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SG 14-222

359 MWh am Tag: Siemens-Gamesa-Flaggschiff reizt Anlagenkapazität aus

Mit 359 Megawattstunden (MWh) Stromernte binnen nur 24 Stunden erzeugte die Pilotanlage des aktuell größten schon betriebenen Windenergieanlagentyps SG 14-222 an seinem Nordseeküstenstandort. Wie das Windturbinen-Herstellerunternehmen Siemens Gamesa am Dienstagmorgen im Internet zum Beispiel auf der Soziale-Medien-Plattform Linkedin mitteilte, ist es die größte jemals von einer Windturbine erzeugte Strommenge binnen eines Tageszeitraums. Die für Offshore-Windparks konzipierte Anlage hatte das deutsch-dänisch-spanische Unternehmen im November 2021, also vor knapp einem Jahr, am staatlichen Turbinen-Teststandort Østerild errichtet.

Die Anlage ohne Getriebe und deshalb mit langsam drehendem, dafür aber vergleichsweise eher groß ausfallendem und üppig Magneten-bestücktem Generator, erzeugte demnach fast 15 MWh pro Stunde. So reizten die Test-Ingenieure die Kapazitätsgrenze der Direktantriebs-Anlage nun aus. Siemens Gamesa hatte angekündigt, das mit 14 Megawatt (MW) eingeführte Modell im Modus „Power-Boost“ an geeigneten Windstandorten auf 15 MW Erzeugungsstärke ausreizen zu wollen. Rechnerisch fuhr die SG 14-222 genannte Anlage in der jetzigen Rekorderntephase tatsächlich 14,96 MWh pro Stunde ein. Dies verweist auf eine 24-Stunden-Erzeugung mit 15 MW. Dennoch trägt der Turbinentyp weiterhin die 14-MW-Kapazität sowie den Rotordurchmesser von 222 Metern im Typennamen. Für ungünstigere Windstandorte sagt Siemens Gamesa damit nur eine maximale Erzeugungskapazität von 14 MW zu. Üblicherweise stellen Windturbinenbauer allgemein die Nennleistungen moderner Riesenanlagen für Windstandorte im Meer und auch an Land jeweils entsprechend der Standort-Windverhältnisse und des Einspeisekonzepts der Betreiber ein. So können Betreiber auch mitreden, ob sie ihre Anlagen lieber abhängig von den Windverhältnissen mit möglichst hoher und dafür auch regelmäßigerer Auslastung fahren wollen – oder eher Leistungsspitzen ausreizen.

Den bisherigen 24-Stunden-Rekord hatte Wettbewerber GE im November 2020 mit dem 12-MW-Modell der aktuellen GE-Offshore-Bauplattform Haliade-X erzielt. Damals fuhr die im Rotterdamer Hafen postierte Turbine mit 220 Meter Rotordurchmesser eine Stromerzeugung binnen 24 Stunden von 312 MWh ein. Auch GE reizte dort schon die Erzeugungskapazität über die ursprüngliche 12-MW-Konfiguration des Anlagentyps aus und produzierte tatsächlich 13 MWh pro Stunde – mit einer Kapazität von 13 MW also. Nach nur mäßig umfangreichen Umbauten am Maschinenhaus gab GE Anfang Oktober 2021 die jüngste Erhöhung der Nennleistung des Haliade-X-Prototyps auf nun 14 MW bekannt. Auch bei den Haliade-Anlagen handelt es sich um einen Direktantriebstyp.

Siemens Gamesa plant nun, die 14-MW-Offshore-Anlage mit einem noch größeren Rotor auszustatten. Dies soll die Erzeugung an möglichst vielen Standorten hin zu einer möglichst hohen Auslastung weiter verstetigen – oder möglicherweise auch eine neue Nennleistungserhöhung vorbereiten. Zu einer möglichen weiteren Ausreizung der Plattform gibt der Windturbinenbauer auch auf Anfrage erklärtermaßen keine Auskunft, ehe ein nächstes konkretes Turbinenmodell feststeht und dann bekannt zu geben wäre. Der neue Turbinentyp SG 14-236 mit 236 Meter Rotordurchmesser soll dank der weiter ausgreifenden Rotorblätter auch aus unregelmäßig auftretenden Windfeldern eine gleichmäßig starke Erzeugungsleistung erreichen. Die größere überstrichene Rotorfläche greift demnach so viel mehr ab, dass sich die mittlere Jahresstromproduktion des Anlagenmodells um 30 Prozent im Vergleich zur Vorgängeranlage mit 200 Meter Rotordurchmesser und elf MW Nennleistung erhöhen soll. Für Turbinenmodell SG 14-222 hatte Siemens Gamesa eine Erhöhung der jährlichen Energieerzeugung im Vergleich zur SG 11-200 noch um geringere 25 Prozent errechnet.