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Biogas statt neuer Gaskraftwerke

„Heute haben wir in Deutschland 10.000 Biogasanlagen mit zusammen sechs Gigawatt Leistung, die pro Jahr über 33 Terawattstunden Strom erzeugen“, erklärt Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas, während einer Pressekonferenz zur Situation der Branche. Biogas deckt damit rund sechs Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland – und in gleichem Maß die Wärmeversorgung. Die meisten Anlagen seien zwischen 2004 und 2006 entstanden, würden sich also in absehbarer Zeit von ihrer 20-jährigen Förderung verabschieden müssen. „Diese Anlagen warten auf eine Anschlussförderung“, so Seide. Diese sei in der jetzigen Form jedoch nicht mehr zeitgemäß.

Die Kraftwerksstrategie (KWS), die Nationale Biomassestrategie (Nabis) und vor allem die nächste Biomasse-Ausschreibung stellen laut Fachverband Biogas die Weichen für den Fortbestand des Biogasanlagen-Parks. Die Ausschreibungsrunden für eine Anschlussvergütung waren zuletzt dreifach überzeichnet. Das Interesse der Branche ist also gegeben. Seide sagt, eine Verdopplung der aktuellen Leistung auf zwölf Gigawatt (GW) bis 2030 sei problemlos möglich, ohne dass neue Gaskraftwerke gebaut werden müssten. Lediglich müssten zusätzliche Blockheizkraftwerke aufgestellt werden, die dann Strom produzieren, wenn zu wenig Wind- und Sonnenenergie im Netz ist. Bis 2040 ließe sich die Biogas-Leistung sogar auf 24 GW erhöhen.

Ausschreibungsvolumen auf 900 Megawatt anheben und Flexzuschlag auf 120 Euro erhöhen.

Gleichwohl tauche das Wort „Biogas“ in der KWS nicht auf. Laut Seide sei es nicht nachvollziehbar, warum ein funktionierender, mit erneuerbarer Energie betriebener Kraftwerkspark zurückgebaut wird und zugleich Milliarden für neue, mit fossilem Gas betriebene Kraftwerke ausgegeben werden. Um das vorhandene Potenzial zu nutzen, fordert der Verband, das Ausschreibungs­volumen auf 900 Megawatt (MW) pro Ausschreibungsrunde und den Flexzuschlag auf 120 Euro pro Kilowatt und Jahr anzuheben.

Christoph Spurk, Vizepräsident des Fachverbandes und Geschäftsführer eines großen deutschen Biogasanlagen-Herstellers, sagt, man müsse jetzt die Erneuerbaren in allen Sektoren miteinander verzahnen und alle Technologien optimal einsetzen. Aber man brauche jetzt klare Signale und eine verlässliche Perspektive, auf deren Basis die Betreiber den Weiterbetrieb ihrer Anlagen kalkulieren und letztlich auch Kredite dafür erhalten können. „Energiewirtschaftlich macht es absolut keinen Sinn, bestehende dezentrale Kraftwerke stillzulegen und dafür neue zu bauen“, bestätigt Christoph Spurk die Aussagen von Präsident Horst Seide. Letzterer betont noch, das System werde teurer, wenn man statt der bestehenden Biogaskraftwerke neue fossile Kraftwerke baut, zumal für diese auch CO2-Zertifikate gekauft werden müssten. Nicole Weinhold

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