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WAB, Windforce, Zuliefererindustrie

So bleibt die Branche bei Meereswindenergie im Boot!

Die mit 250 Akteuren nach eigenen Angaben mitgliederstärkste Interessenvertretung der deutschen Offshore-Windkraft, WAB, setzt auf die Wandlungsfähigkeit der von ihr vertretenen Zulieferindustrie. Vor allem die Erzeugung sogenannten grünen Wasserstoffs aus erneuerbaren Energiequellen wie insbesondere Offshore-Windstrom, aber auch möglicherweise Recycling- und Repowering-Arbeiten in den ältesten europäischen Meereswindparks wären demnach mögliche Perspektiven.

Heike Winkler, Geschäftsführerin der WAB, verweist zudem auf einen zusätzlichen Bedarf an Offshore-Windparkinstallationen für die fünf Gigawatt (GW) Wasserstoff-Erzeugungskapazität, die in den bundespolitischen Planungen für 2030 vorgesehen ist. Die Bundesregierung schreibt in ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie von 2020 der Offshore-Windenergie „eine besondere Rolle“ bei der Zulieferung des Grünstroms zum Betrieb künftiger Wasserstoffelektrolyseure in Deutschland zu. Welchen genauen Anteil Offshore-Wind in Nord- und Ostsee zum Fünf-GW-Ziel beitragen soll, ist aber noch nicht geklärt. Dank der hohen Zahl an Volllaststunden ist Offshore-Wind aus Sicht der Industrievereinigung WAB ein idealer Partner für die Produktion von „grünem“ Wasserstoff. Sie kalkuliert deshalb einen bedeutenden Extra-Bedarf an Offshore-Windkraft zur Elektrolyse-Produktion des emissionsfreien Energieträgers Wasserstoff, der über die bisherigen Offshore-Windpark-Planungen in Deutschland hinausgeht.

„Der Extra-Bedarf ist in den bis 2030 in Deutschland geplanten 20 Gigawatt Offshore-Windkraft noch nicht enthalten“, sagt Heike Winkler. Das Windenergie-auf-See-Gesetz sieht in den kommenden zehn Jahren aktuell einen weiteren Ausbau der Offshore-Windkraft um gut 12 auf 20 GW in Deutschland vor.

„Der Markt ist noch nicht aufgeteilt“ (Jens Assheuer, WAB-Vorstandsvorsitzender)

Dass die Zulieferindustrie in Deutschland sich neu anpassen muss, steht außer Frage, wie Jens Assheuer betont. Der Inhaber der Assheuer Entwicklungsgesellschaft mbH und WAB-Vorstandsvorsitzende war von 2008 bis im Frühjahr 2021 Chef des Windparkentwicklungsunternehmens WindMW. Dies hatte den Nordsee-Windpark Meerwind mit 288 Megawatt (MW) Erzeugungskapazität 2014 als eines der früheren deutschen Windparks im Meer ans Netz gebracht, ehe zuerst die US-Investmentgesellschaft Blackstone das Unternehmen übernahm und dieses später dem chinesischen Konzern China Three Gorges verkaufte.

Die Entwicklung, dass nur Großkonzerne den Offshore-Windenergie-Markt unter sich aufteilen, sei keineswegs vorgezeichnet, erklärt Assheuer. „Der Markt ist noch nicht aufgeteilt.“ Es sei auch für mittelgroße Unternehmen weiterhin möglich, sich am Offshore-Windkraftausbau in Deutschland zu beteiligen. Es gelte: Mit neuen und guten „Technologien in den Markt reinkommen, das geht immer noch“, sagt Assheuer.

Für dieselbe neu installierte Kapazität lassen sich nur halb so viele Komponenten absetzen

Als strukturelle Herausforderung wertet der WAB-Vorstandsvorsitzende es, dass der Markt in den kommenden Jahren zwar von denselben Zubauvolumen geprägt sei, wie vor dem von 2020 bis 2021 währenden Stillstand bei den Windparkinstallationen. Aber es sei angesichts der inzwischen verdoppelten Nennleistung der Turbinen nur noch die halbe Anlagenzahl – mit entsprechend weniger anzuliefernden Komponenten. Der Markt war zuvor infolge eines zu kurzfristigen Systemwechsels weg von einer festen Einspeisevergütung hin zu Ausschreibungen eingebrochen. Die Politik hatte bei ihren Reformen in Kauf genommen, dass die besonders langen Offshore-Planungszeiten zu Brüchen im Geschäft führten. Umplanungen unterbrachen Windparkentwicklungen, kleinere Unternehmen fehlte es an personellen und finanziellen Kapazitäten zur Überbrückung.

Die Unternehmen müssten nun bewältigen, für den erst Mitte des Jahrzehnts volle Schwungkraft aufnehmenden Windparkausbau bereits jetzt ausreichendes und qualifiziertes Personal aufzubauen, betont Christian Schnibbe, Sprecher von WAB-Mitglied WPD. Das Unternehmen ist das einzige konzernunabhängige in Deutschland, das in der Komplett-Projektierung auch größerer Offshore-Windparks weiterhin aktiv ist und zudem in mehreren internationalen Märkten eigene Windparks plant. „Wir bieten unseren Leuten in solchen Situationen an, ein paar Jahre im Ausland für uns tätig zu sein“, sagt Schnibbe. Natürlich brauche es dafür entsprechend flexible Mitarbeiter, die das auch wollen. Gleichwohl haben die volatilen Rahmenbedingungen für manche Unternehmen in Deutschland das Aus bedeutet, so machen die WAB-Vertreter klar.

Neuer Innovationsstandort für Wasserstoffwirtschaft

Der Stadtverordnetenvorsteher in Bremerhaven, Torsten von Haaren, erinnert daran, dass alleine in Bremerhaven der Markteinbruch zum Abbau von 4.000 Arbeitsplätzen geführt hatte. Die mehreren inzwischen aufgegebenen Produktionsstätten der Zuliefer- und Windturbinenindustrie seien „mittlerweile gänzlich durch andere Branchen genutzt“. Das seit Jahren geplante Offshore-Terminal Bremerhaven sei weiterhin juristisch umstritten. Möglicherweise ließe sich durch eine alternative Fläche für das Terminal der Prozess neu in Gang setzen. Zudem könne Bremerhaven zum Innovationsstandort für die Wasserstofferzeugung werden. Die Bremer Umweltsenatorin Maike Schäfer sieht das ähnlich. Sie verweist auf drei große Projekte: sowohl für Elektrolyse-Herstellung des emissionsfreien Energieträgers und Treibstoffs, als auch zu dessen Speicherung oder zu dessen Nutzung wie etwa in der Luftfahrt.

Märkte und Chancen sowie Technologien sind Themen der von der WAB organisierten Konferenz Windforce. Sie findet am 5. und 6. Oktober in Bremerhaven statt. Partnerregion ist Schottland. Das vorläufige Programm finden Sie hier!

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