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Konsolidierung

Nordex beendet Flügelfertigung in Rostock

Nach Marktführer Enercon und Marktzweiter Vestas schließt nun auch der im deutschen Windparkausbau dritterfolgreichste Windturbinenhersteller die Rotorblattfertigung im Heimatmarkt. Wie Windenergieunternehmen Nordex am späten Montagnachmittag mitteilte, will das Unternehmen nur noch bis Ende Juni in Deutschland die Rotorblätter fertigen. Danach werde Nordex die dort noch für das aktuelle Anlagengroßmodell N149 und für kleinere Turbinentypen produzierten Kernkomponenten nur noch im Ausland produzieren lassen, teilte das Unternehmen mit. Am Vormittag habe Nordex dies auch schon den betroffenen rund 600 Mitarbeitern in Rostock mitgeteilt. Der starke internationale Preisdruck und vergleichsweise hohe Personalkosten im Inland ließen „keine Alternative zu diesem schmerzhaften Schritt“ mehr zu, sagte José Luis Blanco, CEO beziehungsweise Geschäftsführer der Nordex Group.

„Das zunehmend herausfordernde Markt- und Wettbewerbsumfeld sowie eine Verschiebung der Nachfrage erfordern eine Anpassung der globalen Produktions- und Beschaffungsprozesse der Nordex Group“, schrieb Nordex. Immer noch zu langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren in ganz Europa sowie insbesondere auch in Deutschland, zu hohe Kosten bei hohem Wettbewerbsdruck, die binnen nur fünf Jahren um 50 Prozent gesunkenen Stromvergütungstarife sowie die Verschiebung der Nachfrage in Richtung noch größerer künftiger Anlagen des Nordex-Modells N163, macht das Unternehmen für den Schritt verantwortlich. Aus diesen Gründen seien die „Kosten für die Blattproduktion in Rostock im globalen Produktionsverbund und im weltweiten Projektgeschäft trotz aller bereits eingeleiteten Maßnahmen der Kostensenkung am Standort Rostock nicht wettbewerbsfähig.“

Rotorblattfertigungen in Spanien, Indien und Brasilien sowie über Drittanbieter auch in Mexiko und in der Türkei sollen künftig alle Blatttypen produzieren, ließ Nordex auf Anfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN wissen. Das Anlagenmodell N149 war zwar mit 30 Installationen die meisterrichte Nordex-Anlage des vergangenen Jahres – und mit Genehmigungen für 231 Anlagen ist sie aktuell im deutschen Windenergiemarkt die Anlage mit den wohl meisten bevorstehenden Neuerrichtungen. Auf die Nachfrage, wo die Herstellung der Blätter für die vielen schon genehmigten N149-Turbinen stattfinden werde, verwies Nordex-Sprecher Felix Losada auf die bis Ende Juni noch zur Verfügung stehende Produktionszeit: „Es werden ja noch Blattsätze in Deutschland bis Mitte des Jahres gefertigt.“

Der deutsche Markt erhole sich seit seinem Kompletteinbruch von 2019 infolge eines überstürzten Wechsels des Vergütungssystems nur langsam, erklärte das Unternehmen zudem. Nach der Umstellung von einer gesetzlich gesicherten, im Vergleich zu den Stromgroßhandelspreisen höheren Festvergütung hin zur Ermittlung von Vergütungstarifen durch wettbewerbliche Ausschreibungen war der sprichwörtliche Fadenriss eingetreten: Vom Topjahr 2017 mit fast fünfeinhalb Gigawatt (GW) sank der jährliche Zubau an Windkraft an Land bis 2019 auf unter ein Gigawatt (GW), eher er sich bis 2021 auf 1,925 GW erholte. Der Anteil von Nordex daran hatte sich von 774 auf knapp weniger als 100 MW um fast das Achtfache verringert, um 2021 entsprechend dem Gesamttrend des Marktes zu 285 MW zurückzukehren. Selbst wenn es unter einer nun in der Energiewendepolitik ambitionierten neuen Bundesregierung zu einem schnellen Aufschwung komme, „wird sich das erst in mehreren Jahren tatsächlich in unserer Bilanz spiegeln“, argumentierte Nordex.

Von der Verlagerung der Fertigung ins Ausland nicht betroffen bleibe aber die Fertigung von Maschinenhäusern, Naben und Triebsträngen in Rostock, teilte Nordex mit. Auch das Engineering und die Organisation des Nordex-eigenen Wartungs- und Instandhaltungsservice verbleibe in Rostock.

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