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Klimaneutrale Produktion mithilfe von Windstrom

Nicole Weinhold

Die GMH-Gruppe, nach eigenen Angaben seit fast 30 Jahren Pionier in der umweltfreundlichen Stahlproduktion, wird vom Oldenburger Energiedienstleister EWE grünen Wasserstoff beziehen, um damit das bislang in der Produktion verwendete Erdgas langfristig komplett zu ersetzen. Ein Interview mit Alexander Becker, CEO der GMH-Gruppe:

Welche Anreize hat die GMH-Gruppe für das Umrüsten auf grünen Wasserstoff?

Alexander Becker: Erklärtes Ziel der Georgsmarienhütte(GMH)-Gruppe ist, die CO2-Emissionen bei der Stahlherstellung signifikant zu reduzieren. Bis 2039 soll unsere Stahlproduktion klimaneutral sein. Als Zwischenschritt wollen wir unsere Emissionen bis zum Jahr 2030 bereits halbieren. Mit unserer Leittechnologie Elektrostahl und optimierten Prozessen sowie dem Einsatz von Wasserstoff statt Erdgas ist das realistisch machbar. Nicht umsonst sind wir seit über 25 Jahren einer der Vorreiter bei der Dekarbonisierung der Stahlindustrie.

Auch hohe Energiekosten zwingen uns, die Verbräuche zu reduzieren.

Alexander Becker, CEO, Georgsmarienhütte-Gruppe

Spielen steigende CO2-Kosten eine Rolle?

Alexander Becker: Selbstverständlich spielt auch der Emissionshandel eine Rolle bei all unseren Überlegungen. Für uns als energieintensives Unternehmen der Grundstoffindustrie bedeutet dieser immer weiter steigende Kosten, die sich auch auf unsere Wirtschaftlichkeit auswirken. Aber auch die hohen Energiekosten zwingen uns, immer wieder daran zu arbeiten, die Verbräuche und damit auch den CO2-Ausstoß, wo möglich, zu reduzieren. Grundsätzlich ist die Zielsetzung der GMH-Gruppe eine klimaneutrale Produktion bis 2039. Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um dieses Ziel zu erreichen, und das erfordert gleichermaßen Investitionen. Dabei sind wir auch auf die Unterstützung der öffentlichen Hand angewiesen.

Welche Rolle spielen Kundenwünsche?

Alexander Becker: Als einer der Vorreiter in der Produktion von CO2-reduziertem Stahl in Deutschland versteht sich die GMH-Gruppe weiterhin als Antreiber der Dekarbonisierung in der Stahlindustrie. Die präzise und vor allem nachvollziehbare Berechnung des Product Carbon Footprint (PCF) nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein, die vor Kurzem vom TÜV Süd validiert wurde. Durch die Bestätigung der Konformität der von GMH angewandten Methodik der PCF-Berechnungen mit den normativen Vorgaben lässt sich der CO2-Fußabdruck der Stahlvarianten, die in der Georgsmarienhütte GmbH hergestellt werden, gemäß den Systemgrenzen „Cradle to Gate“ transparent und genau darstellen. Diese granularen Berechnungen bieten große Chancen für unsere Kunden, die ihre CO2-Bilanz nachweislich verbessern möchten. Die präzise PCF-Berechnung ermöglicht die Einordnung in verschiedene Stahlkategorien. GMH-Kunden können zwischen drei Klassifikationen wählen: Green Steel, Green Power Steel oder Premium Green Power Premium Steel.

Wie ist die Zusammenarbeit mit der EWE zustande gekommen?

Alexander Becker: Die GMH-Gruppe arbeitet mit unterschiedlichen Energieanbietern zusammen. EWE hat sich dabei als kleinerer, aber dafür sehr flexibler Partner erwiesen. Damit passen sie sehr gut zu uns. Wir freuen uns auf diesen gemeinsamen Weg, der die bereits vorhandenen Kooperationen zur Umsetzung des Wasserstoff-Netzwerkes fortsetzt. Im letzten Jahr wurde bereits eine Vereinbarung zwischen Georgsmarienhütte, EWE, KME Germany, Q1, Felix Schoeller und dem Logistiknetzwerk KNI unterzeichnet.

Ab wann werden Sie Wasserstoff beziehen?

Alexander Becker: Zunächst handelt es sich bei der vor Kurzem unterzeichneten Vereinbarung um eine Absichtserklärung. Es gilt, gemeinsam zu prüfen, welche Voraussetzungen für eine Wasserstoffproduktion und einen Wasserstofftransport geschaffen werden müssen, sowie abzuschätzen, in welchen Mengen dies geschehen kann. Weiterhin ist zu prüfen, ob eine vollständige Umstellung der Aggregate in der Stahlproduktion auf einen Schlag erfolgen muss oder ob auch in einem ersten Schritt mit Erdgas-Wasserstoff-Gemischen gearbeitet werden kann. Erst wenn diese Rahmenbedingungen feststehen, können Lieferzeitpunkt und Liefermengen genauer definiert werden.

80 Tausend Tonnen CO2 ließen sich durch die Umstellung des gesamten Gasverbrauchs der Georgsmarienhütte auf grünen Wasserstoff einsparen.

Wie hoch ist Ihr Gasverbrauch?

Alexander Becker: Um den gesamten Gasverbrauch zu ersetzen, werden ungefähr 12.000 Tonnen grünen Wasserstoffs benötigt. Durch die Umstellung des gesamten Gasverbrauchs der Georgsmarienhütte auf grünen Wasserstoff können hochgerechnet 80.000 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart werden.

Wie teuer ist grüner Wasserstoff?

Alexander Becker: Die Gesamtkalkulation ist aktuell noch nicht festgeschrieben. Zunächst müssen zusammen mit den Partnern die Parameter geprüft und die Voraussetzungen, aber auch Einschränkungen miteinander abgewogen werden. Zudem sind aktuell noch der gesetzliche Rahmen sowie die möglichen Fördermöglichkeiten durch Land, Bund und EU offen.

Woher kommt der Wasserstoff von EWE?

Alexander Becker: EWE plant, den grünen Wasserstoff aus Erzeugungsanlagen im Nordwesten Deutschlands zu liefern. Der Wasserstoff wird aus Windstrom an der Küste produziert und dann über Rohrleitungen nach Georgsmarienhütte transportiert. W

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