Das Bremer Erneuerbare-Energien-Unternehmen für Energie- und Wärmeversorgung in Wohnquartieren- und Stadtvierteln, „Stadt.Energie.Speicher“, hat im Bremer Stadtentwicklungsgebiet Überseeinsel nach vier Jahren Entwicklungszeit für das künftige neue Viertel dessen Energieversorgungsanlagen fertig gestellt. Sie bestehen aus neun Modulen zur Temperaturregulierung für 600 Wohnungen und Gewerbeflächen mit 70.000 Quadratmetern. Die nachhaltig erneuerbare Energie und Grünstrom nutzende Versorgungsanlage besteht aus einer Flusswasserwärmepumpe mit 5 Megawatt (MW) Nennleistung, einem sehr großen XXL-Wärmespeicher und einem Eisbreispeicher, einem Strom-Wärme-Wandler, einem Vakuuum-Flüssigeiserzeuger, einem Oberflächenkaltwasserspeicher, einem selbstlernenden Prognose- und Betriebssystem für die Wärme- und Kälteanlagen, sowie einem Wärme- und einem Kältenetz. Um die Anlage auch gesellschaftlich gut in das ambitionierte städtebauliche Projekt rings um einen zum Hotel umgebauten ehemaligen Silospeicher der Firma Kellogg´s einzubinden, ist das Dach des Oberflächenkaltwasserspeichers als Eislauffeld für das Viertel gebaut und angelegt.
Das Betriebskonzept sieht vor, die stromgeführten Flusswasser-Wärmepumpen immer dann zu betreiben, wenn Erneuerbaren-Anlagen gerade viel Wind- oder viel Sonnenstrom oder auch viel von beidem einspeisen und die Börsenstrompreise gerade tief sind. Entsteht überschüssige Wärme, speichert die Anlage diese in den drei Großwärmespeichern. An windstillen und sonnenarmen Tagen gibt die Anlage die Wärme aus den Großspeichern in den Verbrauch, die Lastverschiebung kann in einem Bereich von 10 bis 72 Stunden stattfinden, also innerhalb eines Zeitraums zwischen weniger als einem halben Tag und drei Tagen.
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Die Technologie ist freilich ausgereift genug, dass die Wärmeversorgung aus dem Flusswasser auch im Winter bei Wassertemperaturen nahe dem Gefrierpunkt noch funktioniert. Für eine Wärmegewinnung aus Flusswasser benötigt die Standardtechnik einer Flusswärmepumpe eine Mindestwassertemperatur von vier Grad Celsius. Im Rahmen eines Forschungsprojektes mit dem Dresdner Institut für Luft- und Kältetechnik lässt die Anlage kälteres Flusswasser im Winter mit bis zu nur noch 0,1 Grad Celsius Wasserstemperatur in einer speziellen Vakuumanlage verdampfen. Den zurückbleibenden Eisbrei leitet das System zurück in die Weser. Doch der Vakuum-Flüssigeiserzeuger produziert auch für den Betrieb im Sommer, um die umliegenden Gebäude zur Kühlung mit Kälte aus Solarstrom zu versorgen.
Das Energiekonzept für das Überseeinsel-Areal setze „Maßstäbe“, sagte die Bremer Umwelt- und Klimapolitik-Senatorin Kathrin Moosdorf bei der Präsentation des verwirklichten Energiekonzepts: „Das Konzept hat dabei stets auch die Versorgungssicherheit und die Kosten im Blick – die Energiewende soll bezahlbar sein. Was hier auf der Überseeinsel entstanden ist, hat Strahlkraft weit über Bremen hinaus.“
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Die Strahlkraft dürfte auch auf der städtebaulichen und gesellschaftlichen Einbindung der großen Wärmeerzeugungsanlage in dem Areal begründet sein. Einer der beiden Geschäftsführer und Mitinvestor der Bremer Überseeinsel ist Klaus Meier, der geschäftsführender Gesellschafter der Quartiersgesellschaft Überseeinsel GmbH ist. Meier hatte das Windenergie- und Erneuerbare-Energien-Projektierungsunternehmen WPD gegründet, dessen Firmenzentrale unmittelbar am Festlandufer am Rand des Entwicklungsgebietes steht. „Die Wärmewende gelingt, wenn wir sie zum Teil der Stadt machen, ihrer Infrastruktur, Architektur und Ästhetik“, betonte er. Meier verwies auf ein weitreichendes Gestaltungskonzept: „Menschen sollen die Energiewende erleben und Spaß an ihr haben können. Deshalb integrieren wir unsere gigantischen Wärmespeicher ins Stadtbild. Deshalb hat der von innen beleuchtete Eisbreispeicher Gucklöcher. Deshalb machen wir unseren Oberflächenkaltwasserspeicher zur Eislaufbahn und den Oberflächenwarmwasserspeicher zum Schwimmbad.“
Das Konzept ist darauf ausgerichtet, sich auch anderswo einsetzen zu lassen: „Wir können unsere Konzepte in alle Richtungen skalieren und bieten Kommunen, Quartiersentwicklern und Stadtwerken sozialverträgliche Lösungen sowohl für verdichtete Bestandsquartiere als auch für Großprojekte an“, sagte Tobias Werner, Geschäftsführer von „Stadt.Energie.Speicher“.
Das Überseeinsel-Gebiet ist eine 41 Hektar große Stadtentwicklungsfläche auf einer Weser-Halbinsel und in einem Uferstreifen bis zum Beginn der Halbinsel. Sie umfasst vor allem das ehemalige Kellogg`s-Unternehmensgelände. Unternehmer Klaus Meier ist sowohl Geschäftsführer der Überseeinsel GmbH sowie bei „Stadt.Energie.Speicher“. Co-Geschäftsführer Werner war ebenfalls bei WPD, ehe er sowohl eine zwischenzeitliche Leitungsposition bei der Überseeinsel GmbH übernahm – bis 2023, als auch Geschäftsführer des Quartiers-Energieversorgungs-Konzeptentwicklers wurde.