutschland ist nur noch ein kleiner Markt für Sie. Welche Auswirkungen hätte die Regelung auf Sie?

Für uns mag Deutschland volumenseitig nicht mehr der wichtigste Markt sein. Aber Deutschland ist unser Heimatmarkt und es wird das Land sein, in dem sich neue Geschäftsmodelle um Eigenverbrauch und Direktvermarktung als erstes entwickeln. Insofern bieten sich für deutsche Unternehmen große Chancen, diese Konzepte erfolgreich in Exportmärkte zu transferieren. Es liegt nun an der Politik, ob sie dem Steine in den Weg lege will. (Nicole Weinhold)